Dissertation zur Erlangung des Grades des Doktors der ...

SÜDKURIER-Hauptsport (1945 bis 2002) Patrick EICH
führen dazu, dass die investigative Eigenleistung rückläufig ist. Der
Kommunikationswissenschaftler prognostiziert, dass die Recherchezeit, die Mitte der
90er Jahre bei 140 Minuten täglich lag, abnehmen wird. Sein Kollege HACKFORTH
(2000) folgert, dass unter dem Schlagwort „self fulfilling prophecy“ im
Sportjournalismus so lange Themen und Titel bearbeitet werden (z.B.
Trainerentlassungen), bis sie tatsächlich eintreten. Für ihn ist der Nachweis
aggressiver Recherchemethoden im Journalismus durch zahlreiche Studien erbracht.
Daraus folgert er, dass der Sportjournalismus weiterhin skrupelloser wird.
Hier stellt sich die Frage nach Moral und journalistischer Ethik, nach Kritik und
Kontrolle, und wie dem Verfall der Sitten Einhalt geboten werden kann. Obwohl 85
Prozent der Sportjournalisten ihren Einfluss auf die öffentliche Meinung und den
Sport als groß ansehen, akzeptieren lediglich nur 39 Prozent die These, „Opfer“ zu
produzieren, während 56 Prozent der Befragten glauben „Helden“ zu kreieren. 258
Am Institut für Sportwissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießen
veröffentlichte Thorsten SCHAUERTE 259 im Jahr 2002 eine Untersuchung, die
Aussagen über die Sportmediennutzung sowie dessen Einordnung in das allgemeine
Mediennutzungsverhalten in Deutschland macht. Demnach ist die Aufgabe und
Funktion in der Sportberichterstattung ausschließlich eine informierende. Aber aus
Sicht des Lesers wird insbesondere der Hintergrundinformation ein hoher Stellenwert
beigemessen. Demgegenüber wird der Unterhaltungswert des Tageszeitungssports
als eher gering eingeschätzt. Die übrigen Funktionen/Aufgaben, die eine
Tageszeitung – und damit der Redakteur – erfüllen sollte (Animation,
Kommentierung, Werbung, Kommunikation und Bildung) werden ebenfalls deutlich
seltener genannt. 260
5.2.4 Das Arbeitsfeld
Ein Blick hinter die Kulissen eines Sportressorts 261 verrät, dass sich das Arbeitsfeld
eines Sportredakteurs von dem seiner Kollegen aus anderen Ressorts maßgeblich
258
GÖRNER 1995, S.287-291.
259
Seine Dissertation trägt den Titel: „Komparative Studie zum Sportmediennutzungsverhalten in
Unter-, Mittel- und Oberzentren“ (vgl. SCHWIER 2002, S. 209). Dem Autor liegt die Dissertation unter
dem anderen Namen vor: „Quotengarant und Minderheitenprogramme. Theoretisch-empirische
Analyse der Nutzung von medialen Sportangeboten in Deutschland“.
260
Vgl. SCHAUERTE 2002a, S.350.
261
Zu den wesentlichen Grundfähigkeiten eines Redakteurs zählen Sachkompetenz (Ressort-
/Spezialwissen, Orientierungswissen und eine breite Allgemeinbildung); Vermittlungskompetenz
(Artikulationsfähigkeit, Präsentations-/Darstellungsformen und Zielgruppenansprache);
Fachkompetenz (Instrumentelle Fähigkeiten wie Redigieren, Selektieren; technische Fähigkeiten und
medientechnisches Wissen) sowie Organisationskompetenz (Abläufe/Medienmanagement); vgl.
MAST 2000, S. 110 sowie das „Kompetenzmodell für den Sportjournalisten“ von
HACKFORTH/FISCHER 1994, S.43.
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