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Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

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- Grundlegende Kenntnisse der Interl<strong>in</strong>guistik und <strong>Esperanto</strong>logie.<br />

- Kenntnis der Me<strong>in</strong>ungen herausragender Wissens<strong>ch</strong>aftler über das <strong>Planspra<strong>ch</strong>en</strong>problem.<br />

- Grundlegende Kenntnisse <strong>in</strong> Rhetorik, Psy<strong>ch</strong>ologie usw.<br />

- Kenntnisse der Methoden der Wissensaneignung, Wissensbewahrung, Vorbereitung von Referaten<br />

usw.<br />

- usw. 118<br />

In Teil V folgten Rats<strong>ch</strong>läge und praktis<strong>ch</strong>e Anleitungen aus der Si<strong>ch</strong>t e<strong>in</strong>es (selbsternannten)<br />

Pädagogen, die angesi<strong>ch</strong>ts der Lage <strong>in</strong> der DDR und des allgeme<strong>in</strong>en Redaktionsstils <strong>in</strong> der<br />

esperantist wie Hohn kl<strong>in</strong>gen mussten: „Man soll se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung niemals dem Publikum oder dem<br />

Diskussionspartner aufzw<strong>in</strong>gen, sondern soll andere Standpunkte respektieren. (...) Nur e<strong>in</strong>e ruhige<br />

und kluge unaufdr<strong>in</strong>gli<strong>ch</strong>e Information und Argumentation kann überzeugen, aber ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>e<br />

fanatis<strong>ch</strong>e Persuasion“. Es sei au<strong>ch</strong> gar <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> nötig, alle immer überzeuen zu wollen. Es gäbe au<strong>ch</strong><br />

Leute, die nur das Ziel verfolgten, e<strong>in</strong> bestimmtes Thema lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en. Diesen Leuten sollte<br />

man se<strong>in</strong>e Energie <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> zuteil werden lassen. Wenn jemand Witze über diese komis<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e und<br />

ihre Anhänger reisst, soll man <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> sofort s<strong>ch</strong>arf reagieren und <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> beleidigt se<strong>in</strong>. Au<strong>ch</strong> soll man<br />

anderen nie die Gelegenheit geben, dass sie die Sa<strong>ch</strong>e lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en können. Bei jeder <strong>Esperanto</strong>-<br />

Versammlung könne man lei<strong>ch</strong>t Leute antreffen, die zwar guten Willens und guten Herzens seien,<br />

dur<strong>ch</strong> ihr seltsames (quasi missionaris<strong>ch</strong>es) Verhalten jedo<strong>ch</strong> das <strong>ganz</strong>e Thema lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>ten.<br />

Ausserdem soll man nur Fakten und ke<strong>in</strong>e Halbfakten oder Wüns<strong>ch</strong>e präsentieren. Es sei unmögli<strong>ch</strong>,<br />

was man da <strong>in</strong> gewissen Flugblättern, die z.B. <strong>in</strong> der BRD ers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>en, alles über die Eigens<strong>ch</strong>aften des<br />

<strong>Esperanto</strong> lesen könne. <strong>Der</strong> L<strong>in</strong>guist Prof. Mario Pei wurde kritisiert, dass er absurde Fakten über die<br />

Eo-Bewegung habe zirkulieren lassen, die er <strong>in</strong> der Praxis gar <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> wirkli<strong>ch</strong> gekannt habe. Wenn die<br />

Angeworbenen später mit der Realität konfrontiert würden, könnten sie stark enttäus<strong>ch</strong>t werden.<br />

Ferner müsse man das Zielpublikum ri<strong>ch</strong>tig e<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>ätzen, wenn man es mit ri<strong>ch</strong>tigen Informationen<br />

versorgen wolle: E<strong>in</strong> Philologe <strong>in</strong>teressiere si<strong>ch</strong> kaum für Naturwissens<strong>ch</strong>aft, e<strong>in</strong> Rentner habe andere<br />

Interessen als e<strong>in</strong> Jugendli<strong>ch</strong>er, und e<strong>in</strong>e unpolitis<strong>ch</strong>e Person sähe etwas anderes als e<strong>in</strong> politis<strong>ch</strong><br />

engagierter Funktionär. Au<strong>ch</strong> müsse man genau wissen, zu wel<strong>ch</strong>em Zeitpunkt wel<strong>ch</strong>e Art von<br />

Vortrag zu wählen sei. Man müsse au<strong>ch</strong> die Prioritäten ri<strong>ch</strong>tig e<strong>in</strong>ordnen können: So habe neben dem<br />

Problem des Hungers, der Alphabetisierung usw. zur Zeit die Elim<strong>in</strong>ierung der Kriegsgefahr oberste<br />

Priorität. Das Weltspra<strong>ch</strong>enproblem rangiere si<strong>ch</strong>er <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> auf dem ersten Platz. Wenn man über das<br />

Spra<strong>ch</strong>enproblem spre<strong>ch</strong>e, müsse man bedenken, dass <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> der ‚Sieg’ des <strong>Esperanto</strong>, sondern die<br />

Lösung des Spra<strong>ch</strong>enproblems die Hauptsa<strong>ch</strong>e sei. Umgekehrt wolle au<strong>ch</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> jeder, der si<strong>ch</strong> für<br />

<strong>Esperanto</strong> <strong>in</strong>teressiert, si<strong>ch</strong> mit dem Spra<strong>ch</strong>enproblem befassen. Man soll au<strong>ch</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> sagen, dass die<br />

<strong>ganz</strong>e Sa<strong>ch</strong>e mit dem Spra<strong>ch</strong>enproblem geklärt sei, sondern man müsse die Komplexität des Problems<br />

aufzeigen. Es zeige si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong>, dass der Informierende und Argumentierende unfähig sei, das<br />

Weltspra<strong>ch</strong>enproblem <strong>in</strong> den Rahmen der realen und gesetzmässig si<strong>ch</strong> entwickelnden historis<strong>ch</strong>en<br />

Prozesse e<strong>in</strong>zureihen. E<strong>in</strong> grosser Fehler sei au<strong>ch</strong>, <strong>Esperanto</strong> den Ethnospra<strong>ch</strong>en entgegenstellen zu<br />

wollen. Die Nationalspra<strong>ch</strong>en würden no<strong>ch</strong> lange e<strong>in</strong>e wi<strong>ch</strong>tige Rolle im Leben der Mens<strong>ch</strong>heit<br />

spielen. Dies müsse man <strong>in</strong> der heutigen historis<strong>ch</strong>en Etappe, die von e<strong>in</strong>er tiefen Krise des<br />

Kapitalismus gekennzei<strong>ch</strong>net sei (sic), e<strong>in</strong>fa<strong>ch</strong> bedenken. Ni<strong>ch</strong>t zuletzt müsse man au<strong>ch</strong> genau wissen,<br />

was man unter der ‚Neutralität’ des <strong>Esperanto</strong> genau zu verstehen hat. Bestimmt sollte man <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> die<br />

Vermutung aufkommen lassen, die Spre<strong>ch</strong>er des <strong>Esperanto</strong> seien neutral und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong><br />

engagiert.<br />

In Teil VI versu<strong>ch</strong>te Blanke lehrbu<strong>ch</strong>mässig zu erklären, d.h. er glaubte zu erkennen und zu<br />

verstehen, wel<strong>ch</strong>e vordergründigen Interessen e<strong>in</strong> Diskussionspartner habe es sei zu unters<strong>ch</strong>eiden<br />

zwis<strong>ch</strong>en: die Jugendli<strong>ch</strong>en, der Philologe, der Naturwissens<strong>ch</strong>aftler, der Politiker, der<br />

‚Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>e’.<br />

118 Diese umfassenden Forderungen waren m.E. <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> nur stark übertrieben, sondern au<strong>ch</strong> im Berei<strong>ch</strong> des weltfremden<br />

Wuns<strong>ch</strong>denkens anzusiedeln. Mit diesem masslosen Übereifer konnte Blanke si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> der <strong>Esperanto</strong>-Bewegung zwar auf se<strong>in</strong>e<br />

Art profilieren. Die Wirkli<strong>ch</strong>keit sah aber so aus, dass die meisten Esperantisten diesen Anforderungen <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> gere<strong>ch</strong>t wurden<br />

bzw. werden konnten/wollten, da e<strong>in</strong> Grossteil von ihnen e<strong>in</strong>fa<strong>ch</strong>e Leute waren, die mit der Wissens<strong>ch</strong>aft wenig oder <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong>s<br />

zu tun hatten und eher pragmatis<strong>ch</strong> orientiert waren, d.h. Korrespondenzen pflegen, persönli<strong>ch</strong>e Kontakte knüpfen, (<strong>in</strong>s<br />

Ausland) reisen, die Freizeit s<strong>in</strong>nvoll gestalten wollten usw. Wie bekannt, konnte die DDR (und der ZAKE) diese Sehnsü<strong>ch</strong>te<br />

ihrer Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger etwa im verglei<strong>ch</strong> zu westli<strong>ch</strong>en Ländern nur <strong>in</strong> begrenztem Mass befriedigen.<br />

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