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Augsburger Volkskundliche Nachrichten - OPUS Augsburg ...

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ALEVITEN<br />

damaligen Rum-Seldschuken nach Anatolien kam und dort zum Begründer eines<br />

Sufi-Ordens wurde. 10 Solche turkmenischen Derwische, welche eine mystische<br />

Orientierung des Islam vertraten, waren im Zuge der Migrationswellen<br />

oghusischer Türken schon zuvor nach Anatolien gelangt und hatten unter dem<br />

Deckmantel des Islam auch sehr viele vorislamische Vorstellungen bewahrt<br />

11 Nach Birge hatte sich bereits seit dem 11. Jahrhundert im anatolischen<br />

Grenzgebiet zwischen Byzanz und dem Sultanat der Rum-Seldschuken ein<br />

christlich-moslemischer Synkretismus herausgebildet. 12 Für das religiöse Leben<br />

des 13. Jahrhunderts - der Zeit der mongolischen Eroberungen und Plünderungen<br />

- waren einander widerstreitende Tendenzen von mönchischer Weltflucht<br />

bis hin zur kämpferischen Attitüde eines Gazi (moslemischen Glaubenskämpfers)<br />

kennzeichnend. Dementsprechend nahmen auch die Bektasiye vielfältiges<br />

Gedankengut in ihre Lehre auf: neben der vorislamischen, turkmenischoghusischen<br />

Volksreligion lassen sich nestorianisch-christliche, iranisch-zoroastrische,<br />

mazdakistische und manichäische sowie auch buddhistische und sogar<br />

schamanistische Einflüsse nachweisen. Weitere Wurzeln liegen in verwandten<br />

Richtungen des islamischen Sufismus, im anatolischen Zunftwesen (ahilik) der<br />

Seldschuken- und frühosmanischen Zeit sowie im anarchisch geprägten<br />

arabischen Rittertum (jutiwwa). Kurzum: Die Bektasiye bewahrten in ihrem<br />

Glaubensgut viele Anschauungen der innerislamischen Opposition, häretischer<br />

Gruppen und des vorislamischen Türkentums, aus welchen sie in Zeiten der<br />

gegenseitigen Durchdringung byzantinischer und frühtürkischer Kultur der<br />

Seldschukenzeit eine Synthese formten. 13<br />

Das Verhältnis von Aleviten- und Bektashitum beschreibt Melikoff wie folgt: 14<br />

"The beliefs of the Kizilbas-Alevi are identical with those of the Bektashis. Both<br />

groups refer to Had Bektash. But the Bektashis formed an organized group,<br />

whereas the Kizilbas-Alevi, who lived in villages, remained more or less<br />

disorganized. The Bektashis follow an unchangeable ritual whereas the Kizilbas-<br />

Alevi believe in myths in which legends are mingled with local folklore. The<br />

beliefs of both groups are syncretic. They contain elements from different<br />

origins, belonging to religions with which the Turkic people have been in contact:<br />

Buddhism, Manicheism, Nestorian or local Christianity ... Fuat Köprülü called<br />

the Alevi 'county Bektasrhy because they present themselves a rough form of<br />

the same phenomenon ... Though Bektashis and Ale vis go back to the same<br />

origin, they have formed two parallel groups. These groups have been subjected<br />

to different ethnical influences: the Bektashis were influenced by the Balkans, the<br />

Alevi by the people of eastern Anatolia: Iranians, Kurds and others."<br />

30

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