MAGNIFICAT - Das Stundenbuch Oktober 2019

Unter die Lupe genommen 354
Dank“, wie es in der Grundordnung des Kirchenjahres und des
Römischen Generalkalenders (GOK) heißt. Der Herbstquatember
wurde vielerorts mit dem Dank für die Ernte verbunden, und so
entwickelte es sich, dass der erste Sonntag im Oktober mehr und
mehr als „Erntedanksonntag“ verstanden wurde. Daher wird seit
vielen Jahren – neben Bräuchen wie der Kräuterweihe am 15.
August oder der Segnung von Speisen an Ostern oder am Johannistag
– auch das Erntedankfest begangen. Den Termin Anfang
Oktober bestätigte die Deutsche Bischofskonferenz im Jahr 1972,
machte ihn allerdings nicht für die Gemeinden verbindlich.
Erntedankfest nach dem Michaelistag
In der evangelischen Tradition hat das Erntedankfest hingegen
einen festen liturgischen Platz und wird üblicherweise am
Sonntag nach dem 29. September, dem Michaelstag, oder an
einem benachbarten Sonntag gefeiert. So kommen evangelische
Festlegung und katholischer Brauch zusammen. Allerdings bestehen
auch andere örtliche Traditionen, wenn in einer Region
oder an einem Ort die Ernte zu einem anderen Zeitpunkt eingebracht
wird. Vielerorts wird das Erntedankfest mit weiteren
Festlichkeiten verbunden, wie beispielsweise dem Almabtrieb
der Tiere aus den Bergen oder einem „Ernteumzug“, bei dem
Wagen geschmückt und von Pferden, Ochsen oder Traktoren
durch die Straßen gezogen werden. Auch in anderen Ländern
hat das Erntedankfest Tradition: In Japan feierte man früher ein
Fest, an dem der Kaiser einen Teil des neu geernteten Reises
den Göttern opferte. Heute wird der Tag als „Dank für die Arbeit“
begangen. In den Vereinigten Staaten von Amerika zählt
„Thanksgiving“ (Erntedank) zu den höchsten Familienfesten, an
dem traditionell ein Truthahn gegessen wird. Das Fest erinnert
an das erste Erntedankfest der Pilgerväter nach ihrer Landung
in Neuengland im Jahr 1621.
Marc Witzenbacher