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14 Einleitung<br />

und des Standortwettbewerbs verstanden werden. Entgegen einer weitverbreiteten<br />

Ansicht, so wird gezeigt, besteht jedoch kein negativer Kausalzusammenhang<br />

zwischen der Größe des Sozialstaates und der Gesamtbeschäftigung<br />

− und das gleiche gilt auch für die Beschäftigung in den Wirtschaftszweigen,<br />

die dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind. Die Probleme<br />

der Länder mit niedrigem Beschäftigungsniveau liegen vielmehr in den Bereichen<br />

der Volkswirtschaft, die vor dem internationalen Wettbewerb geschützt<br />

sind, und sie werden nicht von der Größe, sondern von bestimmten<br />

Strukturen des Sozialstaats dieser Länder verursacht. Wo dies der Fall ist,<br />

können Veränderungen in der Struktur der Sozialausgaben und in der Finanzierung<br />

des Sozialstaats erforderlich, aber auch ausreichend sein, um die<br />

wichtigsten Folgeprobleme der wirtschaftlichen Integration zu bewältigen.<br />

Im fünften Kapitel wird argumentiert, daß es auch auf der europäischen<br />

Ebene noch ungenutzte Möglichkeiten zur Verbesserung der Problemlösungsfähigkeit<br />

der Mehrebenenpolitik in Europa gibt. Zunächst wird gezeigt,<br />

daß die Amsterdamer Verpflichtung zur Koordinierung der Beschäftigungsstrategien<br />

größere Chancen eröffnet als allgemein angenommen wird. Bemerkenswert<br />

erscheint auch die gleichzeitig zu beobachtende Entwicklung<br />

im Recht der negativen Integration, wo Kommission und Gerichtshof nunmehr<br />

auch andere politische Ziele als die Maximierung des freien Wettbewerbs<br />

in die Abwägung einbeziehen. Andererseits ist es dem Amsterdamer<br />

Gipfel nicht gelungen, das beträchtliche Potential der »differenzierten Integration«<br />

auszuschöpfen, das es Mitgliedstaaten mit ähnlichen Problemen<br />

oder ähnlichen institutionellen Bedingungen erlauben würde, europäische<br />

Entscheidungsprozesse zur Koordination ihrer Reformbemühungen zu nutzen.<br />

Trotzdem könnten sich Regelungen mit zweistufigen oder mit gleitenden<br />

Anforderungen als ein tauglicher Weg zur Erhaltung der Dynamik der<br />

positiven Integration erweisen – insbesondere wenn nach einer Osterweiterung<br />

die Unterschiede in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Mitgliedstaaten<br />

wesentlich größer werden.<br />

Das abschließende Kapitel kehrt zu den Problemen der demokratischen<br />

Legitimität zurück. Auch wenn die europäischen Institutionen in ihrer gegenwärtigen<br />

Gestalt zur Vermittlung output-orientierter Legitimität imstande<br />

sind, bleibt das Problemlösungspotential der unter diesen Bedingungen tatsächlich<br />

durchsetzbaren politischen Vorhaben begrenzt. Gleichzeitig tragen<br />

diese europäischen Politiken aber insoweit zu dem Demokratiedefizit auf der<br />

nationalen Ebene bei, wie die Regeln der negativen Integration und die<br />

Konkurrenz der Regulierungssysteme die nationale Politik an der Verfolgung<br />

demokratisch legitimierter Ziele hindern. Dem könnte eine Weiterent-

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