Sonderausgabe: Dekontamination Verletzter (PDF, 2MB)
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DEKON: KLINIK<br />
für die Rettungsmaßnahmen in der toxischen Gefahrenzone<br />
sind Chemikalienschutzanzug und umluftunabhängiger<br />
Atemschutz, für die Maßnahmen im<br />
Dekon-Bereich umluftabhängiger Atemschutz, chemikalienresistente<br />
Einmalschutzanzüge, Schutzstiefel,<br />
und doppelt übereinander getragene Untersuchungshandschuhe<br />
erforderlich.<br />
S-Lost (Senfgas, Mustardgas)<br />
Die Giftwirkung von S-Lost betrifft in erster<br />
Linie die Haut, die Schleimhäute des Respirationstrakts<br />
und der Augen, den Gastrointestinaltrakt, das<br />
Zentralnervensystem und die Hämatopoese.<br />
... den zugehörigen ABEK2 Hg P3-Filter nach EN 141.<br />
(Fotos: BBK)<br />
Nach einem symptomlosen Intervall von 30<br />
Minuten bis 3 Stunden kommt es zunächst zur Hautrötung<br />
mit nachfolgender Blasenbildung. Anschließend<br />
rupturieren die Blasen und hinterlassen schmierig<br />
belegte, tiefe Ulzerationen. Bei einer Ausdehnung<br />
von mehr als 25 % der KOF muss mit einem<br />
tödlichen Ausgang gerechnet werden. Die Inhalation<br />
von S-Lost führt zunächst zu einer ausgeprägten<br />
Laryngitis und Tracheobronchitis, die mit Heiserkeit,<br />
Husten und Dyspnoe einhergehen. Später nimmt<br />
die Tracheobronchitis häufig einen nekrotisierenden<br />
Verlauf, wobei sich großflächig ablösende Pseudomembranen<br />
die Atemwege verlegen und zum plötz-<br />
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ SONDERAUSGABE 2006<br />
lichen Erstickungstod führen können. Am Auge<br />
kommt es bereits kurze Zeit nach Exposition zu Tränenfluss,<br />
Lichtscheu und Blepharospasmus mit nachfolgender<br />
Konjunktivitis und Keratitis. Die gastrointestinalen<br />
Beschwerden äußern sich in Form von<br />
Übelkeit, Erbrechen und abdominellen Schmerzen.<br />
Häufig kommt es zur Bewusstseinstrübung, die von<br />
einer Somnolenz bis zum Koma reichen kann. Mit<br />
einer Latenz von einigen Tagen manifestiert sich die<br />
hemmende Giftwirkung auf die Hämatopoese, wobei<br />
vorwiegend die Leukopoese und Thrombozytopoese<br />
betroffen sind. Eine Leukopenie kann bei den großflächigen,<br />
z.T infizierten Ulzerationen der Haut zum<br />
Sepsis-Syndrom führen.<br />
Nach der Rettung aus dem Gefahrenbereich<br />
konzentrieren sich die therapeutischen Maßnahmen<br />
zunächst auf eine sorgfältige <strong>Dekontamination</strong> der<br />
Patienten, wobei auf eine ausreichende Schutzausrüstung<br />
des Rettungspersonals zu achten ist (Schutzanzug,<br />
Schutzhandschuhe, Schutzstiefel, umluftabhängiger<br />
Atemschutz). Der Lost sollte zunächst mit<br />
einem saugenden Material wie z.B. Zellstoff abgetupft<br />
werden. Anschließend sollte mit kaltem Wasser gespült<br />
werden. Chloramin T, frühzeitig äußerlich eingesetzt,<br />
oxidiert den Lost auf der Haut und macht<br />
ihn damit unschädlich. Dabei wird eine 10%ige<br />
Chloramin T-Lösung zum lokalen Abtupfen von<br />
Lostspritzern und eine 0,2%ige Lösung zur großflächigen<br />
Anwendung, Hautwaschung und für feuchte<br />
Umschläge angewandt. Natriumthiosulfat in einer<br />
Dosis von 500 mg/kg KG i.v. kann, wenn innerhalb<br />
von 20 Minuten eingesetzt, die systemische Lostwirkung<br />
verringern. Der Einsatz von Steroiden ist<br />
umstritten, eine frühzeitige Antibiotikatherapie ist<br />
aber indiziert, da die Ulzerationen an Haut und<br />
Schleimhäuten immer eine potentielle Eintrittspforte<br />
für Keime darstellen. Die Hautläsionen selbst werden<br />
schließlich wie Verbrennungsschäden behandelt.