Sonderausgabe: Dekontamination Verletzter (PDF, 2MB)
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Einsatzkonzept ÜMANV –<br />
„MANV überörtlich“<br />
Organisation rettungsdienstlicher Großschadenslagen in NRW<br />
Dr. rer. nat. Jörg Schmidt – Stellv. Abteilungsleiter Rettungsdienst der Berufsfeuerwehr Köln<br />
Die neue Bedrohung durch terroristische Anschläge<br />
hat die Berufsfeuerwehr Köln veranlasst, zusammen<br />
mit mehreren rheinischen Städten und Kreisen ein<br />
Konzept zur gegenseitigen Unterstützung bei Schadensfällen<br />
von bis zu 1 000 Verletzten aufzustellen<br />
und umzusetzen.<br />
Der Massenanfall von Verletzten (MANV) ist<br />
in der Anfangsphase gekennzeichnet durch einen<br />
Ressourcen-Mangel an Behandlungskapazitäten über<br />
einen unklaren Zeitraum. Im Verlauf des Einsatzes<br />
wird durch eintreffende Einheiten der Ressourcen-<br />
Mangel vor Ort ausgeglichen, nicht in gleichem Maße<br />
jedoch in den in der Rettungskette folgenden Kliniken<br />
– durch beide Entwicklungen steigt der Koordinationsbedarf<br />
der Gefahrenabwehr-Maßnahmen. Dieser<br />
Koordinationsbedarf ist unvorbereitet nicht führungstechnisch<br />
zu bewältigen. Erschwerend kommt<br />
hinzu, dass Groß-Einsätze des Rettungsdiensts wegen<br />
der dauerhaft bestehenden Gefahr für Menschenleben<br />
fast über die gesamte Einsatzzeit kritisch bleiben<br />
und kaum eine statische Phase erreichen, wie zum<br />
Beispiel Brandeinsätze („Feuer in Gewalt“).<br />
Hier muss eine Vorplanung greifen, die aus Einsatzplanung,<br />
Schulung und Übung besteht. Die Übung<br />
hat besondere Bedeutung, da sie bei einer seltenen<br />
Einsatzlage zu einer Routine bei eher vom Tagesgeschäft<br />
abweichender Maßnahmen führen soll.<br />
In Nordrhein-Westfalen sind durch die Arbeitsgemeinschaft<br />
der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF)<br />
und die Hilfsorganisationen in den vergangenen 15<br />
Jahren Konzepte zur Versorgung von 50 Patienten<br />
innerhalb eines Kreises oder einer kreisfreien Stadt<br />
entwickelt worden (MANV 50 = Reisebus-Unfall).<br />
Diese Konzepte fußen auf einer Bündelung<br />
der (Behandlungs-) Ressourcen, einer Aufgaben-Prio-<br />
risierung (d. h. Patienten-Sichtung) und einer Pufferung<br />
des Patienten-Flusses. Im Ergebnis erhält man<br />
ein 3-Stufen-Modell aus Patientenablage, Behandlungsplatz<br />
und Patienten-Verteilung. Die Patientenablage<br />
ist Schnittstelle zur technischen Rettung und<br />
erster Puffer durch lebensrettende Sofortmaßnahmen,<br />
der anschließende Behandlungsplatz die Bündelung<br />
der Behandlungsressourcen zur weiteren Pufferung.<br />
Sichtungen unterschiedlicher Qualität finden<br />
an den jeweiligen Ein- und Ausgängen statt.<br />
Dieses System für 50 Patienten ist in NRW<br />
weit verbreitet und einsatzerprobt. Für den Bereich<br />
Patientenablage und Behandlungsplatz sind um 100<br />
Einsatzkräfte unterschiedlicher Qualifikation vorgesehen<br />
(Führungskräfte, Ärzte, Rettungsdienstler,<br />
Helfer, Logistiker). Dieser Einsatzabschnitt alleine<br />
erreicht somit Verbandsstärke.<br />
Im Konzept „ÜMANV“ werden die Komponenten<br />
der beteiligten rheinischen Kreise und Städte<br />
zusammengeführt: Dazu werden Leistungen standardisiert,<br />
die gegenseitig angefordert werden können<br />
(Erstversorgung, Behandlung, Transport) — die technische<br />
Ausgestaltung ist örtlich unterschiedlich und<br />
wird nicht angetastet. Behandlungsplätze sind die<br />
größte Leistung und werden als autarke unteilbare<br />
Einheit entsandt. Sie bekommen einen festen Einsatzabschnitt<br />
mit Patientenablagen zugewiesen, dadurch<br />
werden sie zu einer taktischen Einheit: dem<br />
Behandlungsplatz-Verband. Neben dem örtlichen Einsatzabschnitt<br />
müssen zusätzlich Ressourcen an Rettungstransportfahrzeugen<br />
und Klinik-Kapazitäten zugeteilt<br />
werden.<br />
Das Konzept konnte in drei Übungen mit 150,<br />
250 und 350 Patienten erfolgreich erprobt werden.<br />
Die Ergebnisse dieser Übungen haben zu weiteren<br />
SONDERAUSGABE 2006 BEVÖLKERUNGSSCHUTZ 7