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Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

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Die Esperantisten der DDR leisten dur<strong>ch</strong> das Erlernen und die Anwendung der <strong>in</strong>ternationalen<br />

Spra<strong>ch</strong>e <strong>Esperanto</strong> e<strong>in</strong>en Beitrag für die Befriedigung vielseitiger geistig-kultureller Bedürfnisse, die<br />

der weiteren Ausprägung sozialistis<strong>ch</strong>er Persönli<strong>ch</strong>keiten dienen.<br />

III.<br />

Um die vielen Aufgaben erfüllen zu können, ist es erforderli<strong>ch</strong>, <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit allen<br />

Leitungen des Kulturbundes, das politis<strong>ch</strong>-ideologis<strong>ch</strong>e, spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e und fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Niveau e<strong>in</strong>es jeden<br />

Esperantisten weiter zu erhöhen, die bestehenden Gruppen zu festigen und neue zu bilden, die<br />

Leitungsarbeit zielstrebig zu verbessern und <strong>in</strong> verstärktem Masse neue und vor allem junge<br />

Interessenten für die Mitarbeit <strong>in</strong> den Gruppen und Leitungen der Esperantisten zu gew<strong>in</strong>nen. Die<br />

Delegierten der Konferenz beauftragen den Zentralen Arbeitskreis, na<strong>ch</strong> dem IX. Bundeskongress des<br />

Kulturbundes (Ende 1977) und <strong>in</strong> dessen Auswertung die ‚Leitsätze für die Arbeit der Esperantisten<br />

im Kulturbund der DDR’ zu überarbeiten und für die Bes<strong>ch</strong>lussfassung vorzubereiten.<br />

Leipzig, den 7. November 1976<br />

Am 7. November feierten die Esperantisten glei<strong>ch</strong>zeitig den 59. Jahrestag der „Grossen<br />

Sozialistis<strong>ch</strong>en Oktoberevolution“ <strong>in</strong> Russland. In se<strong>in</strong>em Referat träumte Graetz bereits vom<br />

Übergang zum Kommunismus und rief die Esperantisten der DDR dazu auf, bei ihrer Arbeit si<strong>ch</strong><br />

dieser Vision anzupassen. Ausserdem wurde von Graetz die Aussage <strong>in</strong> die Welt gesetzt, dass <strong>in</strong> den<br />

Staaten der sozialistis<strong>ch</strong>en Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft der stärkste und aktivste Teil der <strong>Esperanto</strong>-Bewegung<br />

bestand. Zu diesem neuen Mythos, der bis heute <strong>in</strong> gewissen <strong>Esperanto</strong>-Kreisen weiterlebt, passte die<br />

Behauptung Podkam<strong>in</strong>ers, dass die Idee e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen neutralen Planspra<strong>ch</strong>e wie <strong>Esperanto</strong> nur<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sozialistis<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aft alle objektiven Bed<strong>in</strong>gungen für ihren Sieg erfülle, während diese<br />

im Kapitalismus, den der Russe <strong>in</strong> den f<strong>in</strong>stersten Farben zei<strong>ch</strong>nete, <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> erfüllt seien oder werden<br />

könnten. 86 Trotz aller Euphorie gab Graetz au<strong>ch</strong> öffentli<strong>ch</strong> zu, dass die <strong>Esperanto</strong>-Bewegung <strong>in</strong> der<br />

DDR stagnierte, dass zu den Gruppen nur wenige neue Mitglieder stiessen und dass viele, die e<strong>in</strong>en<br />

<strong>Esperanto</strong>-Kurs abges<strong>ch</strong>lossen hatten, an der <strong>Esperanto</strong>-Tätigkeit gar <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> teilhaben würden. Er<br />

spra<strong>ch</strong> dabei e<strong>in</strong> Problem an, das <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> nur DDR-spezifis<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ien, sondern e<strong>in</strong> Grundproblem der<br />

gesamten <strong>Esperanto</strong>-Weltbewegung war. 87 Man müsse eben die „reellen Bedürfnisse befriedigen“<br />

können, und dies könne man tun, <strong>in</strong>dem man mehr Kontakte mit den Bürgern der Bruderländer und<br />

mit „anderen forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>en Mens<strong>ch</strong>en“ s<strong>ch</strong>afft. 88<br />

An der 2. Zentralen Konferenz <strong>in</strong> Leipzig wurden Rudi Graetz als ZAKE-Präsident, Ludwig<br />

S<strong>ch</strong>ödl und Ludwig Hahlbohm als Vizepräsidenten sowie D. Blanke als Sekretär 89 wiedergewählt.<br />

Dem ZAKE-Präsidium gehörten ferner Hans He<strong>in</strong>el, Werner Pfennig und Siegfried L<strong>in</strong>ke sowie Rita<br />

Krips als Vorsitzende der Jugendkommission an. Aus gesundheitli<strong>ch</strong>en Gründen stellten si<strong>ch</strong> Hans<br />

Ei<strong>ch</strong>horn, Ra<strong>in</strong>er Knapp, Ri<strong>ch</strong>ard Rabenalt, Willi Vildebrand und Willi Zimmermann <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> mehr zur<br />

Verfügung. Otto Bässler wurde im Januar 80-jährig und erhielt vom Kulturbund die Johannes-R.-<br />

Be<strong>ch</strong>er-Medaille <strong>in</strong> Gold und das Ehrenabzei<strong>ch</strong>en der MEM. Er verstarb 1981. Das Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsalter<br />

des Mitgliederbestand des ZAKE fiel na<strong>ch</strong> eigenen Angaben von 55 auf 46,6 Jahre (wie der<br />

esperantist ausgere<strong>ch</strong>net hatte). 10 Mitglieder waren Rentner. 90<br />

Ende 1976 bestand der Zentrale Arbeitskreis <strong>Esperanto</strong> (ZAKE) im Kulturbund der DDR aus<br />

folgenden Mitgliedern:<br />

1. Präsident:<br />

(1) Rudi Graetz (*1907), Rentner, Handelsrat<br />

2. Vizepräsidenten:<br />

(2) Rudolf Hahlbohm (*1910), dipl. Theater-Wissens<strong>ch</strong>aftler<br />

86 Se<strong>in</strong> langer e<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>lägiger Artikel zu diesem Thema wurde 1977 <strong>in</strong> der esperantist und Paco veröffentli<strong>ch</strong>t.<br />

87 Dieses Grundproblem bestand und besteht weiterh<strong>in</strong> au<strong>ch</strong> dar<strong>in</strong>, dass die <strong>Esperanto</strong>-Bewegung <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> <strong>in</strong> der Lage ist, den<br />

Kursabsolventen praktis<strong>ch</strong>e Gelegenheiten zu geben, <strong>Esperanto</strong> für ihre professionellen und anderen Interessen anzuwenden.<br />

88 Ca. 21% der Korrespondenz der DDR-Esperantisten wurden mit der SU abgewickelt (100 Gruppen).<br />

89 Se<strong>in</strong>e offizielle Funktion hiess: Leiter der Sektion <strong>Esperanto</strong> im Hauptsekretariat des Kulturbundes.<br />

90 Die <strong>Esperanto</strong>-Bewegung der DDR war e<strong>in</strong>deutig überaltert – viele Mitglieder waren 70-, 80-, 90-jährig, z.B. Otto Bässler<br />

(*1897), Viktor Falkenhahn (*1903) oder Arthur S<strong>ch</strong>warzenba<strong>ch</strong> <strong>in</strong> Zittau, der im Dezember 1978 90 wurde. Er lernte<br />

<strong>Esperanto</strong> 1921.<br />

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