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Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

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In diesem Referat wurde au<strong>ch</strong> mit Ivo Lapenna abgere<strong>ch</strong>net, der die UEA verliess und e<strong>in</strong>e<br />

eigene, „neutrale“ <strong>Esperanto</strong>-Bewegung s<strong>ch</strong>uf:<br />

„Die DDR-Esprantisten arbeiten <strong>in</strong> vielfältiger Weise mit der Weltfrieden-Esperantisten-<br />

Bewegung (MEM), im <strong>Esperanto</strong>-Weltbund (UEA) und im Jugend-<strong>Esperanto</strong>-Verband (TEJO),<br />

Verbände, die e<strong>in</strong>e positive Arbeit leisten und von der <strong>in</strong>ternationalen Realität ausgehen.<br />

Das glei<strong>ch</strong>e kann man allerd<strong>in</strong>gs <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> behaupten von der sogenannten ‚Neutralen <strong>Esperanto</strong>-<br />

Bewegung’ (NEM), die si<strong>ch</strong> 1974 aus antikommunistis<strong>ch</strong> orientierten Anhängern des abgewählten<br />

ehemaligen Präsidenten des <strong>Esperanto</strong>-Weltbundes, Prof. Lapenna, gebildet hat. 106 Diese Gruppierung<br />

widerspiegelt überras<strong>ch</strong>end genau die Taktik und Aktionsweise der sattsam bekannten<br />

antikommunistis<strong>ch</strong>en und antisowjetis<strong>ch</strong>en Giftkü<strong>ch</strong>en westli<strong>ch</strong>er Prägung. Da gibt es ‚Manifeste für<br />

Frieden und Humanismus’, die e<strong>in</strong>en ‚humanistis<strong>ch</strong>en Internationalismus’ dem ‚proletaris<strong>ch</strong>en<br />

Internationalismus gegenüberstellen. 107 In ihrer Zeits<strong>ch</strong>rift Horizonto und auf Konferenzen hetzt diese<br />

Gruppe gegen die sozialistis<strong>ch</strong>en Länder und erf<strong>in</strong>det kommunistis<strong>ch</strong>e Komplotte <strong>in</strong> der <strong>Esperanto</strong>-<br />

Bewegung und anderes mehr. 108 “<br />

(...)<br />

Zum Selbstverständnis der Esperantisten und des <strong>Esperanto</strong> aus ZAKE-Si<strong>ch</strong>t:<br />

„Es ist denno<strong>ch</strong> notwendig, immer von neuem zu begreifen, dass e<strong>in</strong> Esperantist <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong><br />

notwendigerweise und quasi automatis<strong>ch</strong> Internationalist und sozialistis<strong>ch</strong>er Patriot ist. Nur auf den<br />

festen Positionen des Marxismus-Len<strong>in</strong>ismus, die es immer wieder neu zu err<strong>in</strong>gen gilt als bewusste<br />

Staatsbürger handelnd, werden wir die rei<strong>ch</strong>en humanistis<strong>ch</strong>en Bildungs- und Erziehungswerte<br />

ers<strong>ch</strong>liessen können, die <strong>in</strong> der Bes<strong>ch</strong>äftigung mit dem <strong>Esperanto</strong> liegen, und diese zur eigenen Freude<br />

und zum Nutzen der Gesells<strong>ch</strong>aft voll ers<strong>ch</strong>liessen.<br />

Wir müssen weiterh<strong>in</strong> s<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>bar e<strong>in</strong>e banale Feststellung treffen: <strong>Esperanto</strong> ist <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> Selbstzweck,<br />

sondern e<strong>in</strong> Kommunikationsmittel. Nur <strong>in</strong> ihrer praktis<strong>ch</strong>en Anwendung für die Gestaltung<br />

<strong>in</strong>ternationalistis<strong>ch</strong>er Beziehungen realisiert si<strong>ch</strong> der Wert dieser Spra<strong>ch</strong>e.“<br />

Ewig getrieben von e<strong>in</strong>em fanatis<strong>ch</strong>en Missions- und Re<strong>ch</strong>tfertigungseifer, wurde des<br />

Weiteren festgestellt:<br />

„Es wäre zu wüns<strong>ch</strong>en, wenn auf Bezirks-, Kreis- und Gruppenebene no<strong>ch</strong> mehr orig<strong>in</strong>elle<br />

Formen der <strong>in</strong>ternationalen Information über die DDR gefunden würden.“<br />

„Zwar gibt es Erfolge <strong>in</strong> der Jugendarbeit, do<strong>ch</strong> kann das Errei<strong>ch</strong>te <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> befriedigen.“<br />

„Das spra<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>-fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Niveau unserer Esperantisten hat an Qualität gewonnen. Denno<strong>ch</strong> gilt es,<br />

au<strong>ch</strong> auf diesem Gebiet no<strong>ch</strong> viel zu tun.“<br />

„<strong>Der</strong> orig<strong>in</strong>elle Beitrag, der vom ZAKE auf dem Gebiet der Interl<strong>in</strong>guistik und <strong>Esperanto</strong>logie<br />

geleistet wird, f<strong>in</strong>det <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> nur zunehmend <strong>in</strong> der DDR, sondern au<strong>ch</strong> <strong>in</strong> erhebli<strong>ch</strong>em Masse im<br />

Ausland Anerkennung.“<br />

Fazit:<br />

„Ausgehend von unseren sozialistis<strong>ch</strong>en Zielen und Wirkungsmögli<strong>ch</strong>keiten <strong>in</strong> der DDR<br />

haben wir guten Grund zur Freude und Befriedigung und werden die Kraft f<strong>in</strong>den, unsere Arbeit auf<br />

die erforderli<strong>ch</strong>e Höhe der neuen Aufgaben zu heben.“<br />

Amüsant ers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Detail im Beri<strong>ch</strong>t über das Treffen: Am ‚Abend des Kennenlernens’<br />

des 13. Oktober sei die Musik „etwas zu laut“ gewesen. Das Treffen wurde rout<strong>in</strong>emässig als „voller<br />

Erfolg“ verkauft. Es sei s<strong>ch</strong>wierig, „e<strong>in</strong>en Mangel bei der Organisation zu f<strong>in</strong>den“, hiess es. Und:<br />

„Alles g<strong>in</strong>g akkurat im M<strong>in</strong>utentakt na<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>em präzisen Plan sozusagen wie e<strong>in</strong>e Uhr“. <strong>Der</strong> ZAKE-<br />

Vorsitzende Rudolf Hahlbohm war aus gesundheitli<strong>ch</strong>en Gründen abwesend und befand si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

„Kurort“. 109 Sodass D. Blanke als zentrale, starke Führungsfigur auftreten konnte. Es war Hans He<strong>in</strong>el,<br />

106<br />

Lapenna wurde <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> abgewählt. No<strong>ch</strong> vor e<strong>in</strong>er Wiederwahl ents<strong>ch</strong>ied er si<strong>ch</strong>, se<strong>in</strong>en Rücktritt anzukündigen, um e<strong>in</strong>er<br />

drohenden Niederlage im voraus zu entgehen.<br />

107<br />

Au<strong>ch</strong> Lapenna redete <strong>in</strong> den 80er Jahren von e<strong>in</strong>em „humanistis<strong>ch</strong>en Internationalismus“ („humaneca <strong>in</strong>ternaciismo“),<br />

wobei er damit die humanistis<strong>ch</strong>en Ideen und Anliegen Zamenhofs me<strong>in</strong>te (Homaranismus, <strong>in</strong>terna ideo usw.) - (s. M<strong>in</strong>naja,<br />

C.: Eseoj memore al Ivo Lapenna 2001, ab S. 285), die, wie bereits an anderer Stelle gezeigt, von DDR-Esperantisten wie<br />

Graetz und Blanke bekämpft wurden.<br />

108<br />

Diese e<strong>in</strong>seitige Aussage bedürfte e<strong>in</strong>es ausführli<strong>ch</strong>en Kommentars, auf den hier aus Platz- und Relevantsgründen<br />

verzi<strong>ch</strong>tet wird. Es ist ri<strong>ch</strong>tig, dass Lapenna als Jurist Aspekte des Sowjetkommunismus, v.a. des Sowjetre<strong>ch</strong>ts, kritisierte,<br />

was von der DDR natürli<strong>ch</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> goutiert werden konnte.<br />

109<br />

Am 2.1.1980 wurde Hahlbohm 70-jährig und erhielt die Johannes-R.-Be<strong>ch</strong>er-Medaille <strong>in</strong> Gold. Hahlbohm war Maler und<br />

Grafiker, leitete e<strong>in</strong> Puppentheater und arbeitete als wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Berater im Museum für Deuts<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Na<strong>ch</strong><br />

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