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Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

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Vere<strong>in</strong>igung wieder zu distanzieren. Ab 2008 trat Künzli aus der <strong>Esperanto</strong>-Bewegung stufenweise aus und<br />

begann si<strong>ch</strong> als s<strong>ch</strong>arfer Kritiker ihrer Strategien und Führungsorgane zu profilieren.<br />

Anhänge<br />

Anhang 1<br />

In se<strong>in</strong>er Re<strong>ch</strong>tfertigung zu e<strong>in</strong>igen Vorwürfen im Zusammenhang mit se<strong>in</strong>er Vergangenheit s<strong>ch</strong>rieb<br />

D. Blanke im Mitteilungsblatt der GDREA 5/1991 (Cirkulero de GDREA) unter anderem die<br />

folgenden Zeilen (Auszüge):<br />

2. <strong>Der</strong> Kulturvere<strong>in</strong> <strong>in</strong> dessen Rahmen GDREA 25 Jahre lang wirkte, gehörte zu den Organisationen<br />

<strong>in</strong> der Ex-DDR, die über erhebli<strong>ch</strong>e Freiräume für liberales Wirken verfügte. Wir haben <strong>in</strong> dieser<br />

Organisation viele Freunde gew<strong>in</strong>nen können, dur<strong>ch</strong> sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Arbeit. Die <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> ger<strong>in</strong>gen<br />

Mögli<strong>ch</strong>keiten haben die Vorstände des Verbandes genutzt, aber do<strong>ch</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> gegen die offizielle<br />

Staatspolitik, do<strong>ch</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> mit Funktionären oder Personen, die offen Gegner des SED-Regimes waren.<br />

Andernfalls gäbe es heute wohl <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong>s mit dem DEB zu vere<strong>in</strong>igen. Daraus Vorwürfe abzuleiten und<br />

uns die ‚Leitsätze’ und Resolutionen vorzuhalten, die unsere Arbeit <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> beh<strong>in</strong>derten, aber zum<br />

damaligen geistigen Klima gehörten – was man heute davon au<strong>ch</strong> immer halten mag – ist e<strong>in</strong>fa<strong>ch</strong><br />

unfair.<br />

3. Im übrigen, i<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong> stehe zu me<strong>in</strong>er vergangenen Arbeit, die i<strong>ch</strong> gerne und wohl <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> <strong>ganz</strong><br />

ohne Ergebnisse geleistet habe. Ja, i<strong>ch</strong> war e<strong>in</strong> Befürworter des DDR-Staates, mit allen Illusionen,<br />

Irrtümern und Enttäus<strong>ch</strong>ungen. Plötzli<strong>ch</strong>e Kehrtwendungen, wie es viele me<strong>in</strong>er ehemaligen<br />

Landsleute fertig br<strong>in</strong>gen, liegen mir <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong>. (...) Und i<strong>ch</strong> b<strong>in</strong> über vieles, was als ‚Vere<strong>in</strong>fa<strong>ch</strong>ung’ auf<br />

staatli<strong>ch</strong>er Ebene gelaufen ist, <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> froh. (...) Me<strong>in</strong>e ‚Privilegien’ waren Reisen <strong>in</strong>s westli<strong>ch</strong>e Ausland.<br />

Sie ergaben si<strong>ch</strong> aus den Aufgaben me<strong>in</strong>es Berufes. Dass nur wenige zu <strong>Esperanto</strong>-Veranstaltungen<br />

<strong>in</strong>s westli<strong>ch</strong>e Ausland reisen durften, war <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> me<strong>in</strong>e S<strong>ch</strong>uld und hat mi<strong>ch</strong> immer bedrückt. Sobald es<br />

Mögli<strong>ch</strong>keit gab, Erlei<strong>ch</strong>terungen zu s<strong>ch</strong>affen (etwa seit 1989), haben wir geholfen. Die Betroffenen<br />

wissen das. Und dass die Ergebnisse me<strong>in</strong>er Reisen (Kongressbesu<strong>ch</strong>e und wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Vortragsreisen) <strong>in</strong> erhebli<strong>ch</strong>em Masse <strong>in</strong> die nationalen und <strong>in</strong>ternationalen <strong>Esperanto</strong>-Arbeit<br />

e<strong>in</strong>geflossen s<strong>in</strong>d, ist h<strong>in</strong>rei<strong>ch</strong>end bekannt und muss hier <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> begründet werden. (...)“<br />

4. Jeder Erfolg für die ‚gefährli<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e’, jede weitere Stufe der gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Anerkennung<br />

des <strong>Esperanto</strong> musste gegen Vorurteile und Misstrauen – anfängli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> im Kulturbund – erkämpft<br />

werden. Man möge do<strong>ch</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> vergessen: Es g<strong>in</strong>g um die Rehabilitierung des <strong>Esperanto</strong> na<strong>ch</strong> Hitler<br />

und Stal<strong>in</strong>. Zu den Hartnäckigen, die dafür gewirkt haben, gehörten viele ehemalige SED-Mitglieder,<br />

Arbeiter-Esperantisten und Jüngere, jedenfalls <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> die, die si<strong>ch</strong> erst neuerd<strong>in</strong>gs melden und glauben,<br />

si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> Vergangenheitsverzerrungen profilieren zu müssen. Viellei<strong>ch</strong>t darf i<strong>ch</strong> erwähnen, dass i<strong>ch</strong><br />

seit 1958 aktiv <strong>Esperanto</strong> betreibe, also au<strong>ch</strong> die Zeit vor der Offizialisierung etwas kenne. Die<br />

Rehabilitierung ist uns <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> nur s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>th<strong>in</strong> gelungen. <strong>Esperanto</strong> war <strong>in</strong> der Ex-DDR <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> mehr e<strong>in</strong><br />

belä<strong>ch</strong>eltes Hobby von unseriösen Sonderl<strong>in</strong>gen. Wir hatten <strong>in</strong> gewissem Masse e<strong>in</strong>e gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Akzeptanz errei<strong>ch</strong>t, die <strong>in</strong> vielen westli<strong>ch</strong>en Ländern unbekannt ist, zählt das <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> mehr, weil es die<br />

DDR <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> mehr gibt? E<strong>in</strong>e Reduzierung der Ergebnisse von GDREA auf spra<strong>ch</strong>wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e<br />

Leistungen (...) ist daher zu e<strong>in</strong>seitig.<br />

5. GDREA wird au<strong>ch</strong> e<strong>in</strong> Mangel an Demokratie und e<strong>in</strong> alles beherrs<strong>ch</strong>ender Zentralismus<br />

vorgeworfen. Si<strong>ch</strong>er besteht hier die Kritik teilweise zu re<strong>ch</strong>t, da die Strukturen von GDREA dur<strong>ch</strong><br />

den Staat bee<strong>in</strong>flusst waren. Das konnte ja wohl <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> anders se<strong>in</strong>. Wahr ist aber au<strong>ch</strong>, dass der<br />

Zentralvorstand e<strong>in</strong> demokratis<strong>ch</strong> gewähltes Gremium war, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e offene und tolerante<br />

Atmosphäre herrs<strong>ch</strong>te, <strong>in</strong> dem die Vorsitzenden der Bezirksorganisationen und der Fa<strong>ch</strong>gruppen<br />

grossen E<strong>in</strong>fluss hatten, die die Arbeit ihrer Gliederungen <strong>in</strong> hohem Masse selbst bestimmten. I<strong>ch</strong><br />

kann mi<strong>ch</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> daran er<strong>in</strong>nern, dass kluge (und ma<strong>ch</strong>bare) Vors<strong>ch</strong>läge <strong>in</strong> ihrer Realisierung beh<strong>in</strong>dert<br />

wurden. Für die Mitarbeit <strong>in</strong> den Vorständen waren <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> Parteizugehörigkeit und politis<strong>ch</strong>e<br />

Auffassungen massgebend, sondern Kompetenz und Bereits<strong>ch</strong>aft zur Eigenaktivität. (...)<br />

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