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Demokratie in einer kapitalistischen Wirtschaft 35<br />

Ebene geworden sind. In den beiden letzten Kapiteln des Buches werde ich<br />

dann nationale und europäische politische Optionen diskutieren, welche die<br />

Effektivität politischer Problemlösungen auf beiden Ebenen erhöhen könnten.<br />

Zuächst aber soll das immer prekäre Verhältnis zwischen der auf die<br />

Grenzen des Territorialstaats beschränkten nationalen Demokratie und der<br />

grundsätzlich zur internationalen Verflechtung tendierenden kapitalistischen<br />

Ökonomie erörtert werden.<br />

1.3 Nationale Demokratie im internationalen Kapitalismus<br />

Das output-orientierte Kriterium der Effektivität von Problemlösungen kann<br />

gewiß nicht mit dem Anspruch politischer Omnipotenz gleichgesetzt werden.<br />

Sogar während der frühen Nachkriegsjahrzehnte, als die nationale Problemlösungsfähigkeit<br />

ihren Höhepunkt erreicht hatte, waren politische Entscheidungen<br />

immer auch von internen und externen Faktoren abhängig, die<br />

nicht der Kontrolle demokratisch verantwortlicher Amtsinhaber unterlagen.<br />

Intern stößt die demokratische Politik auf die rechtlichen Schranken von<br />

Verfassungen mit Grundrechtskatalog und institutionellen checks and balances,<br />

die durch eine unabhängige Justiz gesichert werden; faktisch wird der<br />

interne Handlungsspielraum immer durch knappe Ressourcen beschränkt,<br />

und überdies respektieren demokratische Staaten aus gutem Grund die internen<br />

Strukturen und professionellen Handlungsorientierungen funktionaler<br />

Teilsysteme – der Wirtschaft, der Wissenschaft, des Erziehungswesens, des<br />

Gesundheitswesens oder der Künste (Willke 1983). Extern ist die »Souveränität«<br />

der Nationalstaaten territorial begrenzt, und doch werden viele Probleme<br />

ihrer Bürger durch grenzüberschreitende Faktoren bestimmt. Für die<br />

militärische Sicherheit war das immer offensichtlich, aber das gleiche gilt<br />

nun für den internationalen Terrorismus und das organisierte Verbrechen, für<br />

die transnationale und globale Umweltverschmutzung, für die transnationale<br />

Migration und für die globale Kommunikation. Diese grenzüberschreitenden<br />

Effekte haben im Vergleich zu den frühen Nachkriegsjahrzehnten erheblich<br />

zugenommen, und alle schränken die Fähigkeit demokratischer Nationalstaaten<br />

ein, autonom das kollektive Schicksal ihrer Bürger zu gestalten. Die<br />

größte Beschränkung demokratischer Selbstbestimmung in nationalen Grenzen<br />

geht jedoch von der Reintegration globaler Kapitalmärkte und der internationalen<br />

Märkte für Güter und Dienstleistungen aus.

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