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Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

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DIE LINKE, deren Mitglieder jetzt vom Verfassungss<strong>ch</strong>utz beoba<strong>ch</strong>tet werden, dagegen. Was die<br />

<strong>Esperanto</strong>-Bewegung selbst angeht, wäre vor allem die vermutete Zusammenarbeit mit den staatli<strong>ch</strong>en<br />

Stellen der DDR, v.a. mit der Staatssi<strong>ch</strong>erheit no<strong>ch</strong> vertieft aufzuarbeiten. Erst wenn dies <strong>in</strong><br />

befriedigendem Masse gelungen ist, darf e<strong>in</strong> Endfazit gezogen werden können.<br />

Andreas Künzli, lic. phil. Bern, S<strong>ch</strong>weiz, 2012 (es gilt diese letzte Version)<br />

www.planspra<strong>ch</strong>en.<strong>ch</strong><br />

PS Obwohl i<strong>ch</strong> das anfängli<strong>ch</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> beabsi<strong>ch</strong>tigte, habe i<strong>ch</strong> vor der Veröffentli<strong>ch</strong>ung dieses Beri<strong>ch</strong>ts<br />

no<strong>ch</strong> das neue Bu<strong>ch</strong> von Torsten Bendias über die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der <strong>Esperanto</strong>-Jugend <strong>in</strong> der DDR 177<br />

gelesen und e<strong>in</strong>ige Fussnoten aus dem lesenswerten Werk <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Studie e<strong>in</strong>fliessen lassen. Me<strong>in</strong>e<br />

Bespre<strong>ch</strong>ung dieses Bu<strong>ch</strong>es und Themas auf <strong>Esperanto</strong> s. im h<strong>in</strong>teren Teil dieser Publikation.<br />

Zum Autor der vorliegenden Darstellung:<br />

Andreas Künzli (*1962 Luzern, S<strong>ch</strong>weiz) studierte Slavistik, Osteuropäis<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te und Völkerre<strong>ch</strong>t an der<br />

Universität Züri<strong>ch</strong> (S<strong>ch</strong>weiz), Studienaufenthalte <strong>in</strong> der Sowjetunion und der Ts<strong>ch</strong>e<strong>ch</strong>oslowakei, <strong>in</strong> Jugoslawien<br />

und Bulgarien. Reisen <strong>in</strong> sämtli<strong>ch</strong>e anderen osteuropäis<strong>ch</strong>en Länder. Studienabs<strong>ch</strong>luss 1992 mit e<strong>in</strong>er<br />

Lizentiatsarbeit über die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Interl<strong>in</strong>guistik und des <strong>Esperanto</strong> im Zarenrei<strong>ch</strong> und <strong>in</strong> der Sowjetunion<br />

sowie über die Lage des Völkerre<strong>ch</strong>ts am Beispiel der Baltis<strong>ch</strong>en Staaten. Ausser zahlrei<strong>ch</strong>er E<strong>in</strong>zelartikel und<br />

Rezensionen verfasste er das S<strong>ch</strong>weizer <strong>Planspra<strong>ch</strong>en</strong>-Lexikon und e<strong>in</strong>e Zamenhof-Biographie, die bei<br />

Harrassowitz ers<strong>ch</strong>ien. Dieses vor allem die jüdis<strong>ch</strong>en Komponenten Zamenhofs erörternde Bu<strong>ch</strong> wurde vor<br />

allem von vermutli<strong>ch</strong> ideologis<strong>ch</strong> befangenen deuts<strong>ch</strong>en Esperantisten mit grosser Skepsis betra<strong>ch</strong>tet und<br />

äusserst negativ rezensiert. Ausserdem verfasste er e<strong>in</strong> Bu<strong>ch</strong> über Ferd<strong>in</strong>and und Hector Hodler <strong>in</strong> <strong>Esperanto</strong><br />

(ers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>t 2012). Zur Zeit arbeitet er an e<strong>in</strong>er Dissertation über die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Interl<strong>in</strong>guistik und des<br />

<strong>Esperanto</strong> <strong>in</strong> der Sowjetunion, <strong>in</strong> Polen und Bulgarien. Zweitberuf: Informatiker; Webmaster<br />

(www.planspra<strong>ch</strong>en.<strong>ch</strong> und www.osteuropa.<strong>ch</strong>). Esperantist seit 1979, war Künzli auf lokaler, nationaler und<br />

<strong>in</strong>ternationaler Ebene der Eo-Bewegung tätig gewesen; ca. 1997-2007 war er au<strong>ch</strong> Mitglied der von D. Blanke<br />

geführten Gesells<strong>ch</strong>aft für Interl<strong>in</strong>guistik e.V., sah si<strong>ch</strong> aber aus politis<strong>ch</strong>en Gründen veranlasst, si<strong>ch</strong> von dieser<br />

177 Inhalt s. http://d-nb.<strong>in</strong>fo/1013146115/04. S. au<strong>ch</strong>: Torsten Bendias: El la vivo de GDR: der esperantist (1965 bis 1990).<br />

In: Simone Barck, Mart<strong>in</strong>a Langermann und Siegfried Lokatis, Zwis<strong>ch</strong>en 'Mosaik' und 'E<strong>in</strong>heit': Zeits<strong>ch</strong>riften <strong>in</strong> der DDR.<br />

Ch. L<strong>in</strong>ks Verlag, Berl<strong>in</strong>, 1999, S. 202-213. In dieser trockenen Studie wurden die eigentli<strong>ch</strong>en Sa<strong>ch</strong>verhalte und wahren<br />

Umstände der ideologis<strong>ch</strong>-politis<strong>ch</strong>en Inhalte von der esperantist vers<strong>ch</strong>leiert und vernebelt, geradezu sträfli<strong>ch</strong> verharmlost,<br />

verniedli<strong>ch</strong>t und verna<strong>ch</strong>lässigt, eigentli<strong>ch</strong> komplett ausgeklammert, sieht man von e<strong>in</strong>igen Anspielungen ab, die wohl nur<br />

orientierten Ex-DDR-Lesern zugängli<strong>ch</strong> s<strong>in</strong>d und von ihnen ri<strong>ch</strong>tig erfasst werden können. E<strong>in</strong>er eigentli<strong>ch</strong>e Kritik wird der<br />

politis<strong>ch</strong>-ideologis<strong>ch</strong>e Teil von der esperantist <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> unterzogen, konkrete Beispiele wurden ke<strong>in</strong>e angeführt. Immerh<strong>in</strong><br />

erfährt man, dass der esperantist wegen „te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er Defizite, Kapazitätsengpässen und Papiermangels“ oft mit „grösserer<br />

Verspätung“ ers<strong>ch</strong>ienen ist. Zum politis<strong>ch</strong>en Teil von der esperantist stellte Bendias die Hypothese auf, dass „Inhalte, die im<br />

Neuen Deuts<strong>ch</strong>land vom Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittsbürger ignoriert“ wurden, „<strong>in</strong> der esperantist eher gelesen wurden“. Politis<strong>ch</strong>ideologis<strong>ch</strong>e<br />

Themen seien von „den Lesern <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> unbed<strong>in</strong>gt als verbandsfremd empfunden“ worden, „und viele Mitglieder“<br />

hätten „si<strong>ch</strong> mit ihnen identifiziert“. Immerh<strong>in</strong> hat Bendias bemerkt, dass „der esperantist den E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er Überlast an<br />

Appellen, Resolutionen, Erklärungen usw. h<strong>in</strong>terlässt“. Wenn Bendias <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en „differenzierten“ Ergebnissen s<strong>ch</strong>rieb,<br />

„politis<strong>ch</strong>-ideologis<strong>ch</strong>e Grundsätze“ seien „vor allen <strong>in</strong> den Anfangsjahren vertreten“ gewesen, und dass sie „mit Ende des<br />

Kalten Krieges na<strong>ch</strong>lassen“, s<strong>ch</strong>ien er übersehen zu haben, dass <strong>in</strong> den 70-80er Jahre der esperantist si<strong>ch</strong> verstärkt von der<br />

DDR-Propaganda, die sehr e<strong>in</strong>seitig und sogar lügneris<strong>ch</strong> war, vere<strong>in</strong>nahmen liess, um so den Kalten Krieg fortzusetzen. <strong>Der</strong><br />

politis<strong>ch</strong>-ideologis<strong>ch</strong>e Geist der Zeits<strong>ch</strong>rift und ihres Redaktors blieb bis zuletzt unverändert derselbe. Man hätte zum<strong>in</strong>dest<br />

festhalten müssen, dass <strong>in</strong> dieser Zeit der Hels<strong>in</strong>ki-Prozess im Rahmen der KSZE au<strong>ch</strong> für die hauseigene Propaganda e<strong>in</strong>e<br />

wi<strong>ch</strong>tige Rolle zu spielen begann. Au<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>e problemorientierte Analyse der Jugendarbeit fehlte <strong>in</strong> diesem Beitrag <strong>ganz</strong>. Die<br />

sog. „Reisekader“ hätten „die Pfli<strong>ch</strong>t gehabt, stellvertretend an die Mitglieder bzw. Fa<strong>ch</strong>gruppen zu beri<strong>ch</strong>ten.“ Man mö<strong>ch</strong>te<br />

diese Beri<strong>ch</strong>te gerne lesen. Unter Sonstiges hielt Bendias fest: „<strong>Der</strong> Umfang von Humor und Kultur, der <strong>in</strong>teressanterweise <strong>in</strong><br />

der Zeit des Kalten Krieges re<strong>ch</strong>t ho<strong>ch</strong> war, fällt <strong>in</strong>sgesamt ab und wird <strong>in</strong> den a<strong>ch</strong>tziger Jahren vers<strong>ch</strong>w<strong>in</strong>dend ger<strong>in</strong>g. In<br />

e<strong>in</strong>igen Jahrgängen [fehlt er]sogar <strong>ganz</strong>.“ Was die Verna<strong>ch</strong>lässigung kultureller Themen anbelangt, me<strong>in</strong>te Bendias, dass „die<br />

Gründe dafür <strong>in</strong> dem knappen Papierkont<strong>in</strong>gent zu su<strong>ch</strong>en s<strong>in</strong>d, wahrs<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>li<strong>ch</strong> ist jedo<strong>ch</strong>, dass hier vor allem der Charakter<br />

der GDREA <strong>in</strong> Re<strong>ch</strong>nung zu stellen ist.“ Die grotesken Verzerrungen, die der esperantist au<strong>ch</strong> als „Fa<strong>ch</strong>zeits<strong>ch</strong>rift“ so<br />

<strong>ch</strong>arakterisieren, wurden von Bendias <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> thematisiert. Insgesamt s<strong>ch</strong>ien Bendias si<strong>ch</strong> für die gigantis<strong>ch</strong>en Probleme, die<br />

die DDR <strong>in</strong>tern und mit dem Ausland hatte, entweder <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> <strong>in</strong>teressiert zu haben oder er mo<strong>ch</strong>te <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> darüber s<strong>ch</strong>reiben. All<br />

diese hier ergänzten Facetten wurden <strong>in</strong> diesem Beitrag <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> tangiert, so dass man den E<strong>in</strong>druck erhält, dass sie na<strong>ch</strong> alter<br />

DDR-Manier e<strong>in</strong>mal au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> im Ers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>ungsjahr 1999 mehr be(oder ver)s<strong>ch</strong>wiegen wurden. Au<strong>ch</strong> der Verlag konnte es<br />

<strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> verh<strong>in</strong>dern, da er dieser Publikation grünes Li<strong>ch</strong>t gab.<br />

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