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92 Kapitel 3<br />
auf egoistisch-rationale Verbraucher 11 rechnen, die Güter und Dienstleistungen,<br />
die unter strengeren Bedingungen hergestellt wurden, bevorzugen<br />
könnten. Wenn produktionsbezogene Vorschriften also die Produktkosten<br />
erhöhen, wird der regulative Wettbewerb im allgemeinen einen Druck zur<br />
Senkung, und nicht zur Erhöhung nationaler Standards bewirken.<br />
Aber der Druck kann auf Widerstand treffen. Dann wird das Ergebnis von<br />
der relativen Stärke der auf Absenkung des Regulierungsniveaus drängenden<br />
wirtschaftlichen und der das bisherige Anspruchsniveau verteidigenden politischen<br />
Kräfte abhängen. Dieses Kräftegleichgewicht dürfte von Fall zu Fall<br />
unterschiedlich sein, und es hängt auch in hohem Maße von der Verteilung<br />
institutioneller Vetopositionen ab. Trotzdem lassen sich charakteristische<br />
Ähnlichkeiten innerhalb bestimmter Politikbereiche feststellen, die begrenzte<br />
Verallgemeinerungen erlauben. Beginnen wir mit dem empirisch ambivalenten<br />
Politikfeld des produktions- und standortbezogenen Umweltschutzes.<br />
Standortbezogener Umweltschutz<br />
Wie Vogel (1995, 1997) gezeigt hat, scheinen die geltenden produktions-,<br />
prozeß- und standortbezogenen Regeln des Umweltschutzes gegenüber dem<br />
»Abwärtsdruck« des regulativen Wettbewerbs relativ immun zu sein, obwohl<br />
sie weder die Nichtzulassung fremder Produkte rechtfertigen können<br />
noch merkliche Vorteile für eigennützig handelnde Verbraucher mit sich<br />
bringen. Als Erklärung hebt Vogel den Umstand hervor, daß viele dieser<br />
Vorschriften die Produktionskosten nur marginal erhöhen, so daß der von<br />
wirtschaftlichen Interessen ausgeübte Abwärtsdruck relativ gering sein dürfte.<br />
Dasselbe mag auf die geltenden Vorschriften zum Gesundheitsschutz und<br />
zur Arbeitssicherheit zutreffen (Eichener 1992, 1997). Überdies gibt es von<br />
Branche zu Branche auch große Unterschiede in der Höhe der Regulierungskosten<br />
und der Intensität des Wettbewerbsdrucks. Der wirtschaftliche<br />
Druck zur Absenkung geltender Schutzstandards ist also am stärksten in Industriezweigen,<br />
die einem heftigen internationalen Wettbewerb und hohen<br />
11 Wenn allerdings Verbraucher nicht eigennützig handeln, können Informationen über Produktionsabläufe<br />
auch die Verkaufszahlen beeinflussen. Einschlägige Beispiele sind die<br />
»union labels« für Bekleidung in den Vereinigten Staaten, der »blaue Engel« für ökologisch<br />
höherwertige Produkte in Deutschland, ethische Kriterien für Wertpapierinvestitionen<br />
und der »Brent Spar«-Boykott für Benzin der Marke Shell. So ist es in der Tat möglich, daß<br />
einige Aspekte produktions- und standortbezogener Regelungen ähnlich wie produktbezogene<br />
Regeln wirken.