Festschrift "50 Jahre Bundeszahnärztekammer 1953 - 2003" - Die ...
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ger Dualismus zwischen Gruppen- und Individualprophylaxe<br />
diskutiert wird, da beide nebeneinander<br />
mit unterschiedlichen Zielen ihre<br />
Berechtigung und Bewährung haben. Gerade<br />
die Synergien von allen drei Strategien sollten<br />
zielgerichtet in Reflexion der tatsächlichen<br />
Akzeptanz in der Bevölkerung genutzt werden<br />
(Müller and Prchala 2003).<br />
- Prophylaxe von Entwicklungsstörungen<br />
- Prophylaxe von Karies<br />
- Prophylaxe von Parodontalerkrankungen<br />
- Prophylaxe von Funktionsstörungen und<br />
muskulären sowie sonstigen Schmerzsyndromen<br />
im Kiefer-Gesichtsbereich<br />
- Prävention als Erfolgsicherung nach einer<br />
zahnärztlichen Behandlung<br />
- Prophylaxe von Mundschleimhauterkrankungen<br />
und Tumoren<br />
- Ansätze zur Prophylaxe von Allgemeinerkrankungen<br />
Persönliche und professionelle Zahnhygiene<br />
und lokale sowie systemische Fluorid-Anwendungen<br />
stehen ganz im Mittelpunkt der wissenschaftlichen<br />
Literatur zur Kariesprävention, wobei<br />
in einer früheren Zeitphase auch diätetische<br />
Aspekte im Sinn einer Glukosereduktion bzw.<br />
Zuckerersatzstoffe ein breitere Diskussion erfuhr,<br />
während heute zunehmend soziale Einflussfaktoren<br />
auf die Kariesprävalenz mitdiskutiert<br />
werden. Dabei hat insbesondere die Kariesprävention<br />
mit Fluoriden sicher einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Kariesreduktion geleistet und<br />
dennoch eine wechselvolle Diskussion erlebt.<br />
So sind auch die neuesten Empfehlungen der<br />
DGZMK mit deutlicher Betonung der lokalen<br />
Applikation und Individualisierung der Dosierung<br />
nicht unwidersprochen geblieben. Alternative<br />
Strategien wie risikoadaptierte Therapiekonzepte<br />
nach Kariesrisikobestimmung incl. Speichelkeimbestimmungen<br />
und Remineralisierungsstrategien<br />
bzw. Kariesmonitoring der Initialkaries,<br />
die eine Früherkennung durch eine verbesserte<br />
Diagnostik zur Vorraussetzung hat, und<br />
Strategien der lokalen Keimreduktion durch<br />
Chlorhexitid, bisher in wissenschaftlicher Diskussion<br />
zur Effektivität und um ihren Stellenwert<br />
bzw. der gezielten individuellen Indikation.<br />
<strong>Die</strong> Parodontalprävention hat, wie die Kariesprävention,<br />
als chronische Infektionskrankheit<br />
ebenfalls zunächst die Verbesserung der Mundhygiene<br />
und Hygienefähigkeit der Zähne und<br />
Zahnzwischenräume zur Zielsetzung. Aber andererseits<br />
stellen systemische Faktoren, die ein<br />
Präventionsorientierte Zahnheilkunde als umfassende Gesundheitsbetreuung ein Leben lang<br />
Verschuldungsprinzip gerade bei Parodontalerkrankungen<br />
sehr fraglich erscheinen lassen, und<br />
begleitende exogene Faktoren wie, z.B. das<br />
Rauchen, wesentlich den Verlauf mitbestimmende<br />
Faktoren dar. Aber auch in der Parodontologie<br />
ist die screenende Routinediagnostik zB.<br />
mit Hilfe des PSI-Index eine wesentliche Voraussetzung<br />
für eine Frühbehandlung (Sekundärprävention)<br />
und gerade in dieser Erkrankungsgruppe<br />
kommt der risikoadaptierten präventiven<br />
Langzeitbetreuung (maintenece) eine wesentliche<br />
Bedeutung zum Erhalt der parodontalen<br />
Gesundheit zu. Auch hier muss weiter nach prädiktiven<br />
Faktoren gesucht werden und der<br />
Stellenwert erster Ansätze wie der IL1-Polymorphismus<br />
wissenschaftlich kritisch geprüft werden,<br />
bevor er allgemein zur Anwendung als<br />
Routinediagnostikum empfohlen wird. Molekulare<br />
Unterschiede der entzündlichen Gewebeantwort<br />
(z.B. IL1-Bestimmung) konnten bisher<br />
nur einen sehr unsicheren prädiktiven Wert für<br />
den Verlauf einer parodontalen oder periimplantären<br />
Entzündung bieten und keineswegs eine<br />
valide Hilfe für die individuelle Krankheitsprävention.<br />
Dennoch bestehen viele Ansätze, die<br />
Betreuung risikoadaptiert zu individualisieren.<br />
Zahnmedizinische Prävention als Karies und<br />
Parodontalprophylaxe ist neben den lokalen<br />
Maßnahmen auch eine lang andauernde Verhaltensprävention,<br />
die möglichst frühzeitig einsetzen<br />
und nachhaltig möglichst lebenslang als<br />
Hilfe zur Selbsthilfe (Oral self care) ergänzend<br />
zu den professionellen Möglichkeiten angeboten<br />
werden muss (Bauch 1995). Bei den lokalen<br />
Maßnahmen wäre es falsch, als Karies- und Parodontalprävention<br />
nur die professionelle Unterstützung<br />
zur Zahnhygiene oder lokale Fluoridierung<br />
und die modernen sogenannten minimalinvasiven<br />
Restaurationsmöglichkeiten (Staehle<br />
1999) zu betrachten, wie dies auch in entsprechenden<br />
Büchern gelegentlich geschieh. <strong>Die</strong>se<br />
gesamte zahnärztliche Therapie muss in Indikationsstellung<br />
und Durchführung präventiv ausgerichtet<br />
sein. Aus dem gleichen Grund war die<br />
Zielvorgabe der Politik nicht wirklich zu realisieren,<br />
die Gebührenordnung der Zahnmedizin<br />
„präventionsorientiert, ursachengerecht und im<br />
Sinne substanzschonender Therapieformen“ im<br />
Zwangskorsett einer Budgetierung und Ausgabenneutralität<br />
umzugestalten, wie die nur geringen<br />
Veränderungen des neuen BEMA-Entwurfs<br />
unschwer aufzeigen.<br />
ort<br />
107 |<br />
Grußsw