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Augsburger Volkskundliche Nachrichten - OPUS Augsburg ...

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PUBLIKATIONEN<br />

nie erfährt man etwas über das Drumherum, also wo die Interviews stattgefunden<br />

haben und wie die Gesprächssituation war. Deshalb fällt die - wenn auch<br />

knappe - Beschreibung des Ortes sofort auf, den Terkel mit einem Journalisten<br />

aufsucht, um das frühere Jugendbandenmitglied Lloyd (Pete) Haywood zu<br />

interviewen. Eine relativ genaue Lokalisierung (Stateway Gardens, „völlig<br />

heruntergekommen") und die Charakterisierung des Appartements („luftig....<br />

voller Licht, ungeheuer ordentlich... Und an der Wand hängt ein Bild, das einem<br />

sofort ins Auge sticht. Offenbar eine Art Friedhof oder Gedächtnisstätte." 7 ).<br />

Man spürt, darüber hätte man auch bei den anderen gerne mehr erfahren.<br />

Terkel lässt Menschen zu Wort kommen, die mit dem Tod tagtäglich umgehen,<br />

wie Sanitäter, Polizisten, Arzte, ein Beerdigungsunternehmer und Seelenhirten.<br />

Dazu kommen Menschen, die eine schwere Krankheit, Unfälle und Gewaltverbrechen<br />

hinter sich haben. Eltern, die ihre Kinder verloren haben, eine<br />

Mischung aus einfachen Leuten, Gebildeten und ein paar Prominenten, wie dem<br />

blinden Countrysänger Doc Watson. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit verbinden<br />

sich die einzelnen Geschichten. Die Gespräche über den Tod und das Sterben<br />

münden unwillkürlich in Fragen des Glaubens. Die meisten sind Christen, es<br />

sprechen aber auch ein Rabbiner, eine Buddhistin und ein Indianer. Vine<br />

Deloria 8 , der sich selbst als alten indianischen Politiker, Beobachter der<br />

Ereignisse und Schriftsteller bezeichnet, erzählt über indianische Bräuche rund<br />

um das Sterben und eigene Erfahrungen mit dem Tod. Deloria wurde zwar<br />

christlich erzogen, aber „ich arbeite inzwischen viel mit Traditionalisten zusammen.<br />

Die meisten wenden sich direkt an den Medizinmann." 9<br />

Als Strategie im Umgang mit dem Tod entwickelt sich bei manchen ein gewisser<br />

Pragmatismus, wie z.B. bei dem Sanitäter Ed Reardon. Er hält sich für ein<br />

geistiges Wesen, dessen Körper schnell zu Abfall wird und der genau weiß, wenn<br />

ein Mensch stirbt. „Man braucht kein Arzt sein, um zu sehen, wie das Licht den<br />

Körper verlässt." 10 Reverend Willie T. Barrow glaubt an Sternzeichen und an ein<br />

Leben nach dem Tod. „Ich glaube, letztendlich ist der Himmel der Ort, an dem<br />

alle guten Menschen sein werden." 11 Der Traumatologe John Barrett versteht<br />

sich ein bisschen als Herr über Leben und Tod. „Wir entreißen die Verletzten den<br />

Klauen des Todes, wir fuhren das Skalpell, wir fällen die Entscheidungen..." 12<br />

Seine Aufgabe ist, Leben zu retten und, wenn das nicht mehr möglich war, den<br />

Angehörigen den Tod begreiflich zu machen. Dabei ist er für die direkte,<br />

schonungslose Methode, sonst nehmen es die Hinterbliebenen gar nicht richtig<br />

wahr. Barrett befürwortet die Todesstrafe und einen gerechten Krieg. Er glaubt<br />

zwar an ein Leben nach dem Tod, doch denkt er dabei eher an seine Taten, die<br />

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