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Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

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Krause reagierte äusserst empf<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong> auf Kritik gegen se<strong>in</strong>e Wörterbü<strong>ch</strong>er, die im VEB Enzyklopädie<br />

Leipzig ers<strong>ch</strong>ienen und verhielt si<strong>ch</strong> entspre<strong>ch</strong>end brüskiert – mit allen Folgen. 131 Neben Beiträgen<br />

über Marx fand si<strong>ch</strong> auf den Seiten von der esperantist au<strong>ch</strong> e<strong>in</strong> bibliographis<strong>ch</strong>er H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e<br />

von Wilfried Hofmann vorgenommene Eo-Übersetzung von Max und Moritz von Wilhelm Bus<strong>ch</strong>, die<br />

<strong>in</strong> Karl-Marx-Stadt ers<strong>ch</strong>ien.<br />

Beim 5. Interl<strong>in</strong>guistik-Sem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Ahrenshoop des Jahres 1983 wurde von Prof. Dr. Georg<br />

Meier von der Humboldt-Universität eröffnet. Referenten waren ausser Dr. D. Blanke, dessen<br />

Interl<strong>in</strong>guistik-Dissertation 1981 <strong>in</strong> Bu<strong>ch</strong>form ers<strong>ch</strong>ien, 132 au<strong>ch</strong> Prof. Joa<strong>ch</strong>im Dietze (Mart<strong>in</strong>-Luther-<br />

Uni Halle), Dr. Paul Str<strong>in</strong>g (Robotron Dresden), Dr. Eri<strong>ch</strong> Spitz (CSSR), Dr. Eri<strong>ch</strong>-Dieter Krause<br />

(Karl-Marx-Uni Leipzig), Dr. Wolfdietri<strong>ch</strong> Wendt (Humbold-Uni) und Dr. Till Dahlenburg (Brüel).<br />

Den „Glanzpunkt“ habe das Referat von Prof. G.F. Meier gebildet, der zu den grammatis<strong>ch</strong>en<br />

Kategorien vortrug. Anlässli<strong>ch</strong> des 65. Geburtstages Meiers, der 700 Veröffentli<strong>ch</strong>ungen vorweisen<br />

konnte und au<strong>ch</strong> e<strong>in</strong> Bu<strong>ch</strong> publiziert hatte, <strong>in</strong> dem er 6000 Spra<strong>ch</strong>en klassifizierte, bra<strong>ch</strong>te der<br />

esperantist e<strong>in</strong> langes Interview von D. Blanke. Meier konnte si<strong>ch</strong> rühmen, bereits 1946 den<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Wert des <strong>Esperanto</strong> unterstri<strong>ch</strong>en zu haben. Die aktuelle Bedeutung des <strong>Esperanto</strong><br />

sah er als Planspra<strong>ch</strong>e, die lei<strong>ch</strong>t zu erlernen sei und wo dolmets<strong>ch</strong>erfreie Verständigung e<strong>in</strong>e Rolle<br />

spielen könne. Au<strong>ch</strong> <strong>in</strong> der elastis<strong>ch</strong>en Wortbildung des <strong>Esperanto</strong> erblickte er e<strong>in</strong>en Vorteil; die<br />

Komb<strong>in</strong>ation der Regeln <strong>in</strong> der Grammatik eröffne e<strong>in</strong>e Menge von Fe<strong>in</strong>heiten des Ausdrucks. Was<br />

die Interl<strong>in</strong>guistik anbelange, müsse diese si<strong>ch</strong> aber erst no<strong>ch</strong> profilieren.<br />

1984 stand das 35-Jahr-Jubiläum der DDR vor der Tür, das von der esperantist mit e<strong>in</strong>em<br />

Na<strong>ch</strong>druck e<strong>in</strong>er kurzen Mitteilung des DDR-Friedensrates gewürdigt wurde. Im Wesentli<strong>ch</strong>en wurde<br />

die DDR als Bastion des Friedens gefeiert, während die USA-Regierung offenbar anderes für<br />

wi<strong>ch</strong>tiger halte als den Frieden, wurde moniert. Bei dieser Gelegenheit wurde wieder e<strong>in</strong>mal der Name<br />

Wilhelm Piecks <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung gerufen.<br />

Anlässli<strong>ch</strong> des 125. Geburtstages L.L. Zamenhofs veröffentli<strong>ch</strong>te der esperantist e<strong>in</strong>en Artikel<br />

von Fritz Wollenberg, <strong>in</strong> dem er si<strong>ch</strong> über „die humanistis<strong>ch</strong>e Bots<strong>ch</strong>aft“ L.L. Zamenhofs ausliess.<br />

Bisher wurde L.L. Zamenhof, der Begründer des <strong>Esperanto</strong>, von der esperantist äusserst<br />

stiefmütterli<strong>ch</strong> behandelt. Se<strong>in</strong>e Ideen des Homaranismus galten als unmarxistis<strong>ch</strong>, daher suspekt, die<br />

‚<strong>in</strong>terna ideo’ wurde von der esperantist, genauer von Blanke persönli<strong>ch</strong>, als reaktionäre Mystik<br />

verdammt und abgelehnt. Erstmals ers<strong>ch</strong>ien nun e<strong>in</strong> etwas längerer Artikel zum Thema. Leider endete<br />

er <strong>in</strong> der öden DDR-Propaganda und führte das Thema ad absurdum. Zamenhof wurde als<br />

„bürgerli<strong>ch</strong>er Intellektueller“ verspottet, folgli<strong>ch</strong> wurde versu<strong>ch</strong>t, Zamenhof <strong>in</strong>s marxistis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ema<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zupressen und se<strong>in</strong>e Ideen aus dem marxistis<strong>ch</strong>en Dunst heraus zu <strong>in</strong>terpretieren. So habe<br />

Zamenhofs Vater se<strong>in</strong>en Sohn <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> zum Kampf gegen die zaristis<strong>ch</strong>e Unterdrückung erzogen,<br />

sondern im Geiste des Positivismus, der den Sohn bee<strong>in</strong>flusst habe, s<strong>ch</strong>rieb Wollenberg. Denno<strong>ch</strong><br />

habe Zamenhof e<strong>in</strong>e „forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>e Propaganda“ betrieben, <strong>in</strong>dem er das Bu<strong>ch</strong> ‚Marta’ von Eliza<br />

Orzeszkowa <strong>in</strong>s <strong>Esperanto</strong> übersetzte, wo es um die Emanzipation der Frau gegangen sei. Au<strong>ch</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Übersetzung des ‚Hamlet’ widerspiegele se<strong>in</strong>e humanistis<strong>ch</strong>en Absi<strong>ch</strong>ten. Den ‚Hillelismus-<br />

Homaranismus’ (frühes Stadium) Zamenhofs und die Übersetzung der Bibel, wohl das wi<strong>ch</strong>tigere<br />

Werk als ‚Marta’ von Orzeszkowa, erwähnte Wollenberg mit ke<strong>in</strong>em Wort. Immerh<strong>in</strong> bra<strong>ch</strong>te er<br />

Zamenhofs religiös-mystis<strong>ch</strong>-freimaureris<strong>ch</strong> bee<strong>in</strong>flusstes ‚Gebet unter der grünen Standarte’, das er<br />

<strong>in</strong> Boulogne vortrug, zur Spra<strong>ch</strong>e. Aber Zamenhof habe si<strong>ch</strong> damit „<strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> an Gott gewendet“, sondern<br />

der „moralis<strong>ch</strong>en Kraft des Mens<strong>ch</strong>en vertraut“. Dies sei e<strong>in</strong> „idealistis<strong>ch</strong>es Konzept, das aus dem<br />

Konzept der bürgerli<strong>ch</strong>en Ideologie <strong>in</strong> ihrer forts<strong>ch</strong>rittli<strong>ch</strong>en Zeit ges<strong>ch</strong>öpft worden“ sei und si<strong>ch</strong><br />

gegen die „<strong>in</strong>humanistis<strong>ch</strong>en Tendenzen des Imperialismus“ gewendet habe. Die Frage, ob Zamenhof<br />

e<strong>in</strong> Atheist gewesen ist oder <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong>, wurde <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> thematisiert. Au<strong>ch</strong> hier zeigte si<strong>ch</strong>, dass die Marxisten<br />

nur diejenigen Elemente aus dem Werk Zamenhofs herauszogen, die <strong>in</strong> ihren ideologis<strong>ch</strong>en Kram<br />

re<strong>in</strong>passten. Dann wendete Wollenberg si<strong>ch</strong> der Frage zu, ob Zamenhof e<strong>in</strong> Anationaler (sennaciulo)<br />

gewesen sei, um dies glei<strong>ch</strong> zu verne<strong>in</strong>en, denn er war „<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Volk voll e<strong>in</strong>gebürgert“. Zamenhof<br />

131 Das Grosse Wörterbu<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>-<strong>Esperanto</strong> von 1983 erlebte na<strong>ch</strong> der Wende e<strong>in</strong> tragis<strong>ch</strong>es S<strong>ch</strong>icksal. Es wurde 1993 <strong>in</strong><br />

2. Auflage unverändert im Langens<strong>ch</strong>eidt-Verlag na<strong>ch</strong>gedruckt. 2007 ers<strong>ch</strong>ien bei Buske Krauses Grosses Wörterbu<strong>ch</strong><br />

Deuts<strong>ch</strong>-<strong>Esperanto</strong>, das 160’000 Wortstellen erhielt und ist e<strong>in</strong>es der umfangrei<strong>ch</strong>sten <strong>Esperanto</strong>-Wörterbü<strong>ch</strong>er überhaupt.<br />

132 Planspra<strong>ch</strong>e und Nationalspra<strong>ch</strong>e. E<strong>in</strong>ige Probleme der Wortbildung des <strong>Esperanto</strong> und des Deuts<strong>ch</strong>en <strong>in</strong> konfrontativer<br />

Darstellung. (ers<strong>ch</strong>ienen <strong>in</strong>: L<strong>in</strong>guistis<strong>ch</strong>e Studien, Series A, No. 85, Berl<strong>in</strong>: GDR Academy of Sciences, 1981, 162 pp., 2nd<br />

ed., 1982).<br />

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