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Dissertation zur Erlangung des Grades des Doktors der ...

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SÜDKURIER-Hauptsport (1945 bis 2002) Patrick EICH<br />

Daraus kann geschlussfolgert werden, dass die Medien eine spezifische Realität 250<br />

verkaufen, die das Informationsspektrum <strong>der</strong> tatsächlich stattgefundenen<br />

Sportwirklichkeit verengt. Denn erstens könnte es sein, dass sich trotz<br />

Angebotsvielfalt die Konzentration auf einige wesentliche Angebote durchsetzt, die<br />

unterhaltsam sind, 251 zweitens geht es um „Massenangebote“ als Qualitätsmerkmal.<br />

Und drittens wird dieses Merkmal durch den erzielten Marktanteil erhärtet. 252<br />

Daraus kann gefolgert werden, dass mit <strong>der</strong> Ausbreitung <strong>der</strong> Live-Berichterstattung in<br />

den elektronischen Medien die Chance auf exklusive Berichterstattung für die<br />

Printjournalisten immer geringer wird. 253<br />

Die vermeintlich exklusiven Aufmacher-Informationen können bereits auf <strong>der</strong><br />

Heimfahrt für den Redakteuer hinfällig werden, da das Radio als schnellstes Medium<br />

während <strong>des</strong>sen darüber berichtet. Das Fernsehen berichtet meist am Abend<br />

ebenfalls über diesen Aspekt und fügt Bildmaterial hinzu. Häufig bleibt dem<br />

Zeitungsmann nur noch die Hintergrundgeschichte und Reaktionen aus dem Umfeld<br />

<strong>des</strong> Ereignisses zu sammeln. Zeitgleiche o<strong>der</strong> zeitnahe Berichterstattung <strong>der</strong><br />

Funkmedien bringen den AV-Medien einen deutlichen Aktualitätsvorsprung<br />

gegenüber den Druckmedien. Der schreibende Redakteur muss immer stärker die<br />

„Geschichte hinter <strong>der</strong> Geschichte“ 254 suchen, da sich mit einer reinen Ereignis-<br />

Berichterstattung nur noch wenige Leser locken lassen.<br />

Absehbare Probleme sowohl im System <strong>des</strong> Sports als auch im System <strong>der</strong><br />

Massenmedien skizzieren Helmut DIGEL und Verena BURK:<br />

• Die Kluft zwischen arm und reich im System <strong>des</strong> Sports vergrößert sich<br />

• Die Kluft zwischen arm und reich in den Sportarten wird immer größer<br />

• Es findet eine ziellose Vermehrung <strong>der</strong> Sportaktivitäten bei einer gleichzeitigen<br />

Gefährdung traditioneller Sportarten statt (...)<br />

• Durch die Informationsüberflutung wird ein Informationsüberschuss erzeugt,<br />

das heißt <strong>der</strong> Anteil an nicht konsumierter Information wächst<br />

250 Schon BINNEWIES (1975, S.189) eruierte, dass die Sportberichterstattung in vielen Fällen nicht<br />

die tatsächlichen Aktivitäten innerhalb <strong>des</strong> Sports wi<strong>der</strong>spiegelt. Die Berichterstattung ist zu einseitig,<br />

sie „verzerrt“ bewusst das Bild <strong>der</strong> Sportrealität. VOM STEIN spricht in<strong>des</strong> vom „Konzept <strong>der</strong><br />

Realitätskonstruktion“ (VOM STEIN 1988, S.45f.). HACKFORTH eruiert: „Die Medien, und damit die<br />

Sportjournalisten, verän<strong>der</strong>n die Sportereignisse nicht nur durch die bloße Anwesenheit (...), son<strong>der</strong>n<br />

sie gewinnen in vielen Fällen bereits Einfluss auf den Ablauf und die Gestaltung eines Ereignisses.<br />

Diese Einflussmöglichkeiten betreffen das Sportereignis ebenso wie die Sportler, die Verbände und<br />

Vereine. Aber darüber hinaus konstruieren sämtliche Medien durch die Auflösung räumlich-zeitlicher<br />

Dimensionen eine neue Realität, eben die Sportmedien-Realität. Durch Selektion, Interpretation und<br />

Präsentation (...) wird aus einem Sportereignis ein „Medienspektakel“, stimmt die faktische Realität nur<br />

verzerrt und vielfach gebrochen mit <strong>der</strong> medialen Realität überein“ (vgl. HACKFORTH 1988b, S. 55).<br />

251 Symbolisch generalisierte Erfolgsmedien führen zu einem höheren Unterhaltungswert, als bloße<br />

Fakten o<strong>der</strong> nüchterne Ereignisberichte; vgl. LUHMANN 2001, S.31-76 sowie Kap. 7.5.3:<br />

Nachrichtenauswahl.<br />

252 Vgl. TROSIEN/DINKEL 1999, S.28.<br />

253 Vgl. SCHAFFRATH 2002, S.18.<br />

254 Vgl. ebd.<br />

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