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Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

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Au<strong>ch</strong> die Neujahrsbots<strong>ch</strong>aft des belgis<strong>ch</strong>en UEA-Präsidenten G. Maertens g<strong>in</strong>g mit ke<strong>in</strong>em<br />

Wort auf die Ereignisse <strong>in</strong> Polen, immerh<strong>in</strong> als Heimatland des <strong>Esperanto</strong> betra<strong>ch</strong>tet und von den<br />

Esperantisten entspre<strong>ch</strong>end ‚vermarktet’, e<strong>in</strong> und behandelte statt dessen die Zusammenarbeit<br />

zwis<strong>ch</strong>en UEA und SAT.<br />

In der esperantist 113-114/1982 ers<strong>ch</strong>ien von D. Blanke e<strong>in</strong> Beitrag über die sowjetis<strong>ch</strong>e<br />

<strong>Esperanto</strong>-Bewegung der 1920er- und 30er Jahre, ohne jedo<strong>ch</strong> den Konflikt mit der SAT und die<br />

Verfolgungen der Esperantisten unter Stal<strong>in</strong> zu erwähnen, dafür aber umso wortrei<strong>ch</strong>ere Passagen über<br />

die Errungens<strong>ch</strong>aften des Aufbaus des Sozialismus e<strong>in</strong>zufle<strong>ch</strong>ten. Die Zwanziger und Dreissiger<br />

Jahre seien „<strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> lei<strong>ch</strong>t“ gewesen und „der Kapitalismus befand si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er tiefen Krise. In Europa<br />

eroberte der Fas<strong>ch</strong>ismus die Ma<strong>ch</strong>t. Es stieg die Kriegsgefahr. Für die <strong>Esperanto</strong>-Bewegung<br />

vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terten si<strong>ch</strong> die Umstände deswegen sehr.“ Mehr war darüber <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> zu lesen. Immerh<strong>in</strong><br />

wurde der Namen E.K. Drezens erwähnt, der zusammen mit e<strong>in</strong>em Dutzend weiterer Esperantisten<br />

1937 wegen Verrats, der Spionage, des Terrorismus und der trotzkistis<strong>ch</strong>en antisowjetis<strong>ch</strong>en<br />

Propaganda angeklagt, verurteilt und ers<strong>ch</strong>ossen wurde. Diese Tatsa<strong>ch</strong>e und die Umstände, die dazu<br />

geführt hatten, wurden <strong>in</strong> der <strong>Esperanto</strong>-Presse des Ostblocks bis <strong>in</strong> die späte Perestrojka-Zeit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

vers<strong>ch</strong>wiegen (obwohl sie <strong>in</strong> der <strong>Esperanto</strong>-Bewegung seit den 60er Jahren und spätestens seit 1974<br />

h<strong>in</strong>längli<strong>ch</strong> bekannt waren, im Ostblock aber <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> aufgezeigt werden durften). 129<br />

Im Karl-Marx-Jahr 1983 konnte der esperantist mit diversen e<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>lägigen<br />

Propagandabeiträgen über Marx und Engels no<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>mal so ri<strong>ch</strong>tig ‚zus<strong>ch</strong>lagen’. In e<strong>in</strong>em separaten<br />

Artikel wurde von D. Blanke Zitate aus den Marx-Engels-Werken über die Spra<strong>ch</strong>e<br />

zusammengetragen und <strong>in</strong> den Zusammenhang mit dem Spra<strong>ch</strong>enproblem und der <strong>Planspra<strong>ch</strong>en</strong>frage<br />

gestellt. In den au<strong>ch</strong> <strong>in</strong> der esperantist veröffentli<strong>ch</strong>ten Thesen der SED zum Karl-Marx-Jahr hiess es<br />

etwa, dass „die gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Realität <strong>in</strong> den imperialistis<strong>ch</strong>en Ländern dur<strong>ch</strong> die tiefe Krise des<br />

Kapitalismus <strong>ch</strong>arakterisiert wird“, und: „Im siebenten Jahrzehnt se<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en Krise hat si<strong>ch</strong><br />

e<strong>in</strong>e besondere Art der Verfle<strong>ch</strong>tung von allgeme<strong>in</strong>er und zyklis<strong>ch</strong>er Krise herausgebildet. Es<br />

verstärken si<strong>ch</strong> krisenhafte Ers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>ungen <strong>in</strong> allen Berei<strong>ch</strong>en des Lebens. Tiefe soziale Widersprü<strong>ch</strong>e<br />

im Kapitalismus, Massenarbeitslosigkeit und soziale Demontage haben die Aktivität breiter Massen<br />

der Werktätigen im Kampf gegen das Kapital, um ihre Re<strong>ch</strong>te und Existenzbed<strong>in</strong>gungen erhöht. Die<br />

Welt des Kapitals von heute ist dur<strong>ch</strong> tiefe Klassenwidersprü<strong>ch</strong>e und harte Klassenkämpfe<br />

gekennzei<strong>ch</strong>net. Wie selten vorher wird damit die Ri<strong>ch</strong>tigkeit der Marxs<strong>ch</strong>en Theorie und ihre<br />

Aktualität bestätigt. (...) Entgegen bürgerli<strong>ch</strong>er Zwecklegenden, wona<strong>ch</strong> die Ideen von Marx an<br />

Wirkung verloren hätten, hat die Ausstrahlungskraft des Marxismus-Len<strong>in</strong>ismus gerade <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahrzehnten enorm zugenommen. (...) Auf der Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Lösungswegen im Kampf für soziale<br />

Si<strong>ch</strong>erheit und Frieden wenden si<strong>ch</strong> neue Massen dem Marxismus-Len<strong>in</strong>ismus zu.“ Usw. usf. 130<br />

Anlässli<strong>ch</strong> der Invasion der USA <strong>in</strong> Grenada veröffentli<strong>ch</strong>te GDREA e<strong>in</strong>en Protest.<br />

Im ‚wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en’ Teil begann man, die <strong>Esperanto</strong>-Wörterbü<strong>ch</strong>er von Eri<strong>ch</strong>-Dieter<br />

Krause zu bespre<strong>ch</strong>en. Krause hatte si<strong>ch</strong> gegen die ätzende Kritik von Seiten Re<strong>in</strong>hard Haupenthals,<br />

e<strong>in</strong>es renommierten westdeuts<strong>ch</strong>en <strong>Esperanto</strong>logen, zur Wehr zu setzen, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er saarländis<strong>ch</strong>en<br />

Eo-Zeits<strong>ch</strong>rift vor allem Druckfehler beanstandete und sonstige lexikographis<strong>ch</strong>e Zweifel anmeldete.<br />

Ressentiments direkt und <strong>in</strong>direkt zu s<strong>ch</strong>üren. Vor allem aber wurde versu<strong>ch</strong>t, jeden Solidarisierungsversu<strong>ch</strong> im Keim zu<br />

ersticken. Die Ma<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aften der Solidarność wurden von der DDR-Propaganda als Konterrevolution, fals<strong>ch</strong>e Politik und<br />

mangelnder Arbeitseifer disqualifiziert. Obwohl es <strong>in</strong> der DDR-Bevölkerung e<strong>in</strong>e gewisse Fasz<strong>in</strong>ation über das Aufbegehren<br />

der Polen gab, kam es <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> zu grösseren Solidarisierungen mit dem östli<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>barn. Auf konkrete Pro-Solidarność-<br />

Aktionen ihrer Bürger reagierte die DDR empf<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong> und s<strong>ch</strong>reckte <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> davor zurück, gegen Del<strong>in</strong>quenten drastis<strong>ch</strong>e<br />

Strafen zu verhängen. So wurde e<strong>in</strong> Theologiestudent, der auf se<strong>in</strong>er Rückfahrt aus Polen 1980 zusammen mit Freunden mit<br />

Solidarność-Material an der Grenze ertappt wurden, zu 15 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt und sollte <strong>in</strong> den Westen<br />

abges<strong>ch</strong>oben werden, was jedo<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Vermittllung der Kir<strong>ch</strong>e verh<strong>in</strong>dert werden konnte. Während die Intellektuellen und<br />

Künstler der DDR zu den Ereignissen <strong>in</strong> Polen s<strong>ch</strong>wiegen, waren es wiederum die bekannten Regimekritiker wie Havemann<br />

und Heym, die si<strong>ch</strong> zur aktuellen Lage äusserten. Mit der Verhängung des Kriegsre<strong>ch</strong>ts und der S<strong>ch</strong>liessung der Grenzen<br />

wurden viele Beziehungen na<strong>ch</strong> Polen, die seit den 70er Jahren bestanden hatten, jäh unterbro<strong>ch</strong>en. Die DDR-Opposition<br />

wurde dur<strong>ch</strong> die Solidarność h<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong>spiriert. (s. Neubert, E.: Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Opposition <strong>in</strong> der DDR 1949-2989. Ausgabe<br />

der bpb 2/1998, S. 384-8).<br />

129<br />

<strong>Der</strong>selbe Artikel wurde im sowjetis<strong>ch</strong>en <strong>Esperanto</strong>-Organ Informacionnyj bjulleten’ im glei<strong>ch</strong>en Jahr na<strong>ch</strong>gedruckt.<br />

130<br />

Die Entwicklung <strong>in</strong> Westdeuts<strong>ch</strong>land<strong>in</strong> den 80er Jahren kann etwa hier http://www.ecolot.de/2009/09/28/ 80er-jahre-–<strong>ni<strong>ch</strong>t</strong>s-bleibt-wie-es-ist<br />

oder hier:<br />

http://www.bpb.de/publikationen/06906322058365943437818783157519,0,Deuts<strong>ch</strong>land_<strong>in</strong>_den_70er80er_Jahren.html<br />

na<strong>ch</strong>gelesen werden.<br />

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