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106 Kapitel 3<br />

Die Koordination der Geldpolitik wurde in Europa bisher durch die Verpflichtung<br />

zur Stabilisierung der Wechselkurse nationaler Währungen erreicht.<br />

Dies hat den Einfluß der ausschließlich an der Geldwertstabilität<br />

orientierten Politik der deutschen Bundesbank auf ganz Europa erstreckt,<br />

was vielleicht nicht den Anstieg der Arbeitslosigkeit erklärt, aber sicherlich<br />

auch keine zusätzlichen Arbeitsplätze geschaffen hat. Jedenfalls lief in den<br />

neunziger Jahren die Konjunktur in jenen europäischen Ländern am besten,<br />

deren Währungen von der Spekulation aus dem Europäischen Währungssystem<br />

katapultiert worden waren. Da die zukünftige Europäische Zentralbank<br />

nach den Vorgaben des Vertrags von Maastricht noch unabhängiger als die<br />

Bundesbank und ebenso der Preisstabilität verpflichtet sein soll wie diese,<br />

läßt sich kaum erkennen, wie eine europäische Geldpolitik zukünftig für<br />

mehr Beschäftigung sorgen könnte. 19<br />

Wenn aber die Geldpolitik restriktiv gehandhabt wird, dann ließen sich<br />

positive Beschäftigungseffekte allenfalls durch massive fiskalische Impulse<br />

erreichen – viel größere jedenfalls, als sie das schmale Budget der Europäischen<br />

Union erlauben würde. Eine koordinierte Expansion der nationalen<br />

Haushalte wäre eine andere Frage; aber hier hat die Koordination, die durch<br />

das Defizitkriterium des Maastrichter Vertrages tatsächlich erreicht wurde,<br />

alle Länder, die eine Mitgliedschaft in der Europäischen Währungsunion<br />

anstreben, zu deflationären anstatt zu expansiven fiskalischen Strategien gezwungen.<br />

Darüber hinaus fixiert der in Amsterdam unterzeichnete »Stabilitätspakt«<br />

die Verpflichtung, auf unbegrenzte Zeit weiterhin Haushaltsdisziplin<br />

zu üben. Insgesamt hat also die europäische Integration die Zwänge<br />

nicht gelockert, die eine keynesianische Vollbeschäftigungspolitik auf nationaler<br />

Ebene verhindern. Die für die Europäische Währungsunion verabschiedeten<br />

Regelungen haben offenbar nicht den Zweck, daran etwas zu ändern.<br />

19 Es soll hier nicht behauptet werden, daß sich heute in Europa durch makroökonomische<br />

Konzertierung nach keynesianischem Muster Vollbeschäftigung erreichen ließe. Wichtig<br />

ist, daß die institutionellen Strukturen, die in Maastricht und Amsterdam beschlossen wurden,<br />

schon jeden Versuch eines solchen Vorgehens ausschließen.

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