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Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

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waren bei Blanke selbstverständli<strong>ch</strong> <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> vorzuf<strong>in</strong>den. Bemerkungen zum Kapitel über die<br />

Verfolgungen unter Hitler fehlten komplett. In der russis<strong>ch</strong>en Ausgabe von ‚Die gefährli<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e’,<br />

die 1999 <strong>in</strong> Moskau ers<strong>ch</strong>ien, war das Na<strong>ch</strong>wort von D. Blanke entfernt worden.<br />

E<strong>in</strong>e ähnli<strong>ch</strong> lautende Rezension ers<strong>ch</strong>ien <strong>in</strong> der esperantist 2/1990. Dort s<strong>ch</strong>rieb Blanke u.a.,<br />

dass man über die Verfolgung der Esperantisten unter Stal<strong>in</strong> s<strong>ch</strong>on längst vor dem Ers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>en von<br />

L<strong>in</strong>s’ Bu<strong>ch</strong> gewusst habe.<br />

Weitere Beiträge und Publikationen von D. Blanke:<br />

D. Blanke: E<strong>in</strong>ige methodologis<strong>ch</strong>e Probleme der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>reibung über GDREA. <strong>Esperanto</strong>-<br />

Dokumento 5. Deuts<strong>ch</strong>es <strong>Esperanto</strong>-Institut. Berl<strong>in</strong> 2000. 29 S.<br />

D. Blanke (Red.): Beiträge zur Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des <strong>Esperanto</strong>-Verbandes im Kulturbund der DDR. Red. D.<br />

Blanke. Arbeitsgruppe zur Erfors<strong>ch</strong>ung der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des <strong>Esperanto</strong>-Verbandes der DDR. Berl<strong>in</strong><br />

2003.. 203 S.<br />

In der japanis<strong>ch</strong>en <strong>Esperanto</strong>-Zeits<strong>ch</strong>rift Verda Kolombo liess D. Blanke 1993 se<strong>in</strong>e ausführli<strong>ch</strong>en<br />

Reflexionen über den Untergang der DDR, die Wiedervere<strong>in</strong>igung Deuts<strong>ch</strong>lands und deren<br />

Konsequenzen veröffentli<strong>ch</strong>en. Es handelt si<strong>ch</strong> um die s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> bearbeitete Wiedergabe e<strong>in</strong>es<br />

Vortrags, den Blanke vor e<strong>in</strong>em Eo-Publikum <strong>in</strong> Japan gehalten hatte. Dabei werden mit lei<strong>ch</strong>t<br />

zynis<strong>ch</strong>em Unterton weitgehend kritis<strong>ch</strong>e, ja dunkle und pessimistis<strong>ch</strong>e E<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>ätzungen des neuen<br />

Deuts<strong>ch</strong>lands vorgetragen, <strong>in</strong> dem die bösen Westdeuts<strong>ch</strong>en den Osten okkupiert und die Kultur,<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft und das Sozialsystem „e<strong>in</strong>es <strong>ganz</strong>en Landes“ „systematis<strong>ch</strong> zerstört“ hätten, usw. usf.<br />

Um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck vom Stil dieses Artikels zu geben, heisst es z.B. über die Stasi (Übersetzung aus<br />

dem Eo von aK):<br />

„Gewisse krim<strong>in</strong>elle Aspekte der ‚Stasi’ und von hohen Funktionären s<strong>in</strong>d sehr willkommen,<br />

damit die BRD die Aufmerksamkeit von eigenen, wahrs<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>li<strong>ch</strong> ke<strong>in</strong>eswegs weniger grossen<br />

Verbre<strong>ch</strong>en (z.B. die s<strong>ch</strong>iere Ni<strong>ch</strong>tbestrafung von fas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>en Krim<strong>in</strong>ellen, Juristen u.ä.) ablenken<br />

kann. Das bedeutet, dass die BRD Kritik über ihre eigene Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te verh<strong>in</strong>dern kann, <strong>in</strong>dem sie auf<br />

die s<strong>ch</strong>warzen Flecken der Ostdeuts<strong>ch</strong>en aufmerksam ma<strong>ch</strong>en kann. So wurde zum Beispiel die<br />

Millionen von Akten des Nazi-Dokumentationszentrums <strong>in</strong> (West-)Berl<strong>in</strong> nie geöffnet, die Akten über<br />

Mitglieder der deuts<strong>ch</strong>en Nazipartei, der fas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>en Terrororganisationen SS und SA, von Tätern<br />

<strong>in</strong> Konzentrationslagern u.ä. enthält. Wenn man (mit der Bewilligung der US-<br />

Regierungsverantwortli<strong>ch</strong>en) diese Akten na<strong>ch</strong> dem Krieg geöffnet hätte, hätte die BRD<br />

wahrs<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>li<strong>ch</strong> ke<strong>in</strong>e brau<strong>ch</strong>baren hohen Beamte, Juristen und andere Staatsfunktionäre gehabt.<br />

Übrigens ist die Öffnung der Akten von den heutigen deuts<strong>ch</strong>en Geheimdiensten <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> geplant.“ 180<br />

Na<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>er seitenweise kritis<strong>ch</strong>en Beurteilung der Lage des wiedervere<strong>in</strong>igten Deuts<strong>ch</strong>lands<br />

kam Blanke <strong>ganz</strong> am Ende se<strong>in</strong>es Beitrags, der die Untaten der DDR erneut zu bagatellisieren<br />

versu<strong>ch</strong>te, do<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> auf e<strong>in</strong>zelne positive Aspekte des neuen Deuts<strong>ch</strong>lands wie „die grössere<br />

persönli<strong>ch</strong>e Freiheit, mehr Chancen für die kreative Entwicklung des Individuums (aber abhängig von<br />

den materiellen Bed<strong>in</strong>gungen) zu spre<strong>ch</strong>en, viel mehr ausser der <strong>in</strong>ternationalen<br />

180 <strong>Der</strong> Text kann unter http://homepage2.nifty.com/serpento/vk/blanke/blanke1.htm abgerufen werden (zum letzten Mal<br />

abgerufen am 1.9.2011). I<strong>ch</strong> gehe davon aus, dass dieser Beitrag <strong>in</strong> (der Pr<strong>in</strong>tausgabe von) Verda Kolombo, e<strong>in</strong>er mir<br />

unbekannten Zeits<strong>ch</strong>rift, tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ers<strong>ch</strong>ienen ist. Übrigens war es Blanke damals viellei<strong>ch</strong>t entgangen, dass man <strong>in</strong> der SBZ<br />

mit den NSDAP-Mitgliedern na<strong>ch</strong> dem Krieg wie folgt verfuhr: Um die NSDAP-Mitglieder <strong>in</strong> die Gesells<strong>ch</strong>aft od. Politik zu<br />

‚<strong>in</strong>tegrieren’, wurden diese im Juni 1948 <strong>in</strong> der National-Demokratis<strong>ch</strong>en Partei Deuts<strong>ch</strong>lands (NDPD) zusammengefasst und<br />

als sog. Blockpartei mit der SED glei<strong>ch</strong>ges<strong>ch</strong>altet. Ironie der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te war, dass ausgere<strong>ch</strong>net diese NDPD <strong>in</strong> ihrem<br />

Parteiprogramm u.a. die Förderung des Mittelstands gefordert hatte. Na<strong>ch</strong> eigenen Angaben stieg die Mitgliederzahl der<br />

NDPD von 17’000 im Jahr 1949 auf 232’605 im Jahr 1953. Die Entnazifizierung <strong>in</strong> der DDR gehörte zur Staatspropaganda<br />

und wurde auf eigene Art vollzogen. Zweitens konnten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Demokratie wie der BRD selbst altgediente NSDAP-Leute<br />

mit oder ohne krim<strong>in</strong>eller Vergangenheit, allenfalls na<strong>ch</strong> Verbüssung e<strong>in</strong>er angemessen Bestrafung, u.U. e<strong>in</strong>e zweite Chance<br />

bekommen, und wie bekannt konnten selbst re<strong>ch</strong>tsgeri<strong>ch</strong>tete bis neonazistis<strong>ch</strong>e Kräfte si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Demokratie artikulieren,<br />

sofern sie <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> verboten waren und <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> ausserhalb der Spielregeln der Demokratie bewegten. Es ist ri<strong>ch</strong>tig, dass <strong>in</strong> der<br />

BRD <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> wenige Altnazis wieder <strong>in</strong> hohe und e<strong>in</strong>flussrei<strong>ch</strong>e Stellungen gelangten und dass die Aufarbeitung des<br />

Nationalsozialismus relativ spät e<strong>in</strong>setzte. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>drückli<strong>ch</strong>es Denkmal für die Karriere rehabilitierter Altnazis erstellte E.<br />

Klee mit se<strong>in</strong>em Personenlexikon zum Dritten Rei<strong>ch</strong>. Wer war was vor und na<strong>ch</strong> 1945.<br />

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