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Augsburger Volkskundliche Nachrichten - OPUS Augsburg ...

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ZEICHEN DER ZEIT<br />

wurden und man dort an Ungleichmäßigkeiten in Arbeitsanfall und -belastung<br />

gewöhnt war, wurde der Industriearbeiterschaft die Anpassung an ganz andere<br />

Kategorien abgefordert: Im Zuge der Orientierung an vorgegebenen Leistungsnormen<br />

kam es darauf an, den geldwerten und daher aus der Sicht der<br />

Arbeitgeber knappen Faktor Zeit durch ein möglichst hohes Maß an Stetigkeit<br />

und Intensität in den Produktionsabläufen optimal zu nützen. Es spielte für den<br />

Arbeitsprozess keine Rolle mehr, ob es Tag oder Nacht, Sommer oder Winter<br />

war, vielmehr war er jetzt von Überwachung und Kontrolle der Arbeitenden<br />

sowie von rationellem, von den Erfordernissen der Maschinen vorgegebenem<br />

Umgang mit der zur Verfügung stehenden Arbeitszeit geprägt. Die Fabrikuhr<br />

griff massiv in die persönliche Zeitverfügung der Arbeitnehmer ein, auf der<br />

anderen Seite bot ihnen die öffentliche Normaluhr Schutz gegen Willkür der<br />

Unternehmer. 16<br />

Eine schnelle <strong>Nachrichten</strong>über mitdung war bis zum Beginn der Neuzeit - nicht<br />

zuletzt bedingt durch die kleinräumigen poUtisch-administrativen Strukturen -<br />

nur unter großem Aufwand, unter massiven Unwägbarkeiten und daher nur<br />

punktuell oder allenfalls für kurze Zeiträume möglich Es war einem recht<br />

kleinen, privilegierten Personenkreis vorbehalten, sich des Post- und Botenwesens<br />

17 zu bedienen. Gleichwohl war man seit dem 15. Jahrhundert bestrebt,<br />

Methoden der Zeitkontrolle zu etablieren und Standardlaufzeiten festzuschreiben.<br />

Ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert arbeitete man daran, die europäischen<br />

Postrouten mittels zahlreicher Abkommen und Verträge miteinander zu<br />

vernetzen. Im Zuge des Auf klärungszeitalters und der Französischen Revolution<br />

dehnte sich die Zugänglichkeit von Postdiensten auf eine breitere Masse der<br />

Bevölkerung aus, der Brief-, Kleingüter- und Personentransport nahm merklich<br />

zu. Den gleichzeitig gestiegenen Ansprüchen an Beförderungstempo, Pünktlichkeit<br />

und Anschlussverbindungen versuchte man, zum einen durch Postgesetze<br />

und Postverordnungen und zum anderen durch den praktischen Einsatz von<br />

Zeitmess- und Zeitkontrolltechniken Rechnung zu tragen. 18<br />

Eine Entwicklung aber war es in besonderem Maß, die zeitliche Koordinierung in<br />

ganz anderen Dimensionen erforderlich machte: nämlich die technischen<br />

Fortschritte, die die Voraussetzungen für den Auf- und Ausbau eines Transportwesens<br />

großen Stils schufen, der sich im 19. Jahrhundert im Bau von Eisenbahnstrecken<br />

und in der Einrichtung von Dampfschiffahrtsrouten manifestierte. Es<br />

leuchtet ohne weiteres ein, dass für einen Fahrplan von naturgemäß überregionaler<br />

Gültigkeit eine großräumige Vereinheitlichung der Zeitbestimmung -<br />

eine Synchomswrung - zwingend erforderlich war. Somit konzentrierten sich die<br />

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