Festschrift "50 Jahre Bundeszahnärztekammer 1953 - 2003" - Die ...
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<strong>Die</strong> Freiberuflichkeit des Zahnarztes im<br />
Das Berufsbild des Zahnarztes im System<br />
der Freien Berufe<br />
Der Zahnarzt als Freier Beruf im Sozialstaat<br />
bezeichnet eine berufs-, gesundheits- und sozialpolitische<br />
Problemstellung, die trotz jahrzehntelanger<br />
politischer, rechts- und sozialwissenschaftlicher<br />
Diskussionen unter einer Flut<br />
gesetzgeberischer Aktivitäten im Gesundheitsund<br />
Sozialwesen nichts an Aktualität eingebüßt<br />
hat und bei jeder Gesundheitsreform erneut<br />
auf dem Prüfstand steht. Ebenso wie der Autor<br />
dieses Beitrages, der in verschiedenen Funktionen<br />
der berufsständischen Selbstverwaltung<br />
Gelegenheit hatte, die Status- und Funktionsmetamorphose<br />
der zahnärztlichen Berufsausübung<br />
unter sozialstaatlichen Rahmenbedingungen<br />
berufspolitisch-administrativ 1) und wissenschaftlich<br />
2) zu begleiten, haben zahlreiche<br />
grundlegende Untersuchungen 3) sich mit der<br />
Rolle des Arztes und Zahnarztes in ihrer Ambivalenz<br />
zwischen freiberuflicher Eigenverantwortung<br />
und zunehmend restriktiver werdenden<br />
sozialstaatlichen Bindungen befasst. Das<br />
<strong>50</strong>-jährige Bestehen der <strong>Bundeszahnärztekammer</strong>,<br />
die kraft gesetzlicher Aufgabenstellung<br />
Professor Dr. jur. Burkhard Tiemann<br />
Spannungsfeld sozialstaatlicher Bindungen<br />
ihrer Mitgliedsorganisationen, satzungsmäßigem<br />
Auftrag und verbandlichem Selbstverständnis<br />
die Bewahrung zahnärztlicher Freiberuflichkeit<br />
in sozialverantwortlicher Berufsausübung<br />
als zentrale Aufgabe ansieht, gibt erneut Anlass<br />
sowohl retrospektiv-analytisch eine Bilanz des<br />
abgelaufenen Evolutionsprozesses der berufsrechtlichen<br />
Entwicklung als auch prospektiv<br />
eine Standortbestimmung des Zahnarztes im<br />
Sozialstaat und dessen sich abzeichnender<br />
Grenzen vorzunehmen. Dabei sind die Einwirkungen<br />
des Berufs- und Vertragsarztrechts auf die<br />
Berufsausübung, die vielfältigen Determinanten<br />
des medizinisch-wissenschaftlichen Fortschritts,<br />
das sich wandelnde orale Morbiditätspanorama,<br />
die komplexen gesundheitsökonomischen<br />
Bestimmungsfaktoren und nicht zuletzt<br />
die sich entwickelnde Dimension einer europäischen<br />
Sozialunion zu berücksichtigen. 4)<br />
<strong>Die</strong> viel beschworene Kernfrage, ob der Arzt<br />
oder Zahnarzt insbesondere in seiner Erscheinungsform<br />
als Vertrags(zahn-)arzt in diesem Jubiläumsjahr<br />
der <strong>Bundeszahnärztekammer</strong> noch<br />
ein Freier Beruf ist, begegnet von vornherein der<br />
Schwierigkeit einer gewissen begrifflichen Unschärfe<br />
eines Freiberuflichkeitsverständnisses,<br />
1) Seit 1979 als Hauptgeschäftsführer und später Vorstandsbevollmächtigter der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, Direktor des Instituts der Deutschen<br />
Zahnärzte und Koordinator des Consiliums der <strong>Bundeszahnärztekammer</strong>. Zu den berufs-, gesundheits- und versorgungspolitischen Positionen der Zahnärzteschaft, s.<br />
u.a. meine Beiträge, in: 100 <strong>Jahre</strong> Krankenversicherung (hrsg. vom Forschungsinstitut für die zahnärztliche Versorgung, 1984, S. 17 ff.; 30 <strong>Jahre</strong> KZBV (hrsg. von der<br />
Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, 1983); <strong>Die</strong> zahnärztliche Versorgung im Umbruch (hrsg. vom Institut der Deutschen Zahnärzte), 2001, S. 15 ff.<br />
2)B. Tiemann/S. Tiemann, Kassenarzt im Wandel, 1983; B. Tiemann, Medizinrecht, 1983, S. 176 ff., 211 ff.; Vierteljahrschrift für Sozialrecht (VSSR), 1994, 407 ff.; B.<br />
Tiemann/Klingenberger/Weber, System der zahnmedizinischen Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland, 2003.<br />
3) S. Tiemann, ZSR 1983, 184 ff., 230 ff.; Schulin, VSSR 1994, 357 ff: Stockhausen, Ärztliche Berufsfreiheit und Kostendämpfung, 1992; Sodan, Freie Berufe als<br />
Leistungserbringer im Recht der gesetzlichen Krankenversicherung, 1997; Tettinger, Medizinrecht 2001, 287 ff.<br />
4)Zur Vernetzung interdependenter juristischer, gesundheitsökonomischer und sozial-medizinischer Entwicklungstendenzen des zahnmedizinischen Versorgungssektors<br />
in interdisziplinärer Sicht, s. <strong>Die</strong> zahnärztliche Versorgung im Umbruch, aaO, mit Beiträgen von B. Tiemann, S.15 ff.; Reich, S.29 ff.; Wille, S. 39 ff.; Tettinger, S. 57 ff.