SAVOIR-VIVRE Winter-2020/21
Das virtuose Spiel der Aromen: Jörg und Nico Sackmann präsentieren ihre Kreationen Weinverkostung: Die Gewinnerweine unserer Wettbewerbe: Winzersekte, Edelsüße Weine, Orange Wine, Spätburgunder, rote Cuvées und andere rote Rebsorten Kampf dem Küchendampf: Moderne Technik und ausgefallenes Design Entdeckung des Jahres: Exzellente brasilianische Fine-Dining-Küche im Nürnberger Restaurant „1515 Rhinocervs“
Das virtuose Spiel der Aromen: Jörg und Nico Sackmann präsentieren ihre Kreationen
Weinverkostung: Die Gewinnerweine unserer Wettbewerbe: Winzersekte, Edelsüße Weine, Orange Wine, Spätburgunder, rote Cuvées und andere rote Rebsorten
Kampf dem Küchendampf: Moderne Technik und ausgefallenes Design
Entdeckung des Jahres: Exzellente brasilianische Fine-Dining-Küche im Nürnberger Restaurant „1515 Rhinocervs“
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REISE
Restauriert von den ägyptischen Royals, dann von deutschen Reedern, dann
von französischen. Und doch sieht sie immer noch so aus wie zu Cooks Zeiten.
Kolumne „Eberts Bordbuch“
Mit Faruks Yacht
über den Nil
Horst-Dieter Ebert ist einmal mit der
„SS Sudan“ durch Ägypten gefahren
voller Orientteppiche und Antiquitäten;
Faruk, der letzte königliche Lebemann
Ägyptens, lässt die Armaturen
in den Badezimmern vergolden. Nach
seiner Vertreibung 1952 wechselt das
Schiff mehrfach seine Besitzer. Bevor es
schließlich 1989 stillgelegt wird, spielt es
in Agatha Christies Krimi „Tod auf dem
Nil“ die „SS Karnack“, auf der alles passiert.
Der berühmte Film mit Peter Ustinov,
David Niven und Faye Dunaway
ist auch heute noch ein gern gesehenes
Immer-wieder-Ereignis des deutschen
Fernsehens.
Die ersten Schiffe, auch einige der
beliebtesten und der größten,
fahren wieder. Doch so richtige
Kreuzfahrten sind das nicht. Deshalb
stattdessen ein paar Erinnerungen an
„richtige“ Kreuzfahrten auf alten, teils
schon verschwundenen Schiffen.
Mein ältestes Schiff liegt schon ein
paar Jahre zurück, doch es fährt auch
heute noch. Wer dieses Schiff betreten
will, lernt gleich noch ein paar andere
kennen. In Luxor liegen die Nilschiffe
zu mindestens sechst nebeneinander vertäut,
die „SS Sudan“ hält als das kleinste
die Außenposition. So passiere ich erst
die „Tanis“ und die „Seti“, die „Arabella“
und die „Kira“, schließlich auch noch
die etwas glänzendere „Pascha“. Es sind
moderne Hotelschiffe mit mindestens
100 Kabinen, mit Lifts und mit elektrischen
Schuhputzmaschinen neben der
Rezeption.
In allen stehen lächelnde Ägypter und
winken mich weiter: „Sudan nächste
Schiff!“ Die „SS Sudan“ ist unter den
mehr als 300 Niltöchtern die einzige, die
als „nostalgischer Steamer“, als „historisch“
und mit ihren nur 23 Suiten und
Kabinen zugleich als „großer Luxus“
angeboten wird. Sie ist das älteste Schiff,
das heute auf dem Nil kreuzt: ein eher
geruhsam dahinstampfender Schaufelraddampfer,
der den vielen modernen
Großschiffen, die meist in Konvois eilig
dahinziehen, hinterherfährt. Eigentlich
stand dem 1885 (andere Version: 1896)
in Glasgow gebauten Schiff eine gut
berechenbare Beamtenlaufbahn bevor,
als Postschiff in schottischen Diensten.
Doch dann wurde es von dem Reisepionier
Thomas Cook übernommen und an
den Nil verlegt, um dort ihr Geld auf der
modischen Ägypten-Welle der fernwehsüchtigen
Briten zu verdienen. Die ein
paar Jahre später wird es kriegsdienstverpflichtet
und tut als Beobachtungsboot
der britischen Ägypten-Flotte seine
vaterländische Pflicht, später gerät es auf
undurchsichtigen ägyptischen Umwegen
in den Besitz des Königshauses.
König Fuad I. und die nachfolgenden
Royals versuchen, aus dem biederen
Paketboot eine luxuriöse Yacht
zu machen: mit geräumigen Kabinen
Farbe: ägyptisch weiß
Ein paar Jahre rottete der ehemalige
Filmstar an einem entlegenen Kai
in Kairo vor sich hin, dann entdecken
ihn ein paar deutsche Reise-Manager
und reaktivieren ihn – kurz vor seinem
100. Geburtstag. Sie bauen ihm moderne
Technik ein, doch versuchen sie, die
alte Atmosphäre zu bewahren, nach dem
beliebten Programm: die Wonnen der
Nostalgie ja, aber bitte mit Klimaanlage.
So behält das Schiff seinen anrührenden
Kolonial-Chic, die victorianischen
Betten mit den gewaltigen Messingpfosten
und die Biedermeier-Möbel. Die
alten Holzvertäfelungen sind geblieben
und auch die verschnörkelten Treppen
aus geschnitztem Teak, die sich anmutig
von Deck zu Deck schwingen. Doch
in den Suiten und Kabinen, alle nach
berühmten, teils auch fiktiven Passagieren
von Faruk bis Hercule Poirot
benannt, wurden Minibars und TV-
Geräte installiert, in den Bädern Jacuzzis.
Die gigantische Dampfmaschine
wird nicht mehr mit Kohlen, sondern
mit Öl befeuert. Doch ihr fettig glänzen-
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