MAGNIFICAT - Das Stundenbuch Oktober 2019

Engagiertes Christsein 360
am 22. März 1945, wurde Iserloh verwundet. Er kam in ein
Kriegslazarett und wurde schließlich in das Reservelazarett II
in Helmstedt verlegt. Nach dem Krieg wurde Iserloh auf Anordnung
der englischen Militärregierung in das Reservelazarett
St. Josefshaus bei Wettringen gebracht. Als es ihm besser ging,
übernahm er dort wieder die Leitung einer Gruppe von schulentlassenen
Jungen, anschließend wirkte er als Hausgeistlicher
im Kloster zum Heiligen Kreuz in Freckenhorst (Kreis Warendorf).
Wissenschaftliche Laufbahn
Es zeichnete sich jedoch bald ab, dass Iserloh eine akademische
Laufbahn einschlagen sollte. 1947 ging er nach Rom, wo Iserloh
am Campo Santo Teutonico seine Habilitation vorbereitete.
1951 habilitierte er sich bei Hubert Jedin, einem der herausragenden
Kirchenhistoriker seiner Zeit, mit einer Arbeit über
Gnade und Eucharistie in der philosophischen Theologie von
Wilhelm Ockham. In dieser Zeit veröffentlichte Iserloh zudem
eine Studie zur Auseinandersetzung um die Messe in den ersten
Jahren der Reformation. Da seine Arbeit in Fachkreisen sehr
gelobt wurde, erhielt Iserloh einen Ruf an die Theologische Fakultät
in Trier, wo er auch bis 1964 lehrte. Dann übernahm er
einen Lehrstuhl in Münster.
Den Thesenanschlag gab es nicht
1961 veröffentlichte Iserloh seinen berühmt gewordenen Aufsatz,
in dem er den plausiblen Nachweis führte, dass der Thesenanschlag
Martin Luthers in das Reich der Legende gehöre.
Erst nach Luthers Tod sei dieser in der bekannten Form überliefert
worden. Tatsächlich haben auch weder Luther noch einer
seiner Zeitgenossen diesen demonstrativen Akt, der für viele
als das Startsignal zur Reformation galt, jemals beschrieben.