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Der mögliche europäische Beitrag 165<br />

dere Richtung – auf das korporatistische 18 oder das britische Modell 19 hin –<br />

bewegen müssen. Aber auch hier wären die verfügbaren Optionen leichter<br />

zu klären, wenn die Staaten, die vor denselben Problemen stehen, sich auf<br />

ein koordiniertes Vorgehen einigen könnten.<br />

Gesucht: Möglichkeiten der sub-europäischen Koordination<br />

Wenn die Amsterdamer Entscheidungen zur »verstärkten Zusammenarbeit<br />

und Flexibilität« die Bildung von Gruppierungen erlaubt hätten, die weniger<br />

als die Hälfte aller Mitgliedstaaten erfassen, hätte man die institutionelle Infrastruktur<br />

der Gemeinschaft und die analytischen und koordinativen Dienste<br />

der Kommission für Reformen nutzen können, die den gemeinsamen institutionellen<br />

Bedingungen der unterschiedlichen Ländergruppen gerecht<br />

würden und zugleich die langfristig wünschenswerte Konvergenz der europäischen<br />

Sozialstaaten begünstigt hätten. Ein solches Arrangement hätte allen<br />

Tendenzen zur »kompetitiven Demontage des Sozialstaats« einen Riegel<br />

vorgeschoben. Wichtiger noch: Auch die innerstaatlichen Auseinandersetzungen<br />

über die Reform des Sozialstaats hätten gegenüber allfälligen Widerständen<br />

vom Legitimitätsbonus international koordinierter Lösungen und<br />

vielleicht sogar von der rechtlichen Wirkung von EG-Richtlinien profitieren<br />

können.<br />

Unter den gegebenen Umständen fehlt jedoch die institutionelle Infrastruktur,<br />

die der Koordination am dienlichsten wäre. Die Heterogenität<br />

vorhandener nationaler Strukturen und Institutionen und der spezifischen<br />

Probleme, mit denen sie es zu tun haben, sind viel zu groß, als daß die Entwicklung<br />

einheitlicher Reformstrategien möglich wäre; gleichzeitig jedoch<br />

haben rein nationale Reformbemühungen mit den Zwängen des internationalen<br />

regulativen Wettbewerbs zu kämpfen, die eine Entscheidung für suboptimale<br />

Reformlösungen begünstigen. Selbst unter diesen Bedingungen ist<br />

es aber nötig, deutlich zu machen, daß koordinierte Reformstrategien zwi-<br />

18 In diese Richtung hat sich Italien jedenfalls während der letzten Jahre bewegt. Anders<br />

hätten dort die Maastricht-Kriterien der Währungsunion nicht erfüllt werden können.<br />

19 Auch das britische Modell hat freilich seine Schwierigkeiten. Zwar sind die Gewerkschaften<br />

unter der Thatcher-Regierung organisatorisch geschwächt worden, aber die dezentralisierten<br />

Verhandlungen ermöglichen nach wie vor die volle Ausschöpfung lokaler<br />

Lohnerhöhungsspielräume – und die Konkurrenz zwischen den Einzelgewerkschaften<br />

zwingt diese, solche Spielräume auch zu nutzen (Scharpf 1987). Deshalb kommt es in der<br />

Phase eines Wirtschaftsaufschwungs in Großbritannien zu früheren und stärkeren Lohnund<br />

Preissteigerungen als etwa in Deutschland (Economist, 25.7.1998: 37–38).

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