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Sonderausgabe: Dekontamination Verletzter (PDF, 2MB)

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58<br />

DEKON: KLINIK<br />

für die Rettungsmaßnahmen in der toxischen Gefahrenzone<br />

sind Chemikalienschutzanzug und umluftunabhängiger<br />

Atemschutz, für die Maßnahmen im<br />

Dekon-Bereich umluftabhängiger Atemschutz, chemikalienresistente<br />

Einmalschutzanzüge, Schutzstiefel,<br />

und doppelt übereinander getragene Untersuchungshandschuhe<br />

erforderlich.<br />

S-Lost (Senfgas, Mustardgas)<br />

Die Giftwirkung von S-Lost betrifft in erster<br />

Linie die Haut, die Schleimhäute des Respirationstrakts<br />

und der Augen, den Gastrointestinaltrakt, das<br />

Zentralnervensystem und die Hämatopoese.<br />

... den zugehörigen ABEK2 Hg P3-Filter nach EN 141.<br />

(Fotos: BBK)<br />

Nach einem symptomlosen Intervall von 30<br />

Minuten bis 3 Stunden kommt es zunächst zur Hautrötung<br />

mit nachfolgender Blasenbildung. Anschließend<br />

rupturieren die Blasen und hinterlassen schmierig<br />

belegte, tiefe Ulzerationen. Bei einer Ausdehnung<br />

von mehr als 25 % der KOF muss mit einem<br />

tödlichen Ausgang gerechnet werden. Die Inhalation<br />

von S-Lost führt zunächst zu einer ausgeprägten<br />

Laryngitis und Tracheobronchitis, die mit Heiserkeit,<br />

Husten und Dyspnoe einhergehen. Später nimmt<br />

die Tracheobronchitis häufig einen nekrotisierenden<br />

Verlauf, wobei sich großflächig ablösende Pseudomembranen<br />

die Atemwege verlegen und zum plötz-<br />

BEVÖLKERUNGSSCHUTZ SONDERAUSGABE 2006<br />

lichen Erstickungstod führen können. Am Auge<br />

kommt es bereits kurze Zeit nach Exposition zu Tränenfluss,<br />

Lichtscheu und Blepharospasmus mit nachfolgender<br />

Konjunktivitis und Keratitis. Die gastrointestinalen<br />

Beschwerden äußern sich in Form von<br />

Übelkeit, Erbrechen und abdominellen Schmerzen.<br />

Häufig kommt es zur Bewusstseinstrübung, die von<br />

einer Somnolenz bis zum Koma reichen kann. Mit<br />

einer Latenz von einigen Tagen manifestiert sich die<br />

hemmende Giftwirkung auf die Hämatopoese, wobei<br />

vorwiegend die Leukopoese und Thrombozytopoese<br />

betroffen sind. Eine Leukopenie kann bei den großflächigen,<br />

z.T infizierten Ulzerationen der Haut zum<br />

Sepsis-Syndrom führen.<br />

Nach der Rettung aus dem Gefahrenbereich<br />

konzentrieren sich die therapeutischen Maßnahmen<br />

zunächst auf eine sorgfältige <strong>Dekontamination</strong> der<br />

Patienten, wobei auf eine ausreichende Schutzausrüstung<br />

des Rettungspersonals zu achten ist (Schutzanzug,<br />

Schutzhandschuhe, Schutzstiefel, umluftabhängiger<br />

Atemschutz). Der Lost sollte zunächst mit<br />

einem saugenden Material wie z.B. Zellstoff abgetupft<br />

werden. Anschließend sollte mit kaltem Wasser gespült<br />

werden. Chloramin T, frühzeitig äußerlich eingesetzt,<br />

oxidiert den Lost auf der Haut und macht<br />

ihn damit unschädlich. Dabei wird eine 10%ige<br />

Chloramin T-Lösung zum lokalen Abtupfen von<br />

Lostspritzern und eine 0,2%ige Lösung zur großflächigen<br />

Anwendung, Hautwaschung und für feuchte<br />

Umschläge angewandt. Natriumthiosulfat in einer<br />

Dosis von 500 mg/kg KG i.v. kann, wenn innerhalb<br />

von 20 Minuten eingesetzt, die systemische Lostwirkung<br />

verringern. Der Einsatz von Steroiden ist<br />

umstritten, eine frühzeitige Antibiotikatherapie ist<br />

aber indiziert, da die Ulzerationen an Haut und<br />

Schleimhäuten immer eine potentielle Eintrittspforte<br />

für Keime darstellen. Die Hautläsionen selbst werden<br />

schließlich wie Verbrennungsschäden behandelt.

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