Quantitative Analyse von Arzneistoff-Membran-Wechselwirkungen ...
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Einleitung<br />
Grundsätzlich muss aber in beiden Phasen die gleiche Ladungsform der Substanz vorliegen. Die<br />
klassische Definition bezieht sich auf die Verteilung einer elektrisch neutralen Substanz zwischen einer<br />
homogenen organischen Phase und Wasser (Nernst 1891). Der Verteilungskoeffizient wird herangezogen,<br />
um Aussagen zu treffen, wie hydrophil oder lipophil ein Wirkstoff ist. Bei ionisierbaren<br />
<strong>Arzneistoff</strong>en ist der Verteilungskoeffizient der Neutralform oft <strong>von</strong> geringer Bedeutung, da die<br />
<strong>Arzneistoff</strong>moleküle unter physiologischen Bedingungen mehr oder weniger stark ionisiert vorliegen.<br />
In diesen Fällen wird als hydrophile Phase ein Puffer bestimmten pH-Wertes verwendet, um den<br />
Einfluss der Ionisation auf das Verteilungsverhalten zu berücksichtigen.<br />
Die Logarithmen der Verteilungskoeffizienten <strong>von</strong> ungeladenen Verbindungen sind nach Collander in<br />
unterschiedlichen Verteilungssystemen linear miteinander verknüpft, allerdings gilt dies nur für ähnliche<br />
Verbindungen und ähnliche lipophile Phasen (Collander 1951). Verteilungskoeffizienten erlauben<br />
relative Aussagen über die Resorption einer Verbindung, deren Bindung an Plasmaproteine, Transportwege<br />
(Glasser und Kriegelstein 1970; Rojratanakiat und Hansch 1990) sowie die Verteilung im<br />
Organismus (van de Waterbeemd und Kansy 1992).<br />
1.2 Die Bestimmung <strong>von</strong> Verteilungskoeffizienten<br />
Die Bestimmung <strong>von</strong> Verteilungskoeffizienten ist ein wesentlicher Beitrag zur Entwicklung neuer<br />
<strong>Arzneistoff</strong>moleküle. Heute werden vier Modell-Verteilungssysteme vom Typ homogene organische<br />
Phase und Wasser als „kritisches Quartett“ angesehen, um sowohl das spezifische Verteilungsverhalten<br />
einer Verbindung als auch dessen Ursachen zu analysieren. Die Systeme mit Angabe des charakteristischen<br />
Merkmals des organischen Lösungsmittels sind (Leahy et al. 1989):<br />
1. n-Octanol/Wasser (amphiphil, amphiprotisch);<br />
2. Propylenglycoldipelargonat/Wasser (Wasserstoffbrücken-Akzeptor);<br />
3. Chloroform/Wasser (Wasserstoffbrücken-Donor);<br />
4. Cyclohexan/Wasser (rein hydrophob).<br />
Die homogenen organischen Phasen haben verschiedene Dielektrizitätskonstanten und unterschiedliches<br />
Löslichkeitsvermögen <strong>von</strong> Wasser (Leahy et al. 1989). Das mit Wasser gesättigte n-Octanol<br />
besitzt eine spektroskopisch nachweisbare Clusterstruktur, bei der vier zentrale Wassermoleküle <strong>von</strong><br />
16 Octanol-Molekülen mit nach innen gerichteten Hydroxylgruppen umgeben sind (Smith et al. 1975;<br />
Franks et al. 1993).<br />
Das n-Octanol/Wasser System gilt als Methode der Wahl zur <strong>Analyse</strong> des Verteilungsverhaltens einer<br />
Verbindung und hat sich seit den Arbeiten <strong>von</strong> Hansch als allgemeines Referenzsystem in der<br />
Medizinischen Chemie und der Molekularpharmakologie durchgesetzt (Hansch und Dunn 1972;<br />
Hansch und Leo 1979). In einigen Fällen wurden Beziehungen zwischen biologischer Aktivität und den<br />
Differenzwerten der Logarithmen <strong>von</strong> Koeffizienten in zwei Verteilungssystemen gefunden, die<br />
allerdings nicht allgemeingültig sind, beispielsweise als ein Modell zur Blut-Hirn-Schranke (Leahy et<br />
al. 1991; van de Waterbeemd und Kansy 1992).<br />
Liposomen wurden als neueres Verteilungsmodell vorgeschlagen, da deren Aufbau einer biologischen<br />
<strong>Membran</strong> am nächsten kommt. Sie eignen sich gut zur Bestimmung <strong>von</strong> biologisch relevanten<br />
Verteilungskoeffizienten (Alcorn et al. 1993; Pauletti und Wunderli-Allenspach 1994) und zur Unter-<br />
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