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Sonderausgabe: Dekontamination Verletzter (PDF, 2MB)

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•Registratur,<br />

•Entkleidung,<br />

•Triage,<br />

•Spotdekontamination des Gesichtes, der Körperregionen<br />

für invasive Zugänge und der Wunden,<br />

•Abdeckung der Wunden mittels wasserdichter<br />

Folien,<br />

•Antidotgabe,<br />

•lebensrettende Sofortmaßnahmen (basic life support),<br />

•Ganzkörper-<strong>Dekontamination</strong> ( 1 min Duschen, 2<br />

min Einschäumen, 3 min Duschen),<br />

•Detektion bzw. Kontaminationsnachweis,<br />

•stationäre Aufnahme,<br />

•diagnostische und therapeutische Maßnahmen,<br />

•Wundversorgung und operative Behandlung.<br />

Als Ausnahme der Ganzkörper-<strong>Dekontamination</strong><br />

mit Schaum und Wasser gelten die Kontamination<br />

mit korrosiven Kampfstoffen wie Senfgas und<br />

Mustard, wo es zur Schädigung der Haut in Form<br />

von Blasenbildung kommt. Hier ist eine Trocken-<br />

<strong>Dekontamination</strong> mit Pulver z.B. folgender Zusammensetzung<br />

vorzunehmen:<br />

•Polystyrene<br />

•Natriumhypochlorit<br />

•Kohle oder harzartige Grundsubstanz<br />

Personalbedarf für die Erstbehandlung<br />

und <strong>Dekontamination</strong><br />

80 Einsatzkräfte, ausgerüstet mit Chemieschutzanzügen<br />

und Atemschutz, der Feuerwehr und<br />

des Rettungsdienstes sind nötig, um 50 Verletzte<br />

(davon 10 Schwerverletzte) innerhalb von 90 min<br />

notfallmedizinisch zu behandeln und zu dekontaminieren.<br />

Operative Versorgung kontaminierter Wunden<br />

Vor allem die beiden folgenden Stoffklassen<br />

verursachen eine lebensbedrohende Wirkung in<br />

Wunden:<br />

•Blasenbildendes Mustard wird innerhalb weniger<br />

Minuten resorbiert, reagiert mit Gewebe- und<br />

Blutkomponenten und verursacht dann eine<br />

Gewebsnekrose.<br />

•Nervengifte wirken durch ihre rapide Bindung an<br />

das Enzym Acetylcholinesterase. Aufgrund der<br />

raschen Resorption und hohen Toxizität (ein<br />

Bruchteil eines Tropfens ist die letale Dosis) gelangen<br />

diese Verletzte kaum mehr lebend in ein Krankenhaus.<br />

Nur das Nervengift VX wird nicht ganz<br />

so schnell resorbiert und findet sich noch längere<br />

Zeit in den Wunden dieser so Verletzten.<br />

Nervengifte in Form eingedickter Substanzen<br />

machen besondere Vorsichtsmaßnahmen gegen Abgasung<br />

und zum Schutz des Personals erforderlich.<br />

Die Abgasung geht nur von in den Wunden<br />

inkorporierten Fremdkörpern aus, und ihre Wirkung<br />

ist geringgradig. Daher sind keine zusätzlichen<br />

Maßnahmen wie z.B. Atemschutzmasken für das<br />

OP-Personal notwendig.<br />

Die Hauptgefahr resultiert aus dem direkten<br />

Hautkontakt und der Kontamination auch kleinster,<br />

banaler Oberflächenläsionen der Haut, die selbst<br />

unbemerkt während der Operation auftreten können.<br />

Um dies zu vermeiden, sind grundsätzlich zwei<br />

Vorsichtsmaßnahmen unerlässlich:<br />

•Doppelte Handschuhe.<br />

Die zwei Paar Handschuhe sind nach jeweils 20<br />

min zu wechseln entsprechend der Dichtigkeitszeit<br />

von 20 min..<br />

•„No touch technique“<br />

Wunden dürfen nur instrumentell exploriert werden<br />

und unter keinen Umständen mit den Fingern<br />

ausgetastet werden.<br />

Cyanide sind sehr flüchtig, sodass sie sich als<br />

Flüssigkeit nur sehr kurze Zeit in Wunden halten.<br />

Quintessenz<br />

Das Konzept der <strong>Dekontamination</strong> in Krankenhäusern<br />

beinhaltet nicht nur die materielle Ausrüstung<br />

einer mobilen oder stationären <strong>Dekontamination</strong>sanlage,<br />

den Atemschutz und die Schutzkleidung,<br />

sondern auch das Wissen und die praktischen<br />

Skills des Personals. Voraussetzung dafür ist eine<br />

lückenlose zusätzliche Fortbildung und in Übung-<br />

Haltung aller Beschäftigten.<br />

SONDERAUSGABE 2006 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ<br />

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