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<strong>Alumni</strong>-<strong>Jahrbuch</strong> <strong>2005</strong><br />
V. Es ist nicht verantwortbar und auch politisch nicht klug, den Wählern<br />
eine spürbare Gesundung Deutschlands in kurzer Frist zu versprechen.<br />
Wir müssen den Mut haben, die Freiheit im Osten als Gewinn,<br />
den Aufbau aus der Kraft aller (aber eben auch aus der Kraft des<br />
Westens) als eine immens schwierige Belastung (im Vergleich zur<br />
übrigen westlichen Welt) ausdrücklich zu benennen. Diese Belastung<br />
macht allerdings die wettbewerbsfördernden Reformen noch dringlicher<br />
als in anderen Mitgliedsstaaten der EU. Denn Deutschland<br />
muss verstehen, dass wir für den Aufbau Ost zusätzliches erwirtschaften<br />
müssen, da andere Nationen eine derartige Aufgabe nicht<br />
gleichzeitig mit der Globalisierung zu schultern haben (es wird Zeit,<br />
dass Vergleiche mit süditalienischen oder spanischen Agrarregionen<br />
ökonomisch sauber zurechtgerückt werden). Wer ohne Hinweis auf<br />
Deutschlands besondere Lage grundsätzliche und kurzfristig wirksame<br />
Verbesserungen unserer "performance" Daten verspricht, läuft<br />
nicht nur Gefahr, politische Glaubwürdigkeit zu verlieren, er gefährdet<br />
auch die Instrumente zur Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit,<br />
weil ökonomisch ungebildete Demagogen (Lafontaine)<br />
dann von "Fehlschlägen des Neoliberalismus" reden können.<br />
VI. In diesem Zusammenhang wird eine weitere deutsche Besonderheit<br />
relevant: Die Wiederherstellung eines funktionsfähigen Föderalismus.<br />
Denn wie wir täglich erfahren, hat die im Laufe der Jahre immer<br />
dichtere Verflechtung von Bund und Ländern immer häufiger zu einer<br />
Handlungsunfähigkeit der Regierung geführt. Auch hier bedarf es<br />
zunächst grundsätzlicher Verständlichkeit für die Bürger und sodann<br />
konsequenter Entflechtung, meist zu Gunsten der Länder. Auch hier<br />
würde ein umfassender, strategischer Ansatz sehr zur Vertrauensbildung<br />
beitragen.<br />
VII. Die bisherige politische Kommunikation leidet unter der immer wieder<br />
punktuellen, in keinem größeren Zusammenhang verständlich<br />
erklärten Information der Wähler. Die Wähler erfahren Einzelheiten<br />
als weitgehend zusammenhangslose Bedrohungen und nicht als<br />
verständliche Schritte auf einem deswegen nicht verständlich vorgezeichneten<br />
Weg. Sie können weder die Notwendigkeiten noch die<br />
unvermeidliche Länge der Durststrecke begreifen. Enttäuschung,<br />
Frust und Wahlverweigerung sind die zwangsläufigen Folgen.<br />
Deutschlands besondere Lage, die Globalisierung und die erwartete<br />
Erweiterung der EU müssten endlich strategisch gemeinsam in die<br />
politische Kommunikation mit den Wählern eingebracht werden: in<br />
ein Konzept.<br />
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