FEST Jahresbericht 2020
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
© Kreuzschna-bel/Wikimedia Commons,
Licence: CC-by-SA-3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode)
Titel des Projekts:
Heimat und Landschaft
Laufzeit:
seit 2020
bearbeitet von:
Thomas Kirchhoff
in Kooperation
mit externen Expertinnen
und Experten
Theologie und Naturwissenschaft
Heimat erfährt seit mehreren Jahren eine Renaissance. Das belegen nicht
nur repräsentative Umfragen, sondern auch die Schaffung von Heimatministerien
in verschiedenen Bundesländern und 2018 auch auf Bundesebene.
Gedeutet wird diese Heimat-Renaissance in den Wissenschaften
weitgehend übereinstimmend als Reaktion insbesondere auf Modernisierungs-
und Globalisierungsprozesse, die zu beschleunigten Veränderungen
der vertrauten Lebenswelt führen, grundlegende Veränderungen in
der persönlichen Lebensgestaltung erfordern und Gefühle eines „dis
embedding“ (Anthony Giddens) hervorrufen können. Darauf reagieren
offenbar viele Menschen mit einer Sehnsucht nach einer begrenzten, vertrauten
und kontrollierbaren Lebenswelt, für die in vielen Fällen „Heimat“
steht – deren Verlust empfunden oder befürchtet wird, wobei dieser Verlust
auf das Eindringen oder Wirksamwerden von ganz unterschiedlich
bestimmtem Fremdem zurückgeführt wird.
Weitgehend unbestritten und empirisch gut belegt ist, dass soziale Faktoren
wie Familie, Freunde und Nachbarn sowie kulturelle Faktoren wie
Sprache, Dialekt, Essen, Musik und Bräuche wesentliche Voraussetzungen
für Heimatgefühle sind. Umstritten und kaum erforscht ist jedoch, welche
Bedeutung Landschaft für Heimatgefühle hat.
Durch das geplante Vorhaben „Heimat und Landschaft. Theoretisch-systematische
und empirische Analysen des Zusammenhangs zweier soziokultureller
Konstrukte“ – für das zusammen mit Prof. Dr. Dr. Olaf Kühne
von der Universität Tübingen ein Drittmittelantrag eingereicht wurde –
soll diese Forschungslücke zum Zusammenhang von Landschaft und
Heimat(gefühlen) geschlossen werden. Dazu wird eine Theorie und Systematik
konkurrierender Heimatbegriffe entwickelt und die jeweilige
Bedeutung von Landschaft in diesen bestimmt, um dann empirische
Zusammenhänge zwischen Heimat(gefühlen) und Landschaft zu erheben
und zu interpretieren. Zudem wird analysiert, wie auf Landschaft
gestützte Heimatbegriffe in gesellschaftspolitisch-demokratietheoretischer
Perspektive zu beurteilen sind, je nachdem, welches Ideal von Heimat
und ihres Zusammenhangs mit Landschaft zugrunde liegt.
Heimat und
Landschaft
Thomas Kirchhoff
© Elisabeth Buck
Arbeitsbereich „Theologie und Naturwissenschaft“
57