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Die Problemlösungsfähigkeit der Mehrebenenpolitik 93<br />

Umweltkosten ausgesetzt sind. In anderen Industriezweigen können diese<br />

Zwänge dagegen viel geringer sein.<br />

Jedoch können die wirtschaftlichen Faktoren das politische Ergebnis<br />

nicht vollständig erklären. Ebenso wichtig, oder sogar noch wichtiger, ist der<br />

politische Stellenwert der Ziele, denen die jeweiligen Vorschriften dienen,<br />

und der politische Widerstand gegen ihre mögliche Vereitelung. Deswegen<br />

wird der internationale Wirtschaftswettbewerb jene Vorschriften am wenigsten<br />

tangieren, die per se als schädlich angesehene Bedingungen oder Aktivitäten<br />

verhindern oder beseitigen sollen. In diesem Fall werden wirtschaftliche<br />

Verluste als notwendige und einkalkulierte Folge bewertet, und<br />

nicht als zu vermeidendes Unglück. Dies gilt nicht nur für Drogenhandel,<br />

Pornographie oder Kinderarbeit, sondern auch für einige Umweltschutzbestimmungen,<br />

die auf nationaler Ebene aufrechterhalten werden, obwohl sie<br />

unzweifelhaft mit bestimmten ökonomischen Interessen kollidieren und zur<br />

<strong>Verlag</strong>erung einzelner Produktionszweige ins Ausland führen. Betrachtet<br />

man beide Faktoren zusammen, erscheint es nicht mehr überraschend, daß<br />

empirische Untersuchungen bei den produktions- und standortbezogenen<br />

Umweltschutzregelungen keinen allgemeinen »Wettlauf nach unten« feststellen<br />

können.<br />

Besteuerung von mobilen Steuerquellen<br />

Anders verhält es sich im Fall der Besteuerung. Zunächst ist zu bedenken,<br />

daß Steuern auf Kapiteleinkünfte, Gewinne, Eigentum und Produktionsfaktoren<br />

im allgemeinen der Einnahmenerzielung und vielleicht noch der<br />

Umverteilung dienen, nicht aber die Einschränkung bestimmter Tätigkeiten<br />

bezwecken. Deshalb wäre eine Steuerpolitik, welche die Steuerquellen vernichten<br />

oder außer Landes treiben würde, im Sinne der eigenen Ziele kontraproduktiv.<br />

Dies ist die Logik der berühmten Laffer-Kurve, und aus ihr<br />

folgt auch, daß der das Steueraufkommen maximierende Steuersatz überall<br />

sinken muß, wenn die Steuerquellen international mobil werden und in Länder<br />

mit niedrigeren Sätzen abwandern können. Wenn also der Zweck der<br />

Besteuerung in der Maximierung von Einnahmen liegt und die erzielten<br />

Einnahmen von der Bemessungsgrundlage und dem Steuersatz abhängen,<br />

schafft internationaler Wettbewerb somit eine Versuchung für Staaten (und<br />

vor allem für relativ kleine Staaten), die Steuersätze herabzusetzen, um auf<br />

diese Weise eine Vergrößerung der Bemessungsgrundlage zu erreichen.<br />

Wenn andere Staaten darauf in derselben Weise reagieren, um den Abfluß<br />

besteuerbarer Ressourcen zu verhindern, werden im Ergebnis alle Staaten die

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