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Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

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Zielsetzung, <strong>in</strong> sehr ges<strong>ch</strong>ickter Verpackung dargeboten, e<strong>in</strong>e besonders gefährli<strong>ch</strong>e Rolle. 56 Gerade <strong>in</strong><br />

unserer Zeit, <strong>in</strong> der die friedli<strong>ch</strong>e Koexistenz Forts<strong>ch</strong>ritte ma<strong>ch</strong>t, kann es im ideologis<strong>ch</strong>en Kampf<br />

ke<strong>in</strong>e W<strong>in</strong>dstille geben. Es gilt, <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die komplizierte Dialektik der revolutionären<br />

Weltprozesse zu begreifen. (...)<br />

Im Geiste Dr. Zamenhofs, der <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aufruf an die Diplomaten Europas 1916 forderte,<br />

alles zur Verh<strong>in</strong>derung zukünftiger Kriege zu tun, erheben wir Esperantisten der Deuts<strong>ch</strong>en<br />

Demokratis<strong>ch</strong>en Republik leidens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Protest und fordern die sofortige Beendigung der<br />

Aggressionshandlungen der USA und die Wiederaufnahme der Verhandlungen <strong>in</strong> Paris. (...)<br />

Das gesetzmässige Zusammenwa<strong>ch</strong>sen der sozialistis<strong>ch</strong>en Staaten auf der Basis des<br />

Marxismus-Len<strong>in</strong>ismus unter glei<strong>ch</strong>zeitiger Abgrenzung vom Imperialismus hat zur Folge, dass für<br />

jeden sozialistis<strong>ch</strong>en Staatsbürger, für jeden Esperantisten der DDR, die Bruderländer immer mehr zu<br />

e<strong>in</strong>er über die eigenen Grenzen h<strong>in</strong>ausgehenden sozialistis<strong>ch</strong>en Heimat werden. Diesen Prozess muss<br />

man bewusst fördern. I<strong>ch</strong> glaube, wir können mit Fug und Re<strong>ch</strong>t sagen, für den s<strong>in</strong>nvollen E<strong>in</strong>satz des<br />

<strong>Esperanto</strong> zur Vertiefung der Freunds<strong>ch</strong>aft mit den Bruderländern, für das immer bessere gegenseitige<br />

Kennenlernen von Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Gegenwart <strong>in</strong> allen gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong>en, für das<br />

Kennenlernen der S<strong>ch</strong>önheiten unserer Länder, für alle diese Ziele hat mit der sozialistis<strong>ch</strong>en<br />

Integration e<strong>in</strong>e neue Etappe <strong>in</strong> unserer Tätigkeit begonnen. (...) 57<br />

Wir unterstützen die Aussenpolitik der DDR, <strong>in</strong>dem wir unsere vielfältigen <strong>in</strong>ternationalen<br />

Verb<strong>in</strong>dungen zur Erhöhung des Ansehens unserer Republik nutzen. (...)<br />

Voraussetzung und Ergebnis dieser unserer Bestrebungen ist die Entwicklung sozialistis<strong>ch</strong>er<br />

Persönli<strong>ch</strong>keiten, die <strong>in</strong>ternationalistis<strong>ch</strong> denken, fühlen und handeln und unsere DDR stärken.“<br />

Ans<strong>ch</strong>liessend folgte e<strong>in</strong> längerer Beri<strong>ch</strong>t über den Stand „unserer Arbeit“. Hier las man<br />

Erstaunli<strong>ch</strong>es:<br />

„Wir können (...) e<strong>in</strong>e gute Bilanz ziehen. (...) Wir können abs<strong>ch</strong>ätzen, dass der<br />

Bewusstse<strong>in</strong>sstand der im Kulturbund organisierten Esperantisten <strong>in</strong>sgesamt weiter gestiegen ist. Die<br />

übergrosse Mehrzahl hat erkannt, dass jeder Esperantist im Ausland e<strong>in</strong> Repräsentant se<strong>in</strong>er Republik<br />

ist. Das ist e<strong>in</strong>e objektive Tatsa<strong>ch</strong>e, wenn sie viellei<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> hier und da subjektiv no<strong>ch</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> von<br />

jedem erfasst wurde. Das heisst aber, e<strong>in</strong>en ‚privaten Esperantismus’ ohne Beziehungen zur<br />

politis<strong>ch</strong>en Wirksamkeit kann es objektiv <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> geben. Jeder Brief <strong>in</strong>s Ausland, jedes Gesprä<strong>ch</strong> mit<br />

den ausländis<strong>ch</strong>en Esperantisten, ja selbst die Art des Auftretens im Ausland, sei es passiv oder aktiv,<br />

ist e<strong>in</strong>e politis<strong>ch</strong>e Ents<strong>ch</strong>eidung. (...) Dieser Satz erklärt die praktis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>wierigkeiten und<br />

begrenzten Mögli<strong>ch</strong>keiten der Kontakte mit DDR-Esperantisten, die von ihren westli<strong>ch</strong>en Kollegen<br />

tunli<strong>ch</strong>st abges<strong>ch</strong>ottet wurden, gut. Aber die ZAKE-Verantwortli<strong>ch</strong>en sahen dies anders: „In gewissem<br />

Grade messbar wird für uns diese Tatsa<strong>ch</strong>e an der Reaktion vieler ausländis<strong>ch</strong>er Esperantisten. Auf<br />

Weltkongressen, auf <strong>in</strong>ternationalen Veranstaltungen im sozialistis<strong>ch</strong>en Lager, aus den Briefen, die<br />

der Zentrale Arbeitskreis <strong>in</strong> grosser Anzahl tägli<strong>ch</strong> als Reaktion auf die versandten Materialien erhält,<br />

überall spri<strong>ch</strong>t man mit e<strong>in</strong>er steigenden Ho<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>tung von den Esperantisten der DDR. Ni<strong>ch</strong>t selten<br />

ma<strong>ch</strong>ten wir, und si<strong>ch</strong>er au<strong>ch</strong> Sie, liebe Delegierte, die Bekannnts<strong>ch</strong>aft ausländis<strong>ch</strong>er Esperantisten,<br />

die dur<strong>ch</strong> die persönli<strong>ch</strong>e Korrespondenz mit DDR-Bürgern gut über unsere sozialistis<strong>ch</strong>e<br />

Entwicklung <strong>in</strong>formiert waren.“ Als Beispiele sol<strong>ch</strong>er modellhafter Korrespondenzpartner wurden der<br />

ehemalige Bots<strong>ch</strong>after Vietnams <strong>in</strong> der UdSSR, Genosse Nguyen van K<strong>in</strong>h, der oben erwähnte<br />

Semjon Podkam<strong>in</strong>er oder der bulgaris<strong>ch</strong>e Vorzeigekommunist Nikola Aleksiev genannt. Von den<br />

‚kle<strong>in</strong>en’ Leuten hörte man kaum etwas.<br />

Pro forma enthielt der Beri<strong>ch</strong>t von Rudi Graetz rout<strong>in</strong>emässig au<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>ige kritis<strong>ch</strong>e<br />

Anmerkungen wie die folgenden, die <strong>ganz</strong> aufs<strong>ch</strong>lussrei<strong>ch</strong> s<strong>in</strong>d:<br />

„Si<strong>ch</strong>er können wir no<strong>ch</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> zufrieden se<strong>in</strong>. Vielerorts leben Gruppen e<strong>in</strong> no<strong>ch</strong> zu isoliertes<br />

Dase<strong>in</strong> und nutzen die vielen Mögli<strong>ch</strong>keiten wirksamer Tätigkeit no<strong>ch</strong> unzurei<strong>ch</strong>end. Das<br />

Gruppenleben muss oft no<strong>ch</strong> viel <strong>in</strong>teressanter und anziehender werden. Mängel gibt es au<strong>ch</strong> <strong>in</strong> der<br />

56 Interessant: Graetz soll von der Sozialdemokratie zur KPD gekommen se<strong>in</strong> (Blanke).<br />

57 Im Oktober 1971 besu<strong>ch</strong>te Graetz als Direktor e<strong>in</strong>er DDR-Konsumgüterausstellung und Leiter der Messedelegation der<br />

DDR die Mongolei, wo er si<strong>ch</strong> von den „brüderli<strong>ch</strong>en Beziehungen“ zwis<strong>ch</strong>en der DDR und der MVR überzeugen liess. Er<br />

nahm dabei au<strong>ch</strong> die Mögli<strong>ch</strong>keit wahr, Verb<strong>in</strong>dungen mit der im Dezember 1970 gegründeten Mongolis<strong>ch</strong>en <strong>Esperanto</strong>-<br />

Vere<strong>in</strong>igung aufzunehmen. „Den Bitten“ der mongolis<strong>ch</strong>en <strong>Esperanto</strong>freunde „entspre<strong>ch</strong>end“, hielt Graetz vor den<br />

Mitgliedern der <strong>Esperanto</strong>-Gruppe <strong>in</strong> Ulan-Bator und im mongolis<strong>ch</strong>en Rundfunk e<strong>in</strong>en Vortrag „über den Beitrag der DDR-<br />

Esperantisten im Kampf um den Frieden und über die Aktivitäten der MEM“.<br />

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