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Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

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politis<strong>ch</strong>en Ereignisse spürbar aufgewei<strong>ch</strong>t. Aber es war zu spät. Die Berl<strong>in</strong>er Mauer ‚fiel’ na<strong>ch</strong> über<br />

28 Jahren der Existenz <strong>in</strong> der Na<strong>ch</strong>t des 9. auf den 10. November 1989, na<strong>ch</strong>dem Günther S<strong>ch</strong>abowski<br />

plötzli<strong>ch</strong> die generelle Ausreiseerlaubnis für die DDR-Bürger verkündet hatte. Dies läutete au<strong>ch</strong> das<br />

baldige Ende der DDR e<strong>in</strong>, die si<strong>ch</strong> am 3. Oktober 1990 auflöste und dur<strong>ch</strong> Beitritt zur BRD zu e<strong>in</strong>em<br />

neuen Gesamtdeuts<strong>ch</strong>land vere<strong>in</strong>igte. In dieser Konsequenz vere<strong>in</strong>igte si<strong>ch</strong> am 19.5.1991 auf dem 69.<br />

Deuts<strong>ch</strong>en <strong>Esperanto</strong>-Kongress <strong>in</strong> Mün<strong>ch</strong>en au<strong>ch</strong> die GDREA mit dem Deuts<strong>ch</strong>en <strong>Esperanto</strong>-Bund<br />

(DEB/GEA). Nur wenige GDREA-Mitglieder hatten si<strong>ch</strong> dem DEB anges<strong>ch</strong>lossen. 150<br />

E<strong>in</strong>e gesäuberte “Skizze der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des <strong>Esperanto</strong>-Verbandes der Deuts<strong>ch</strong>en Demokratis<strong>ch</strong>en<br />

Republik” ers<strong>ch</strong>ien als deuts<strong>ch</strong>e Übersetzung von Ino Kolbe der erweiterten <strong>Esperanto</strong>-Fassung aus<br />

der esperantist 164, 6/1991.<br />

Abs<strong>ch</strong>luss<br />

E<strong>in</strong>e Kurzzusammenfassung der Realität der ideologis<strong>ch</strong>-politis<strong>ch</strong>en Redaktionspolitik von der<br />

esperantist ergibt folgendes Bild:<br />

60er Jahre: Atmosphäre war geprägt von e<strong>in</strong>em aggressiven Ton der Diffamierungskampagne<br />

gegenüber der BRD. Verherrli<strong>ch</strong>ung des Antifas<strong>ch</strong>ismus, harter und zunehmend autoritärer Kurs unter<br />

Rudi Graetz.<br />

70er Jahre: Politis<strong>ch</strong>-Ideologis<strong>ch</strong>er Fanatismus im S<strong>in</strong>ne der Forderung, dass die Eo-<br />

Bewegung <strong>in</strong> der DDR auf die Grundlage des Marxismus-Len<strong>in</strong>ismus zu stellen sei,<br />

Re<strong>ch</strong>tfertigungsstress <strong>in</strong> der Eo-Bewegung gegenüber dem Staat, unermüdli<strong>ch</strong>e Demonstration<br />

parteili<strong>ch</strong>en Kadavergehorsams und der übermässigen Nibelungentreue. Kulturbund wurde als<br />

politis<strong>ch</strong>e Heimstätte für die Esperantisten ho<strong>ch</strong>stilisiert. Die primitive und aggressive Abhandlung<br />

dieser Themen, wie es no<strong>ch</strong> <strong>in</strong> den 60er Jahren der Fall war, wurde <strong>in</strong> den 70ern <strong>in</strong> der esperantist<br />

dur<strong>ch</strong> zunehmend professionellere, aber <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> weniger ideologis<strong>ch</strong> Diktion, teilweise bis zum<br />

Nonsense erstarrt, ersetzt. E<strong>in</strong> gutes Beispiel dafür ist der Titeltext <strong>in</strong> der esperantist 49/1971. <strong>Der</strong><br />

psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Druck gegenüber Esperantisten, die dem Marxismus-Len<strong>in</strong>ismus <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> folgten, die den<br />

Interl<strong>in</strong>guistik-Ma<strong>in</strong>stream’ <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> mitma<strong>ch</strong>ten, wurde erhöht, die Drohgebärden gegenüber<br />

Andersdenkenden, „stranguloj und fantaziuloj“ und „sektiereris<strong>ch</strong>en Tendenzen“ verstärkt. Blanke<br />

stieg zum Chefideologen, Oberesperantisten und hauptamtli<strong>ch</strong>en Zentralsekretär, ja zum ‚starken<br />

Mann’ auf, der den ideologis<strong>ch</strong>en Ton vorgibt und sagt, was gut und s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t ist, wie es se<strong>in</strong> soll und<br />

wie es <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> se<strong>in</strong> soll (e<strong>in</strong>e Abart der Indoktr<strong>in</strong>ation). Bestätigung der Parteil<strong>in</strong>ie au<strong>ch</strong> unter<br />

Hahlbohm. Verstärkung der DDR-Propaganda, der Kriegsangsthysterie und der antiimperialistis<strong>ch</strong>en<br />

Polemik, Ostblocktreue, Johannes-R.-Be<strong>ch</strong>erkult, Vietnamsolidarität, Verdammung Israels und des<br />

Chileputs<strong>ch</strong>s, dies jedo<strong>ch</strong> alles e<strong>in</strong>seitig mit propagandistis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>lagworten und hohlen Phrasen,<br />

ohne die objektiven Vorgänge auszuleu<strong>ch</strong>ten.<br />

80er Jahre: Konsolidierungsphase, politis<strong>ch</strong>-ideologis<strong>ch</strong>er Druck gegen ‚Abwei<strong>ch</strong>ler’ oder<br />

‚Andersdenkende’ s<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>t lei<strong>ch</strong>t abzunehmen, der Marxismus-Len<strong>in</strong>ismus als Prämisse vers<strong>ch</strong>w<strong>in</strong>det<br />

langsam von der Propagandaszene. S<strong>ch</strong>wierigkeiten der DDR-Volkswirts<strong>ch</strong>aft werden erstmals<br />

angedeutet (s<strong>ch</strong>uldig waren aber die anderen). Ermüdungsers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>ungen und organisatoris<strong>ch</strong>e<br />

Überforderung waren <strong>in</strong> der GDREA zu erkennen, denno<strong>ch</strong> sollte dur<strong>ch</strong> die Gründung der GDREA<br />

bei glei<strong>ch</strong>zeitiger Aufwertung des formellen Status der Eo-Bewegung <strong>in</strong>nerhalb des Kulturbunds (im<br />

158 umfasst. Wie man bei Bendias, S. 251, liest, spendeten Mitglieder <strong>in</strong>sgesamt 20’000 Mark an GDREA, um die<br />

Zeits<strong>ch</strong>rift der esprantist zu si<strong>ch</strong>ern.<br />

150 Ca. 20%. 1992 kamen nur 10% der DEB-Mitglieder aus dem Beitrittsgebiet (Bendias, S. 251). <strong>Der</strong> Kulturbund blieb<br />

übrigens weiter bestehen. Warum so wenige dem DEB beitreten wollten ist unklar. In e<strong>in</strong>em Interview mit Internaciisto<br />

(<strong>Esperanto</strong>-Kommunisten), Nr. 1/1994, S. 3, sagte D. Blanke, er selbst sei wenig begeistert vom Ans<strong>ch</strong>luss der e<strong>in</strong>stmals<br />

„eigenständigen“ GDREA an den DEB gewesen. Er selbst habe ke<strong>in</strong>e Führungspositionen <strong>in</strong> dem vere<strong>in</strong>igten DEB<br />

angestrebt (er publizierte aber weiterh<strong>in</strong> häufig im Vere<strong>in</strong>sorgan <strong>Esperanto</strong> aktuell). E<strong>in</strong>ige GDREA-Mitglieder s<strong>ch</strong>lossen<br />

si<strong>ch</strong> der neugegründeten Gesells<strong>ch</strong>aft für Interl<strong>in</strong>guistik e.V. an, die von D. Blanke geleitet wurde. (s. Blanke, D.: 20 Jahre<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft für Interl<strong>in</strong>guistik e.V. – Ergebnisse und Probleme. In: Fiedler, Sab<strong>in</strong>e (Hrsg.): Spra<strong>ch</strong>erf<strong>in</strong>dung und ihre Ziele.<br />

Beiträge der 20. Jahrestagung der Gesells<strong>ch</strong>aft für Interl<strong>in</strong>guistik e.V., 26.-28. November 2010, <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Berl<strong>in</strong>:<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft für Interl<strong>in</strong>guistik e.V. (GIL) 2011.<br />

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