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Der Wahrheit nicht ganz verpflichtet Esperanto in ... - Plansprachen.ch

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Von Seiten der meisten Leitungsorganen der <strong>in</strong>ternationalen und nationalen <strong>Esperanto</strong>-Organisationen<br />

fehlt e<strong>in</strong> genügendes Verständnis für die Rolle der Wissens<strong>ch</strong>aft, um das Spra<strong>ch</strong>enproblem zu lösen.<br />

Man ignoriert die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er IL e<strong>in</strong> extrem komplizierter Prozess ist. <strong>Der</strong><br />

kle<strong>in</strong>bürgerli<strong>ch</strong>e und sektiereris<strong>ch</strong>e Charakter e<strong>in</strong>iger Teile der <strong>Esperanto</strong>-Bewegung („um <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> zu<br />

verallgeme<strong>in</strong>ern“) hat die Wissens<strong>ch</strong>aftler während Jahrzehnten daran geh<strong>in</strong>dert, si<strong>ch</strong> für die IS und<br />

für Eo e<strong>in</strong>zusetzen. Die Rhetorik der „perfekten Spra<strong>ch</strong>e“, die Behauptung se<strong>in</strong>er Überlegenheit als<br />

Lösung für die Spra<strong>ch</strong>enproblem, was man als Tatsa<strong>ch</strong>e verkaufte, hat zum naiven Glauben der<br />

Esperantisten beigetragen. E<strong>in</strong>e Folge davon ist die fast völlige Trennung zwis<strong>ch</strong>en Esperantisten und<br />

Experten. Mystizistis<strong>ch</strong>e Theorien <strong>in</strong> der Spra<strong>ch</strong>wissens<strong>ch</strong>aft führten zur Unters<strong>ch</strong>ätzung des<br />

<strong>Planspra<strong>ch</strong>en</strong>problems.<br />

5. Was ist zu tun, um die Situation zu verändern? Man muss die Dialektik zwis<strong>ch</strong>en Theorie<br />

und Praxis anwenden. Die <strong>Esperanto</strong>-Bewegung muss ihre Strategie und ihre Taktik neu überdenken.<br />

<strong>Der</strong> Tätigkeit muss e<strong>in</strong>e wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Komponente h<strong>in</strong>zugefügt werden, dass die Dialektik<br />

zwis<strong>ch</strong>en Theorie und Praxis überhaupt funktionieren kann. E<strong>in</strong>e wahre Wissens<strong>ch</strong>aft muss von den<br />

Fakten ausgehen, während die Praxis die wi<strong>ch</strong>tigen Impulse von der Wissens<strong>ch</strong>aft erhält. Dies kann<br />

man bei E. Drezen lernen, der die E<strong>in</strong>heit zwis<strong>ch</strong>en theoretis<strong>ch</strong>er und praktis<strong>ch</strong>er Tätigkeit zwis<strong>ch</strong>en<br />

der politis<strong>ch</strong>en und fa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Arbeit gesehen hat. Die <strong>Esperanto</strong>-Landesorganisationen sollen ihre<br />

Mitglieder <strong>in</strong> diesem dialektis<strong>ch</strong>en Denken s<strong>ch</strong>ulen. Es sollen regelmässig Kolloquien zu<br />

<strong>in</strong>terl<strong>in</strong>guistis<strong>ch</strong>en und esperantologis<strong>ch</strong>en Themen stattf<strong>in</strong>den und Fors<strong>ch</strong>ungsgruppen aktiviert<br />

werden, die si<strong>ch</strong> bei renommierten nationalspra<strong>ch</strong>igen Institutionen anhängen und die Arbeit<br />

professionalisieren und <strong>in</strong>ternationalisieren sollen.<br />

(Es folgten zahlrei<strong>ch</strong>e konkrete Themenvors<strong>ch</strong>läge).<br />

Diese Thesen, Feststellungen usw. wurden <strong>in</strong> der esperantist 92/1978 von Jerzy Leyk, e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>teressanten Soziologen aus Polen, kritis<strong>ch</strong> beleu<strong>ch</strong>tet. Er begrüsste zwar die Absi<strong>ch</strong>t, die <strong>Esperanto</strong>-<br />

Diskussion von emotionalem Ballast befreien zu wollen. E<strong>in</strong>e objektive Analyse des Phänomens<br />

<strong>Esperanto</strong> ma<strong>ch</strong>e aber nur S<strong>in</strong>n, wenn sie ausserhalb der <strong>Esperanto</strong>-Bewegung dur<strong>ch</strong>geführt werde.<br />

Zwar drückte Leyk diesen Gedanken <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong> explizit aus, aber gewisse Vors<strong>ch</strong>läge von Blanke hielt er<br />

für s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t naiv. So habe es, wie die Erfahrung gezeigt habe, ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, <strong>in</strong> den<br />

<strong>ni<strong>ch</strong>t</strong>wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Eo-Organisationen vom Typus UEA e<strong>in</strong>e wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Tätigkeit zu<br />

entfalten, damit die Mitglieder dieser Organisationen si<strong>ch</strong> selbst mit Wissens<strong>ch</strong>aft zu bes<strong>ch</strong>äftigen<br />

beg<strong>in</strong>nen. S<strong>in</strong>nvoller sei h<strong>in</strong>gegen, den Mitgliedern dieser Organisationen die Fors<strong>ch</strong>ungsergebnisse<br />

von wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Institutionen zu präsentieren und diese, <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit den Zielen<br />

dieser Organisationen, bei den Mitgliedern zu popularisieren. Ausserdem sei es für die<br />

wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Tätigkeit e<strong>in</strong>e absolute Voraussetzung, sie im Geiste der Offenheit der<br />

S<strong>ch</strong>lussfolgerungen zu betreiben, denn ohne Kritik und ohne Gegenthesen könne die Wissens<strong>ch</strong>aft<br />

ke<strong>in</strong>e Forts<strong>ch</strong>ritte erzielen.<br />

1978 hatte der ZAKE 1400 Mitglieder, er wurde vom DKB tatkräftig mit Geld unterstützt und<br />

durfte e<strong>in</strong> Büro unterhalten. Aber die Esperantisten mussten si<strong>ch</strong> ständig für das erhaltene Geld<br />

re<strong>ch</strong>tfertigen. Zu den positiven Entwicklungen wurden gezählt: Verjüngung der Führungspersonen,<br />

Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Jugendaktivität; ferner Angebot von <strong>Esperanto</strong>-Kursen <strong>in</strong> Volksho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ulen, Herausgabe<br />

von Fa<strong>ch</strong>unterlagen, Korrespondenzkurse (im Experimentalstadium), Verstärkung der Position <strong>in</strong> der<br />

Wissens<strong>ch</strong>aft, Herausgabe von belletristis<strong>ch</strong>en Werken <strong>in</strong> Übersetzung, Entwicklung der Fa<strong>ch</strong>arbeit,<br />

Information <strong>in</strong> der Presse, Sem<strong>in</strong>are für Kader. Zu den Mängeln wurden gezählt: Verr<strong>in</strong>gerung der<br />

Kursaktivitäten, Stagnation der Mitgliederzahl, zu starke Abhängigkeit von e<strong>in</strong>zelnen Aktivisten (v.a.<br />

<strong>in</strong> den Distrikten) und Probleme bei der Weitergabe von „wi<strong>ch</strong>tigen“ Informationen; ferner<br />

Jugendaktivität <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>ders<strong>ch</strong>uhen, Mangel an „Objekten“, <strong>in</strong> denen jährli<strong>ch</strong>e „<strong>in</strong>ternationale“ Eo-<br />

Treffen stattf<strong>in</strong>den könnten, nur sporadis<strong>ch</strong>e und mangelhafte Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeit (<strong>in</strong>kl. Information,<br />

Werbung, Presseartikel), mangelhaftes Niveau der Eo-Spra<strong>ch</strong>kenntnisse und Fehlen e<strong>in</strong>es Kurs- und<br />

Prüfungssystems, fehlende Verb<strong>in</strong>dungen des Kulturbunds zu den Werktätigen, usw.<br />

In der esperantist 92/1978 wurden die etwas zu strenge Beurteilung von D. Blanke dur<strong>ch</strong><br />

e<strong>in</strong>en gewissen Wolfgang Göpel (+31.3.1985) aus Wolmirstedt relativiert. Unsere Eo-Lehrer<br />

beherrs<strong>ch</strong>ten Eo im Allgeme<strong>in</strong>en re<strong>ch</strong>t gut, me<strong>in</strong>te er, es fehle ihnen aber an pädagogis<strong>ch</strong>em und<br />

didaktis<strong>ch</strong>em Wissen. Vor allem mit Korrespondenzkursen erlange man ke<strong>in</strong> Beherrs<strong>ch</strong>en e<strong>in</strong>er<br />

Spra<strong>ch</strong>e. <strong>Der</strong> ZAKE bemühe si<strong>ch</strong> zwar um die Erhöhung des Niveaus, aber das genüge <strong>ni<strong>ch</strong>t</strong>, denn die<br />

Bemühungen müssten auf lokaler und Gruppenebene verstärkt werden. Die Situation sei so, dass <strong>in</strong><br />

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