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Augsburger Volkskundliche Nachrichten - OPUS Augsburg ...

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ALEVITEN<br />

stellt und ein Gefüge schafft, in dem ethnische Identitäten flexibel ausgehandelt<br />

werden können (demnächst vielleicht als Almancasi Aleti - deutsch-türkisch­<br />

stämmiger Alevit?), überwiegt im Falle der religiösen Orientierung der verschie­<br />

denen Konfessionen in Albanien traditionell das nationale Element und stellt die<br />

Klammer dar, innerhalb derer religiöse Identitäten (als Muslim, Katholik, ortho­<br />

doxer Christ, Bektashi - oder eben neuerdings auch als protestantischer Muslim)<br />

im Spannungsfeld von fe (kollektive Glaubensgemeinschaft) und besim (indivi­<br />

duelle religiöse Uberzeugung) flexibel gestaltet werden können. Bezogen auf das<br />

Aleviten- und Bektashitum besteht im albanischen Kontext sicherlich die größere<br />

Gefahr, dass die Orientierung zu diesem Bekenntnis hin zum Spielball aus­<br />

wärtiger Interessen wird.<br />

Anmerkungen<br />

1 Beim albanischen Bektashitum handelt es sich um eine mystische Richtung des Islam, welche<br />

früher auf das Engste mit dem Alevitentum im Osmanischen Reich verknüpft war, sich jedoch nach<br />

dem Verbot aller Derwischorden in der Türkischen Republik (1926) im unabhängigen Albanien<br />

zunehmend verselbständigte - u.a. wurde 1929 das Weltzentrum des Bektashitums in Tirana<br />

errichtet, vgL Kressing 2002, S. 65-92.<br />

2 Beim Aschwra handelt es sich um die Trauerfeierlichkeiten anlässlich des Todes von Hussein (Sohn<br />

Alis und damit Enkel des Propheten Mohammed), der in einer Moschee in Kerbela von den<br />

Parteigängern der Sünna ermordet wurde. Diese an sich schi'itische Feierlichkeit wird auch von den<br />

sufistisch orientierten Aleviten begangen, vgL Kehl-Bodrogi 1988, S. 220-225. Die Stadt Kerbela<br />

dürfte den Leserinnen und Lesern aufgrund der Berichterstattung zum Irak-Krieg im Frühjahr<br />

2003 inzwischen wohlbekannt sein. - Beim Gern handelt es sich um das gängige alevitische<br />

Kollektivritual, vgL ebd., S. 179-182.<br />

3 Genaue statistische Angaben dazu sind nicht verfügbar; die Angabe von etwa 500 000 Alevitinnen<br />

und Aleviten geht davon aus, dass unter der türkischstämmigen Einwandererbevölkerung die<br />

verschiedenen ethnischen und religiösen Gruppen etwa im selben Proporz wie in der Türkei selbst<br />

vertreten sind.<br />

4 Das ist das Resümee meiner zahlreichen informellen Gespräche mit Alevitinnen und Aleviten<br />

türkischer, kurdischer, arabischer und albanischer Herkunft in Deutschland, der Türkei, Syrien und<br />

Albanien in den Jahren 1979 bis 2001.<br />

5 Vgl Kehl-Bodrogi 1988, S. 6.<br />

6 Diese für den deutschen Sprachraum ungewöhnlich erscheinende Verwandtschaftskonstellation<br />

wird lediglich vor dem Hintergrund der in der arabischen "vvelt (und auch allgemein im sunnitischen<br />

Islam) verbreiteten Institution der Kreuzvettern-/Kreuzbasenheirat (ein Individuum heiratet den<br />

Sohn der Vaterschwester oder die Tochter des Mutterbruders) verständlich. - Orientalistisch<br />

vorgebildete oder des Arabischen mächtige Leser mögen verzeihen, dass im Folgenden alle aus dem<br />

Arabischen stammenden Begriffe in einer vereinfachten, dem deutschen angepassten Umschrift<br />

wiedergegeben sind. Aus drucktechnischen Gründen konnten leider auch uirkei-türkische Begriffe<br />

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