MAGNIFICAT - Das Stundenbuch Oktober 2019

Themen und Termine 366
die Familie 1865 nach Berlin zog, blieb ihr die Großstadt fremd.
Gemeinsam mit ihrer Schwester Lisa besuchte sie daher in Gnadau
(Sachsen-Anhalt) ein von der Herrnhuter Brüdergemeine
geführtes Mädchenpensionat. Nach ihrer Ausbildung übernahm
sie in Köln die Leitung einer Anstalt für psychisch Kranke. In
Köln fühlte sie sich sehr wohl und war tief beeindruckt von der
katholischen Volksfrömmigkeit. So fasste sie schließlich den Entschluss,
zur römisch-katholischen Kirche zu konvertieren. Am
30. Oktober 1888 wurde sie in der Kölner Basilika „Zu den heiligen
Aposteln“ in die katholische Kirche aufgenommen. Dieser
Schritt führte aber zum Bruch mit ihrer Familie, auch ihre Arbeitsstelle
musste sie verlassen. Sie schloss sich daher den Kölner
Augustinerinnen an und arbeitete im Orden mit.
Errichtung einer karmelitischen Ordensgemeinschaft
Anna Maria Tauscher kehrte dennoch wieder nach Berlin zurück
und zog am 2. Juli 1891 mit einigen Waisenkindern in eine
Wohnung in der Pappelallee. Dieses Datum markiert für die einen
die Gründung der von ihr errichteten „St. Josephsheime“,
andere sehen darin das Gründungsdatum der Ordensgemeinschaft
„Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen Jesu“, wie sie ihre
Gemeinschaft später nannte. Ihr Anliegen, verwaisten Kindern
zu helfen und ihnen ein geregeltes Leben zu ermöglichen, unterstützten
zahlreiche Gefährtinnen. Aus der Gemeinschaft entstand
schließlich der Orden, der schon nach kurzer Zeit mehr als
200 Kinder betreute. Da sie unermüdlich um Unterstützung bat
und schließlich auch von vielen Seiten finanzielle Zuwendungen
bekam, konnte Anna Maria Tauscher bald eigene Häuser
für ihre Arbeit einrichten. Sie erwarb Häuser in den Berliner
Stadtteilen Weißensee, Charlottenburg und Neukölln, die sie zu
„Josephsheimen“ umbaute, zudem richtete sie in Birkenwerder
in Brandenburg ein Ferienheim für die Kinder ein.