05.01.2013 Aufrufe

Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Dies sei „e<strong>in</strong>e unserer Hauptaufgaben“. „E<strong>in</strong> grosser Fehler“ sei „<strong>in</strong> der Arbeit vieler Gruppen das oft<br />

feststellbare Fehlen e<strong>in</strong>er Internationalität.“ „Jede Gruppe“ sollte „unbed<strong>in</strong>gt konkrete <strong>in</strong>ternationale<br />

Beziehungen haben und den Gruppentreffs e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternationalistis<strong>ch</strong>en Inhalt geben“. Was dies<br />

heissen sollte, konnte wohl nur e<strong>in</strong> Bürger e<strong>in</strong>es Ostblocklandes wissen und verstehen. Diese Treffs<br />

seien wegen „Fehlens der Internationalität oft <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> genug attraktiv“. Im Rahmen des Kulturbunds<br />

wurde die fehlende Zusammenarbeit mit Philatelisten, Fotographen, Literatur- und Naturfreunden<br />

bemängelt. Die „Grundaufgaben“ des Kulturbunds sollten „effizienter erfüllt“ werden. Die Methodik<br />

des Eo-Unterri<strong>ch</strong>ts sollte verbessert werden. Die zu s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>kenntnisse und das fehlende<br />

Wissen über die Eo-Bewegung der GDREA-Mitglieder wurde als weitere S<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>stelle eruiert. Bei<br />

1700 Mitgliedern s<strong>ch</strong>ien die Zahl zu stagnieren. Es s<strong>ch</strong>ien, dass das quantitative Potential<br />

ausges<strong>ch</strong>öpft war. Fazit: Allgeme<strong>in</strong>e Stagnation, Ermüdungsers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>ungen und Überalterung plagten<br />

die GDREA und verh<strong>in</strong>derte weitere grössere S<strong>ch</strong>ritte für die Zukunft. 136 Au<strong>ch</strong> an diesem Zentralen<br />

Treffen wurde wieder e<strong>in</strong>e Erklärung angenommen. Dar<strong>in</strong> war die Rede davon, dass si<strong>ch</strong> die<br />

<strong>in</strong>ternationale Situation „von Seiten der imperialistis<strong>ch</strong>en Kräfte“ „katastrophal vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tert“ habe,<br />

„hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> wegen der militäris<strong>ch</strong>-<strong>in</strong>dustriellen Komplexe und wegen der Politik der aktuellen<br />

USA-Reagan-Adm<strong>in</strong>istration“. Den Teilnehmern des Treffs wurde die Aufgabe aufgebürdet, na<strong>ch</strong><br />

ihrer Rückkehr <strong>in</strong> die Distrikte die Ziele der MEM zu verwirkli<strong>ch</strong>en.<br />

Als die ‚Unperson’ Ivo Lapenna Ende 1984 75-jährig wurde, era<strong>ch</strong>tete es der esperantist für<br />

angebra<strong>ch</strong>t, se<strong>in</strong>e „Verdienste und Ni<strong>ch</strong>t-Verdienste“ zu würdigen. Gelobt wurde vor allem se<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>satz für die UEA, getadelt se<strong>in</strong>e „starken antikommunistis<strong>ch</strong>en Konzepte“, die zur „Bremse für den<br />

Weg der UEA zur wahren universellen Organisation“ geworden sei. „Die Anpassung (sic) der UEA an<br />

den Fluss der Weltentwicklung“ 137 habe er als „kommunistis<strong>ch</strong>en Puts<strong>ch</strong> fals<strong>ch</strong> <strong>in</strong>terpretiert“. Se<strong>in</strong>e<br />

Neutrale Bewegung sei „klar antikommunistis<strong>ch</strong>“. „Viele Artikel, Verleumdungen und Beleidigungen<br />

gegen kommunistis<strong>ch</strong>e und überhaupt <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong>kommunistis<strong>ch</strong>e Funktionäre der Eo-Bewegung“ hätten<br />

„leider e<strong>in</strong> fals<strong>ch</strong>es Bild von se<strong>in</strong>em Lebenswerk“ gegeben. Dies alles sei „unter se<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tellektuellen<br />

Niveau“ gewesen. Denno<strong>ch</strong> sei „<strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> daran zu zweifeln, dass die Rolle Lapennas als Theoretiker,<br />

Organisator und Orator <strong>in</strong> der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der <strong>Esperanto</strong>-Bewegung von sehr starker und teilweise<br />

sogar von fundamentaler Bedeutung“ gewesen sei. Die „Tragik des Jubilars“ bestehe dar<strong>in</strong>, dass er<br />

„se<strong>in</strong>en Weg <strong>in</strong> die Frü<strong>ch</strong>te br<strong>in</strong>gende Ri<strong>ch</strong>tung selbst verbaut habe“. 138 Im Nekrolog Lapennas, der im<br />

Dezember 1987 verstarb, wurden die Begriffe antikommunistis<strong>ch</strong> und antisowjetis<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> andere<br />

Wörter ersetzt: Es hiess nur no<strong>ch</strong>, dass se<strong>in</strong>e Neutrale Bewegung „ziemli<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>te Positionen“ vertrat<br />

und <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> mehr neutral gewesen sei.<br />

Se<strong>in</strong>e zweite Dissertation zur Interl<strong>in</strong>guistik legte Blanke 1985 vor. Die als Habilitation<br />

anerkannte Arbeit führte bei ihm zum Titel „Doktor der Wissens<strong>ch</strong>aften“. Das Guta<strong>ch</strong>ten wurde von<br />

Georg Friedri<strong>ch</strong> Meier, Johannes Klare und Frank Häusler erstellt. Se<strong>in</strong>e – teilweise sehr abstrakten –<br />

Thesen zur Dissertation B veröffentli<strong>ch</strong>te Blanke <strong>in</strong> der esperantist 131/1985. Sie s<strong>in</strong>d zu<br />

umfangrei<strong>ch</strong>, um an dieser Stelle wiedergeben zu werden und bedürften des gesonderten Studiums und<br />

e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>gehenden Kommentars. 139 Die Habilitation ers<strong>ch</strong>ien Ende 1985 im Akademie-Verlag als<br />

Bu<strong>ch</strong> mit dem Titel ‚Internationale <strong>Planspra<strong>ch</strong>en</strong> – e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung’. 140<br />

136 Von He<strong>in</strong>els Kritik dürfte si<strong>ch</strong> Blanke auf teilweise persönli<strong>ch</strong> betroffen gefühlt haben. Da es im Verhältnis zur<br />

Grossspurigkeit der Absi<strong>ch</strong>ten und Ankündigungen der GDREA ausser den zur Rout<strong>in</strong>e gewordenen Tätigkeiten kaum no<strong>ch</strong><br />

etwas von Bedeutung über die Eo-Bewegung <strong>in</strong> der DDR zu beri<strong>ch</strong>ten gab, füllten si<strong>ch</strong> die Seiten von der esperantist immer<br />

mehr v.a. mit Beri<strong>ch</strong>ten über Eo-Aktivitäten <strong>in</strong> anderen sozialist. Ländern, v.a. Bulgarien, aber au<strong>ch</strong> Ch<strong>in</strong>a, sowie mit<br />

endlosen Bibliographien und zahlrei<strong>ch</strong>en Rezensionen und Listen von Neuers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>ungen und Artikeln <strong>in</strong> DDR-Zeitungen, <strong>in</strong><br />

denen <strong>Esperanto</strong> erwähnt wurde. Dazu gehörten au<strong>ch</strong> l<strong>in</strong>guistis<strong>ch</strong>e Erläuterungen (das Thema Term<strong>in</strong>ologie wurde mit dem<br />

Auftreten Wera Blanke-Dehlers immer häufiger. Rezensenten waren v.a. Blanke, Dahlenburg, Lennartz, Wollenberg, S<strong>ch</strong>ödl,<br />

Siegfried L<strong>in</strong>ke, Ingrid Erfurth, Mi<strong>ch</strong>ael Behr, Ulri<strong>ch</strong> Becker. Au<strong>ch</strong> wurde vermehrt über das Programm der <strong>Esperanto</strong>-<br />

Sendungen von Radio Polonia <strong>in</strong>formiert.<br />

137 An dieser Stelle haben wir e<strong>in</strong>en Beweis für die wahren Absi<strong>ch</strong>ten gefunden, was der kommunistis<strong>ch</strong>e Block mit der UEA<br />

wirkli<strong>ch</strong> vorhatte. Die Unterwanderung der UEA dur<strong>ch</strong> den Kommunismus wurden aber von allen Seiten stets dementiert.<br />

138 Dies war e<strong>in</strong>e der Standardformulierungen von Blanke gegen Leute, die bei ihm <strong>in</strong> Ungnade gefallen waren. Lapenna<br />

hatte e<strong>in</strong>ige Artikel von Blanke kritisiert, <strong>in</strong> dem er ihm – m.E. zu Re<strong>ch</strong>t – e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige Darstellung der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te,<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsverdrehung und Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tsfäls<strong>ch</strong>ung vorwarf. Selbstverständli<strong>ch</strong> wurde dies von der esperantist s<strong>ch</strong>amlos<br />

wegzensuriert.<br />

139 Bei e<strong>in</strong>em Blick auf diese Thesen erkennt man diverse heikle Punkte wie e<strong>in</strong>e Art Fundamentalkritik an die L<strong>in</strong>guistik<br />

und an die <strong>Planspra<strong>ch</strong>en</strong>bewegung, hohle Werbespots von der bereits früher vorgebeteten „<strong>in</strong>ternationalistis<strong>ch</strong>en<br />

Persönli<strong>ch</strong>keitsbildung“. Ferner stand da au<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>rieben, dass Zamenhof „e<strong>in</strong>e Reihe wesentli<strong>ch</strong>er l<strong>in</strong>guistis<strong>ch</strong>er<br />

61

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!