Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

am konfrontativen Vergleich einiger Probleme der Wortbildung des Esperanto und des Deutschen’.
Inhalte und Thesen wurden in der esperantist 79/1976 ausführlich vorgestellt. Blankes Arbeit war
überhaupt die erste Dissertation, die in der DDR zu einem esperantologischen Thema vorgelegt wurde.
In einem mit R. Graetz, der der Verteidigung beiwohnte, geführten Interview sagte Blanke, er habe
mit seiner Dissertation zur Erhöhung des Prestiges des Esperanto in der DDR beitragen wollen. Auf
das entsprechende Thema angesprochen, antwortete der Autor der Dissertation, dass er an der
Humboldt-Universität keinen Hindernisssen begegnet, sondern im Gegenteil dazu ermutigt worden
sei, sich mit einem solchen Thema zu befassen; das Sprachwissenschaftliche Institut der Akademie der
Wissenschaften der DDR habe sich für eine Zusammenarbeit interessiert gezeigt.
Ein weiteren Erfolg konnte der ZAKE auf internationaler Ebene verbuchen. Am 61.
Esperanto-Weltkongress in Athen wurde er als Kollektivmitglied in den Weltbund aufgenommen. 82
Rudi Graetz wurde Mitglied des internationalen UEA-Komitees. Was 1974 in Hamburg noch kein
Thema war, gelang zwei Jahre später in Athen. Selbst das SED-Zentralorgan Neues Deutschland
berichtete in einem 30-zeiligen Beitrag über die Aufnahme der DDR in die UEA. An ihrer Sitzung
sprach sich die MEM für die Lösung des Zypernproblems aus. Amadou Mahtar M’Bow, der als
Generaldirektor der UNESCO vor allem in USA und GB umstritten war, sandte eine Grussbotschaft
nach Athen und versicherte die UEA mit ihren „grossen Zielen“ „bei der besseren Verständigung der
Völker“ zu helfen, seiner Sympathie. 83 Esperanto als Sprache fand in seiner Botschaft aber keine
explizite Erwähnung. In der Tschechoslowakei erschienen auf Esperanto die Schlussakte der KSZE. 84
Das Jahr 1977 85 stand unter dem Eindruck der 2. Zentralen Konferenz der Esperantisten im
Kulturbund der DDR, der im November 1976 mit 180 DDR-Delegierten und 20 ausländischen Gästen
in Leipzig stattfand, des 60. Altersjubiläums der „Grossen Sozialistischen Oktoberrevolution“ in
Russland und des 70. jährigen Jubiläums von Rudi Graetz sowie dessen abruptem Ableben im
gleichen Jahr.
Die 2. Zentrale Konferenz der Esperantisten im Kulturbund der DDR, eine Art
Landeskongress der Esperantisten der DDR, verabschiedete eine „Erklärung“ und eine
„Entschliessung“, deren Wortlaut hier wiedergeben werden soll:
Erklärung
der Delegierten der II. Zentralen Konferenz der Esperantisten im Kulturbund der DDR
Die Esperantisten im Kulturbund der DDR bekunden ihren festen Willen, als Bürger der DDR und als
Internationalisten auch in Zukunft ihren spezifischen Beitrag zur weiteren Herausbildung der
entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der Deutschen Demokratischen Republik zu leisten.
Sie bekennen sich zur festen Freundschaft mit der Sowjetunion und den anderen sozialistischen
Bruderländern, der wichtigsten Grundlage für die weitere Stärkung der Kräfte des Sozialismus, des
Friedens und der Entspannung.
Ausgehend von den Positionen des Marxismus-Leninismus setzen sie sich für die Ideale des Friedens
und des Humanismus ein und wenden sich entschieden gegen imperialistische Kriege und gegen alle
Versuche, den Prozess der Entspannung aufzuhalten oder rückgängig zu machen.
Die Esperantisten im Kulturbund der DDR solidarisieren sich
- mit allen Bemühungen, die der Verwirklichung der Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa (Helsinki 1975) in ihrer Gesamtheit dienen und heben in diesem
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Ausgewiesen wurden 45 Ja und 4 Nein-Stimmen.
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Am 62. Esperanto-Weltkongress von 1977 erschien M’Bow dann noch persönlich in Reykjavik und hielt eine längere
Rede, die in der esperantist abgedruckt wurde.
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Im gleichen Jahr 1976 wurde pro memoria die DDR vom Skandal der Biermann-Ausbürgerung erschüttert. Da dieses
europaweit Aufsehen erregende Ereignis die Esperanto-Bewegung schliesslich ja nichts anging, fand es freilich auch in
Medien wie der esperantist keine Resonanz.
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Auch dies war ein heikles Jahr im Ostblock. Im Nachbarland ČSSR stand das Jahr 1977 im Zeichen der Veröffentlichung
der Charta 77 durch Václav Havel und seine Gesinnungsgenossen. In der Folge wurden die Dissidenten vom Prager Regime
systematisch verleumdet, verfolgt, eingeschüchtert, mit Berufsverboten belegt, in fragwürdigen Prozessen zu langjährigen
Haftstrafen verurteilt und ins Gefängnis geworfen. Seit den 50er Jahren hatte es keine solchen Hexenjagden gegen
vermeintliche Feinde des Sozialismus und unschuldige Menschen gegeben, die die Respektierung der Menschenrechte und
der Helsinki-Prinzipien einforderten, mehr. Esperanto-Übersetzungen von Havels Theaterstücken aus dieser Zeit fehlen.
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