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Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

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Hasses, der Rassendiskrim<strong>in</strong>ation usw. Dar<strong>in</strong> liege der tiefe Humanismus des Autors unserer Spra<strong>ch</strong>e.<br />

Tatsa<strong>ch</strong>e sei, dass vers<strong>ch</strong>iede Motive des Ideengutes von Zamenhof au<strong>ch</strong> heute no<strong>ch</strong> <strong>in</strong> der <strong>Esperanto</strong>-<br />

Bewegung na<strong>ch</strong>wirkten. Aber die französis<strong>ch</strong>en Esperantisten und andere hätten dies bereits zu<br />

Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts kritisiert. Wenn man die Realität der Ans<strong>ch</strong>auung behalte, könne man<br />

sehen, dass diese Idee dur<strong>ch</strong>aus e<strong>in</strong>e forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>e Rolle spielen kann. Die <strong>Esperanto</strong>-Bewegung sei<br />

do<strong>ch</strong> immer für den Forts<strong>ch</strong>ritt e<strong>in</strong>getreten. Aber zu glauben. dass es genüge, Esperantist zu se<strong>in</strong>, um<br />

glei<strong>ch</strong>zeitig automatis<strong>ch</strong> e<strong>in</strong> Friedenskämpfer zu se<strong>in</strong>,“ sei e<strong>in</strong>e „fals<strong>ch</strong>e Vermutung“. Die<br />

ideologis<strong>ch</strong>e Struktur der <strong>Esperanto</strong>-Bewegung sei e<strong>in</strong> Mikromodell der weltweiten ideologis<strong>ch</strong>en<br />

Struktur. Au<strong>ch</strong> unter Afrikanern, die vers<strong>ch</strong>iedene Spra<strong>ch</strong>en spre<strong>ch</strong>en, gäbe es e<strong>in</strong>e<br />

„<strong>in</strong>ternationalistis<strong>ch</strong>e Atmosphäre“, aber alle würden für die Unabhängigkeit ihrer Länder kämpfen.<br />

Und gäbe es <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> au<strong>ch</strong> e<strong>in</strong> „starkes <strong>in</strong>ternationalistis<strong>ch</strong>es Gefühl“ zwis<strong>ch</strong>en Kommunisten<br />

vers<strong>ch</strong>iedener Länder selbst ohne spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Verständigung? Wenn wir Esperantisten die Welt<br />

ändern wollten, sollten wir mit den „forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>en Kräften“ und mit den „allgeme<strong>in</strong>en<br />

Gesetzli<strong>ch</strong>keiten“ aktiv handeln, die für die Entwicklung der mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te relevant seien.<br />

Die Rolle der <strong>in</strong>ternationalen spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Kommunikation und folgli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> des <strong>Esperanto</strong> habe <strong>in</strong><br />

letzter Zeit begonnen, vor uns <strong>in</strong> neuen Dimensionen zu ers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>en, derer si<strong>ch</strong> Leute wie Lapenna<br />

offenbar <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> bewusst seien und über die si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> dem Bu<strong>ch</strong> ‚<strong>Esperanto</strong> en perspektivo’ <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong>s f<strong>in</strong>den<br />

lässt, obwohl der Titel dies suggeriere. Er Blanke, hoffe, mit diesen Ausführungen nur e<strong>in</strong> wenig auf<br />

die Fragen geantwortet zu haben, die von Ojalo gestellt worden waren. 77 Es s<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>t, dass Blanke dazu<br />

ansetzte, e<strong>in</strong>e Art neuer marxistis<strong>ch</strong>er Theorie für das <strong>Esperanto</strong> zu formulieren. Damit ist er aber<br />

spätestens 1990 gründli<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>eitert – zu Re<strong>ch</strong>t, denn se<strong>in</strong> geistesvernebelnde Gefasel, das <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong><br />

e<strong>in</strong>mal von authentis<strong>ch</strong>en Marxisten ernst genommen werden kann, war und ist no<strong>ch</strong> immer<br />

unerträgli<strong>ch</strong>.<br />

Mit dem Polnis<strong>ch</strong>en <strong>Esperanto</strong>-Verband wurde 1975 e<strong>in</strong> Zusammenarbeitsvertrag<br />

unters<strong>ch</strong>rieben, der die Dur<strong>ch</strong>führung geme<strong>in</strong>samer Aktivitäten wie Grenztreffen und den Austaus<strong>ch</strong><br />

von Referenten und Materialien vorsah. 78 1975 wurde des 100. Geburtstages von Thomas Mann<br />

geda<strong>ch</strong>t, dem S<strong>ch</strong>riftsteller, der <strong>in</strong> Lübeck geboren wurde, <strong>in</strong> Mün<strong>ch</strong>en studierte und arbeitete und<br />

1955 <strong>in</strong> Züri<strong>ch</strong> starb, der „während se<strong>in</strong>es <strong>ganz</strong>en Lebens mit dem Problem der bürgerli<strong>ch</strong>en Existenz<br />

und deren Existenzbere<strong>ch</strong>tigung fertig werden musste, der als grosser Chronist den bürgerli<strong>ch</strong>en<br />

Zerfall festhielt“, sozusagen „die Erfüllung e<strong>in</strong>es historis<strong>ch</strong>en Verdikts“. Obwohl er „niemals das<br />

Verständnis für das Proletariat erlangt“ und „es literaris<strong>ch</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> dargestellt“ habe, „hatte er am Ende<br />

se<strong>in</strong>es Lebens e<strong>in</strong> gewisses Gefühl für die Kräfte se<strong>in</strong>er Rolle (...)“, stand <strong>in</strong> der esperantist<br />

ges<strong>ch</strong>rieben.<br />

Was den Hels<strong>in</strong>ki-Prozess betraf, war der esperantist der Ansi<strong>ch</strong>t, dass gerade die<br />

Esperantisten zu denen gehören sollten, die diesen Prozess am meisten unterstützen sollten. Denn dies<br />

würde diem <strong>in</strong>ternationale Zusammenarbeit fördern und natürli<strong>ch</strong> gäbe es au<strong>ch</strong> dort e<strong>in</strong><br />

Spra<strong>ch</strong>enproblem. Offenbar witterte man Luft, für das eigene Anliegen, zur Lösung dieser<br />

Spra<strong>ch</strong>enprobleme, beizutragen. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Seitenhiebs gegen den Westen hielt es der esperantist<br />

für erwähnenswert, dass am 60. <strong>Esperanto</strong>-Weltkongress <strong>in</strong> Kopenhagen die F<strong>in</strong>anzkrise <strong>in</strong> den<br />

westli<strong>ch</strong>en Staaten für das Defizit der UEA und für die Valutas<strong>ch</strong>wierigkeiten der sozialistis<strong>ch</strong>en<br />

Staaten für verantwortli<strong>ch</strong> gehalten wurde. 79<br />

In Bad Saarow fand im Januar 1975 e<strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>ar der <strong>Esperanto</strong>-Jugendli<strong>ch</strong>en der DDR statt.<br />

Etwa 30 Jugendli<strong>ch</strong>e fanden si<strong>ch</strong> am 28.6.1975 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Sitzung zusammen, und e<strong>in</strong>e<br />

Kommission, bestehend aus 26 Mitgliedern, wurde zusammengestellt, um die Jugendaktivitäten <strong>in</strong><br />

Zukunft zu leiten. <strong>Der</strong> Vorstand der Jugendkommission des ZAKE 80 setzte si<strong>ch</strong> aus den folgenden<br />

Mitgliedern zusammen:<br />

77 der esperantist, Nr. 79/1976, S. 13f.<br />

78 Analoge Zusammenarbeitsverträge wurden <strong>in</strong> den 70ern vom ZAKE au<strong>ch</strong> mit den <strong>Esperanto</strong>-Landesverbänden <strong>in</strong><br />

Bulgarien und der Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei (separat mit dem ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en und slowakis<strong>ch</strong>en Verband) unterzei<strong>ch</strong>net.<br />

79 E<strong>in</strong>e sol<strong>ch</strong>e Behauptung, von denen es <strong>in</strong> der esperantist nur so wimmelt, ist typis<strong>ch</strong> für die Propaganda dieses DDR-<br />

Organs. Die Behauptung blieb völlig unreflektiert und im Raum stehen. So müsste <strong>in</strong> dem Beri<strong>ch</strong>t von D. Blanke zum<strong>in</strong>dest<br />

der (mögli<strong>ch</strong>e) Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en westli<strong>ch</strong>er F<strong>in</strong>anzkrise und den Valutas<strong>ch</strong>wierigkeiten der sozialistis<strong>ch</strong>en Ländern<br />

ausgeführt werden (aber Blanke war ke<strong>in</strong> Ökonom und er s<strong>ch</strong>ien au<strong>ch</strong> ke<strong>in</strong>e Ahnung von den ökonomis<strong>ch</strong>en Problemen der<br />

DDR <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> zu kennen, die <strong>in</strong> der esperanist <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> zur Spra<strong>ch</strong>e kamen...).<br />

80 In e<strong>in</strong>em Interview mit T. Bendias <strong>in</strong> dem Bu<strong>ch</strong> ‚Die <strong>Esperanto</strong>-Jugend <strong>in</strong> der DDR’ (2011) erklärte Blanke, wieso er strikt<br />

gegen die Bildung e<strong>in</strong>er <strong>Esperanto</strong>-Jugend ausserhalb des Kulturbunds gewesen war und e<strong>in</strong>e sol<strong>ch</strong>e erfolgrei<strong>ch</strong> verh<strong>in</strong>derte<br />

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