SAVOIR-VIVRE Winter-2020/21
Das virtuose Spiel der Aromen: Jörg und Nico Sackmann präsentieren ihre Kreationen Weinverkostung: Die Gewinnerweine unserer Wettbewerbe: Winzersekte, Edelsüße Weine, Orange Wine, Spätburgunder, rote Cuvées und andere rote Rebsorten Kampf dem Küchendampf: Moderne Technik und ausgefallenes Design Entdeckung des Jahres: Exzellente brasilianische Fine-Dining-Küche im Nürnberger Restaurant „1515 Rhinocervs“
Das virtuose Spiel der Aromen: Jörg und Nico Sackmann präsentieren ihre Kreationen
Weinverkostung: Die Gewinnerweine unserer Wettbewerbe: Winzersekte, Edelsüße Weine, Orange Wine, Spätburgunder, rote Cuvées und andere rote Rebsorten
Kampf dem Küchendampf: Moderne Technik und ausgefallenes Design
Entdeckung des Jahres: Exzellente brasilianische Fine-Dining-Küche im Nürnberger Restaurant „1515 Rhinocervs“
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Links Autor Torge Thies und Namen, die man sich merken sollte: René Pöckl, Andreas Ziniel und Alexander Egermann. Winzertalente der Extraklasse.
siedlersee DAC“. Alle Weine, die solcherart
bezeichnet werden, müssen sich
bei kommissionellen Blindverkostungen
als Qualitätsweine mit gebietstypischem
Charakter behaupten.
Zugänglich. AUThentisch.
Wie das Land, so sein Wein, lautet eine
der zentralen Botschaften der Herkunftsweinvereinigung
Neusiedlersee
DAC. Zu Recht, wie ich nach meiner
Reise bestätigen kann. „Zugänglich“ ist
hierbei jedoch eine Aussage, die so manchen
Weinfreak durchaus skeptisch die
Augenbraue heben lässt. Bei mir überwiegt
jedoch die Zustimmung. Klar, die
fruchtbetonte (Kirsche, rote Beeren),
harmonische Stilistik der klassisch ausgebauten
Neusiedlersee DAC Zweigeltweine
wird selten Anlass zu stundenlangen
weinphilosophischen Gesprächen geben.
Ausnahmen wie die Weine vom Weingut
Pöckl bestätigen die Regel: Hier
kommt die individuelle Note des Winzers
zum Vorschein. All seine Weine sind
etwas fülliger, körperbetonter und kräftiger,
ohne dabei an Eleganz zu verlieren.
Wer hier nicht ins Schwärmen kommt
und anfängt zu philosophieren … ist
Biertrinker.
Aber in Gänze will der Zweigelt dies
gar nicht. Er will mit Freude getrunken
werden – im Sommer auch schon mal
leicht gekühlt. Zweigelt kann das. Andere
weniger. Die steigenden Produktionsmengen
– unter Berücksichtigung erntebedingter
Schwankungen – sprechen
hierbei deutlich für die Akzeptanz des
fruchtbetonten Zweigelt beim Konsumenten.
Wer den ausdrucksstarken, vollmundigen
und körperreichen Weinstil
bevorzugt, der findet sicherlich Gefallen
und Geschmack an den Neusiedlersee
DAC Reserve-Weinen, di in Holzfässern
respektive Barriques geschult werden
und eine entsprechende Reifezeit
aufweisen. Ein weiterer Grund, warum
mir – dem passionierten Hobbykoch –
ein Neusiedlersee DAC Zweigelt große
Freude bereitet, ist seine Vielfältigkeit als
Speisenbegleiter. Diese Aufgabe erfüllt er
nämlich mit großer Bravour! Während
die eine oder andere Rebsorte die „richtige“
Speise als Geleit zur Entfaltung
benötigt, so ist’s beim Zweigelt eigentlich
so, wie es sein sollte: er begleitet die
Speise und nicht umgekehrt. Auch so ein
Pluspunkt auf seiner Habenseite.
Doch nun wieder zurück zu meiner
Auszeit und meinen Eindrücken
von dieser Reise. Von den aktuell gut
110 Neusiedlersee-DAC-Mitgliedsbetrieben
durfte ich gut 20 erkosten. In
weiß, rot und süß, denn in dieser Region
gedeiht alles. Selbst der Grüne Veltliner,
wenngleich in einem deutlich wärmeren
Geschmacksprofil und ohne den –
gemäß Weinviertel & Co. – typischen
„Pfefferl“. Macht aber nichts.
Geschmeckt hat mir so einiges, auch
abseits des Neusiedlersee DAC Zweigelt.
Hier erinnere ich mich äußerst positiv
an drei Winzer, die wirklich hervorstachen.
Neben René Pöckel, vom weiter
oben angesprochenen Weingut Pöckl,
ist der junge, erst 25-jährige Alexander
Egermann zu nennen, der durch die
Bank weg erstklassige Weine mit Charakter
und gutem Trinkfluss gekeltert
hat. Nichts übertrieben Verspieltes,
geradlinig und ehrlich wie er selbst. Im
2018 Zweigelt zeigt Egermann bravourös
seine Klasse. Und mit dem Cabernet
und dem Chardonnay Reserve beweist
er zudem, dass er auch die internationale
Klaviatur beherrscht. Ein Winzer,
den wir versuchen werden in unser Programm
mit aufzunehmen.
Außerdem hat uns der Jungwinzer
Andreas Ziniel sehr gut gefallen. Neben
dem klassischen, sehr gut ausgebauten
Zweigelt sind uns seine Weiß- und Grauburgunder
sowie der Chardonnay Heulage
angenehm im Gedächtnis.
Vielfältig.
Was ich weiterhin erleben durfte, war
ein hervorragendes Niveau der Gastronomie
des Gebiets. Zu den Highlights
zählen etwa die „Blaue Gans“ in Weiden
(Küchenchef Oliver Wiegand bereitete
uns ein herrliches Menü in Form
eines „Private Dinings“ zu – im neuen
Weingut der Familie Allacher am Golser
Salzberg, mit großzügiger Terrasse
und herrlichstem Weitblick gelegen.
Ebenfalls eine Einkehr wert sind „Das
Fritz“ in Weiden oder die idyllisch am
Seeufer gelegene „Mole West“ in Neusiedl.
Empfehlenswert ist der Besuch des
Nationalparks Neusiedlersee-Seewinkel
sowie eine Bootstour auf dem See. Selten
hat eine Auszeit vom Alltag so nachhaltige
Spuren bei mir hinterlassen. Und
ganz gewiss kann ich hier schreiben:
Nicht nur Fachleute sind in der Region
herzlich willkommen. Die heimischen
Winzer gehören zu den wahrlich besucherfreundlichen
– für Jedermann und
Jedefrau.
Torge Thies v
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