Open Source Jahrbuch 2008 - Business Linux Hanse Network
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Software(weiter)entwicklung eröffnet. Der Begriff des Subpolitischen hebt dabei in<br />
Anlehnung an Beck (1993, S. 156) darauf ab, dass an dieser Stelle Aktivitäten jenseits<br />
des formalen Systems von Staaten vorliegen, welche ebenfalls als politisch verstanden<br />
werden. Diese subpolitische Dimension dominiert bei den so genannten Aktivisten .<br />
Diese beide Formen der Beteiligung bedürfen allerdings der technischen Möglichkeit<br />
einer ortsübergreifenden Partizipation.<br />
Wie wir gesehen haben, steht der Ausdruck <strong>Open</strong> <strong>Source</strong> für die kooperative<br />
Herstellung und freie Verbreitung von Software-Produkten, an der weltweit vernetzte<br />
Programmierer teilhaben. Eric Raymond erklärt in seinem Aufsatz Die Kathedrale<br />
und der Basar den Erfolg von ����� und anderen <strong>Open</strong>-<strong>Source</strong>-Projekten in dieser<br />
bis dato einzigartigen Entwicklungsweise:<br />
Die <strong>Linux</strong>-Gemeinde gleicht [. . .] einem groÿen plappernden Basar<br />
mit verschiedenen Tagesabläufen und Ansätzen (repräsentiert durch die<br />
<strong>Linux</strong>-Archive, in die jeder einbringen kann, was er will). 10 (Raymond<br />
1997)<br />
Demnach kann an der Produktion prinzipiell jeder teilnehmen, der über ausreichende<br />
Programmierkenntnisse verfügt und bereit ist, Zeit und Arbeit in ein Projekt<br />
zu investieren. Auf der Basis freiwilliger Partizipation entstehen hunderte von<br />
<strong>Open</strong>-<strong>Source</strong>-Projekten, deren Beteiligte sich selten persönlich kennen und dennoch<br />
kooperativ zusammenarbeiten. Das Erstaunliche an diesem Bazar-Prinzip ist, dass<br />
es trotz fehlender formaler Richtlinien und der dezentralen Streuung von Kompetenzen<br />
in vielen Fällen erfolgreich ist. Als Begründung dafür wird Entwicklern an vielen<br />
Stellen eine hohe Selbstorganisationskompetenz attestiert, die Finck und Bleek (2006,<br />
S. 214) in Anlehnung an Weber (2004, S. 132) allerdings als idealisierende Unterstellung<br />
bewerten. Sie führen den Erfolg vieler Projekte stattdessen auf die informellen<br />
Planungsstrukturen und die geringe Kontrolle zurück zwei für die <strong>Open</strong>-<strong>Source</strong><br />
Organisation charakteristische Merkmale. Die Autoren verdeutlichen weiter, dass es<br />
das typische Organisationsmodell bei der <strong>Open</strong>-<strong>Source</strong>-Entwicklung nicht gibt und<br />
auch die immer wieder betonte Offenheit und Gleichstellung der Mitglieder innerhalb<br />
eines Projekts so pauschal nicht zutreffe. Im Gegenteil weisen viele Projekte (vor allem<br />
gröÿere) stark hierarchische Strukturen auf, in denen wenige Personen die wichtigen<br />
Entscheidungen treffen.<br />
Groÿprojekte, wie z. B. die Programmierung eines Kernels oder Internetbrowsers,<br />
werden in der Regel in funktionale Einheiten untergliedert, die aufgrund ihres modularen<br />
Aufbaus ineinandergreifen. Jedes dieser Teilprojekte wird wiederum von einem<br />
10 Im Gegensatz dazu erinnern herkömmliche Verfahren der Softwareentwicklung an von einzelnen,<br />
erleuchteten Künstlern oder einer Handvoll auserwählten Baumeistern geschaffene Produkte, die hinter<br />
gut verschlossenen Türen Stein um Stein zusammengebaut werden und nicht an die Öffentlichkeit<br />
kommen, bevor die Zeit nicht endgültig reif ist.<br />
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