09.01.2013 Aufrufe

Sonderausgabe: Dekontamination Verletzter (PDF, 2MB)

Sonderausgabe: Dekontamination Verletzter (PDF, 2MB)

Sonderausgabe: Dekontamination Verletzter (PDF, 2MB)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

56<br />

DEKON: KLINIK<br />

Leichte Vergiftungen führen zu Atemnot ohne<br />

Zyanose, thorakalem Engegefühl, Angstzuständen,<br />

Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. Bei schweren<br />

Vergiftungen kommt es zu Verwirrtheit, Krampfanfällen,<br />

Koma, Atemstillstand, Arrhythmien und<br />

Herz-Kreislaufstillstand. Eine Differenzierung zwischen<br />

einer Kohlenmonoxid- und einer Blausäurevergiftung<br />

ist klinisch allerdings nicht möglich.<br />

Im Rahmen der Primärversorgung werden die<br />

Patienten zunächst aus dem toxischen Gefahrenbereich<br />

entfernt. Bewusstlose Patienten werden umgehend<br />

endotracheal intubiert und mit einem FiO2<br />

von 1.0 beatmet. Instabile Herz-Kreislaufverhältnisse<br />

Das Rettungspersonal benötigt eine ausreichende Schutzausrüstung<br />

wie die abgebildete Atemschutzmaske gem. EN 136 Klasse 3 und<br />

VFDB-Richtlinie 0802 sowie...<br />

werden mit Flüssigkeitssubstitution und Katecholaminen<br />

behandelt. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand<br />

ist nach den üblichen Basismaßnahmen der Reanimation<br />

vorzugehen. Eine Laktatazidose muss frühzeitig<br />

mit Natriumhydrogencarbonat korrigiert werden.<br />

Cerebrale Krampfanfälle werden mit Diazepam oder<br />

Clonazepam behandelt. Für die Antidot-Therapie<br />

der leichten HCN-Vergiftung genügt in der Regel die<br />

alleinige Gabe von Natriumthiosulfat in einer Dosierung<br />

von 100 mg/kg KG. Bei einer schweren brandrauchbedingten<br />

HCN-Vergiftung erfolgt die Antidot-<br />

Therapie mit Hydroxocobalamin in einer Dosierung<br />

von 70 mg/kg KG bzw. 5g Hydroxocobalamin für<br />

BEVÖLKERUNGSSCHUTZ SONDERAUSGABE 2006<br />

den Erwachsenen. 4-DMAP darf in diesen Fällen<br />

nicht eingesetzt werden, da dieses zusammen mit<br />

dem im Brandrauch befindlichen Kohlenmonoxid<br />

die Sauerstofftransportkapazität weiter verschlechtern<br />

würde.<br />

Intoxikation mit Reizgasen<br />

In Abhängigkeit von der Wasserlöslichkeit<br />

unterscheiden wir prinzipiell zwischen Reizgasen<br />

vom Sofort-Typ und Reizgasen vom Latenz-Typ. Die<br />

Reizgase vom Sofort-Typ zeigen eine relativ gute<br />

Wasserlöslichkeit und werden deshalb bereits im<br />

oberen Respirationstrakt abgefangen, mit dem<br />

Ergebnis einer frühzeitigen Symptomatik im Bereich<br />

der oberen Atemwege. Reizgase vom Latenz-Typ<br />

sind weniger gut wasserlöslich und können deshalb<br />

bei der Inspiration auch die tieferen Abschnitte des<br />

Respirationstrakts erreichen. Die Folge ist dann ein<br />

mit einer gewissen Verzögerung einsetzender Entzündungsprozess<br />

im Bereich der tieferen Atemwege.<br />

Intoxikation mit Reizgasen vom Sofort-Typ<br />

Im Brandrauch sind die häufigsten Reizgase<br />

vom Sofort-Typ Chlorwasserstoff (HCl), Formaldehyd,<br />

Ammoniak (NH3), Schwefeldioxid (SO2), Fluorwasserstoff<br />

(HF) und Acrolein.<br />

Im Bereich der Atemwege führen diese Reizgase<br />

zu Reizhusten, Dyspnoe, Bronchospastik und<br />

retrosternalem Druck. Nur bei massiver Exposition<br />

kann es auch zum toxischen Lungenödem kommen.<br />

Am Auge verursachen die Reizgase vom Sofort-Typ<br />

Augenbrennen, Tränenfluss und Konjunktivitis.<br />

Die therapeutischen Maßnahmen konzentrieren<br />

sich auf das Entfernen der Patienten aus dem<br />

toxischen Gefahrenbereich. Anschließend erfolgt die<br />

Gabe von Sauerstoff. Bei Atemwegsobstruktion werden<br />

inhalative b2-Sympathomimetika, bei starkem Husten<br />

Antitussiva eingesetzt. Eine intravenöse Applikation<br />

von Glucocorticoiden sowie Intubation und Beatmung<br />

sind nur in Ausnahmefällen erforderlich. Die<br />

Anwendung inhalativer Glucocorticoide wird bei<br />

Intoxikationen mit Reizgasen vom Sofort-Typ nicht<br />

empfohlen.<br />

Intoxikation mit Reizgasen vom Latenz-Typ<br />

Die häufigsten Reizgase vom Latenz-Typ im<br />

Brandrauch sind Nitrose Gase und Phosgen.<br />

Nach Inhalation dieser Reizgase kommt es zunächst<br />

nur zu leichten Beschwerden in Form von

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!