Festschrift "50 Jahre Bundeszahnärztekammer 1953 - 2003" - Die ...
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Wettbewerb und Umverteilung<br />
im Gesundheitswesen<br />
A. Das Gesundheitssystem vor großen<br />
Herausforderungen<br />
Der Kampf gegen steigende Lohnzusatzkosten<br />
und für mehr Beschäftigung will keine<br />
Erfolge zeigen. Im Gegenteil, die Arbeitslosigkeit<br />
nimmt weiter zu und unterhöhlt die Basis<br />
der Sozialsysteme. <strong>Die</strong> Beitragssätze in der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung entwickeln sich<br />
noch dynamischer als die Beitragssätze in der<br />
gesetzlichen Rentenversicherung. Mit der Zigarettensteuer<br />
scheint die Bundesregierung jetzt<br />
einen ähnlichen Weg in der Krankenversicherung<br />
beschreiten zu wollen wie mit der Ökosteuer<br />
in der Rentenversicherung. Dort sind die<br />
Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt stark gestiegen;<br />
der Beitragssatz ist aber nicht gesunken,<br />
sondern steigt wieder. Eine Teilfinanzierung aus<br />
Steuermitteln bezieht Bürger in die Finanzierung<br />
der Sozialversicherungen ein, die daraus<br />
keine Leistungen erhalten, und sie löst nicht die<br />
Probleme der Ineffizienz sowie der zunehmenden<br />
Belastung künftiger Generationen.<br />
In der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
steht wie in anderen Umlagesystemen der große<br />
Schub der demographischen Veränderung erst<br />
noch bevor. Immer mehr ältere Menschen nehmen<br />
in hohem Umfang Gesundheitsleistungen<br />
in Anspruch, ohne die vollen Kosten zu tragen.<br />
Gleichzeitig schrumpft die Anzahl der jüngeren<br />
Erwerbstätigen, die mehr in das System einzahlen<br />
als sie an Kosten verursachen. Daneben<br />
Prof. Dr. rer. oec. Johann Eekhoff<br />
werden ständig neue Behandlungsmethoden<br />
und Medikamente entwickelt, die den Leistungsstandard<br />
verbessern, aber auch den Finanzierungsbedarf<br />
erhöhen.<br />
In der Gesellschaft besteht die Vorstellung,<br />
dass jeder Bürger im Falle einer ernsten Krankheit<br />
die Möglichkeit haben solle, die notwendigen<br />
Behandlungen nach den neuesten technischen<br />
Standards zu erhalten, und zwar unabhängig<br />
vom eigenen Einkommen. Daraus ergibt<br />
sich, dass eine Umverteilung zugunsten der<br />
einkommensschwachen Personen organisiert<br />
werden muss, wobei festzulegen ist, welche<br />
Mindestleistungen für jeden Bürger bereitgestellt<br />
werden sollen, der diese Leistungen nicht selbst<br />
bezahlen kann.<br />
Mittel für die Umverteilung sind knapp, weil<br />
sie einem Teil der Bevölkerung zwangsweise<br />
entzogen werden müssen, und weil sich die<br />
Ausweichreaktionen und der Widerstand gegen<br />
steuerähnliche Abgaben mit steigender Belastung<br />
verstärken. Um eine Mindestleistung für<br />
Personen mit geringem Einkommen gewährleisten<br />
zu können, ist es nicht gleichgültig, wie<br />
viele Mittel dafür erforderlich sind und welche<br />
negativen Nebenwirkungen dadurch entstehen.<br />
Anders formuliert: Das Verteilungsproblem lässt<br />
sich um so schwerer lösen, je ineffizienter das<br />
Gesundheitswesen ist. Wer sich für eine Mindestversorgung<br />
und die entsprechende Umverteilung<br />
einsetzt, muss davon ausgehen können,<br />
dass ein hohes Maß an Effizienz sowohl im