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Der mögliche europäische Beitrag 153<br />

Nichts spricht dafür, daß Konflikte dieser Art durch die in Amsterdam verabschiedeten<br />

Regeln und Verfahren der verstärkten Zusammenarbeit vermieden<br />

oder leichter überwunden werden könnten. In den folgenden Abschnitten<br />

werde ich deswegen zunächst strategische Ansätze erörtern, mit deren Hilfe<br />

Fortschritte in diesen konfliktträchtigen Bereichen auch im Rahmen der gegenwärtigen<br />

institutionellen Strukturen und Verfahren der Gemeinschaft erzielt<br />

werden könnten. Als erstes behandle ich die Möglichkeit, uneinheitliche<br />

Standards für produktions- und standortbezogene Regelungen im Umweltbereich<br />

einzuführen.<br />

5.3.1 Regelungen auf unterschiedlichem Niveau?<br />

Im allgemeinen sind wirtschaftlich höher entwickelte Länder einer stärkeren<br />

Umweltbelastung ausgesetzt (und tragen mehr zur globalen Umweltverschmutzung<br />

bei) als weniger entwickelte. Gleichzeitig erlauben ihnen die<br />

höhere Produktivität ihrer Unternehmen und die größere finanzielle Leistungsfähigkeit<br />

ihrer Verbraucher und Steuerzahler, strengere Emissionswerte<br />

festzusetzen. Wenn man jedoch diese Standards auch in weniger entwickelten<br />

Ländern einführte, würden sie entweder die Wettbewerbsfähigkeit<br />

ihrer Unternehmen zerstören oder die finanzielle Leistungsfähigkeit von<br />

Verbrauchern und Steuerzahlern überfordern. Aus diesem Grund ist auf der<br />

europäischen Ebene ein Einvernehmen über Regelungen, die zu einem starken<br />

Anstieg der Produktionskosten führen würden, nur schwer oder gar<br />

nicht zu erreichen, und die Bilanz des europäischen Umweltschutzes ist deshalb<br />

bei den produktions- und standortbezogenen Regelungen 7 bestenfalls<br />

höchst uneinheitlich (Golub 1996a, 1996c, 1997a).<br />

Aber warum sollte das von Bedeutung sein, wenn es Ländern mit höherer<br />

Umweltbelastung und einer Präferenz für strengere Vorschriften freigestellt<br />

bleibt, die ihrer Situation entsprechenden anspruchsvollen Standards einzuführen?<br />

Da ihre höheren Kosten durch eine höhere Produktivität kompensiert<br />

werden, sollte die Drohung des Wettbewerbs von weniger hoch entwikkelten<br />

Volkswirtschaften mit einem niedrigeren Umweltschutzniveau sie ja<br />

nicht von »nationalen Alleingängen« abhalten können. Was dagegen ins<br />

7 Auch wenn anspruchsvolle Richtlinien doch beschlossen werden, wie dies etwa im Gewässerschutz<br />

und in der Luftreinhaltung der Fall ist, ist noch keineswegs gesichert, daß<br />

dann auch in allen Ländern die für eine effektive Implementation notwendigen Kontrollen<br />

und technisch aufwendigen Meßstationen eingerichtet werden.

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