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Augsburger Volkskundliche Nachrichten - OPUS Augsburg ...

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ALEVITEN<br />

ihre Unabhängigkeit vom albanischen Krye^yshat (Weltzentrum) und wählten<br />

Ahmed Sirri Baba in Kairo 1947 (oder 1949?) zum Oberhaupt. 54 In Detroit<br />

wurde vom dem aus Albanien geflohenen Derwisch Rexhebi Baba 1954 eine teqe<br />

gegründet, die das Journal Zeri i Bektashizmes („die Stimme des Bektashitums")<br />

herausgibt. 55<br />

Unter dem Hoxha-Regime wurden die Bektashis spätestens mit dem offiziellen<br />

Verbot aller Konfessionen 1967 aus dem öffentlichen Leben verbannt, ihre<br />

Führungspersönlichkeiten verfolgt, ermordet und eingekerkert Wie bei den drei<br />

anderen albanischen Religionsgemeinschaften (sunnitische Moslems, Orthodoxe<br />

und Katholiken) auch, konnten Kulthandlungen und religiöse Unterweisungen<br />

nur im Untergrund durchgeführt werden.<br />

Als historische Kontinuität lässt sich festhalten, daß Anhänger der albanischen<br />

Bektashiye bis zu ihrer endgültigen Liquidierung als politischer Kraft trotz des<br />

Minderheitencharakters ihrer Religionsgemeinschaft in überproportionaler<br />

Weise politischen Einfluss in den albanischen Siedlungsgebieten und im unabhängigen<br />

albanischen Staat des 20. Jahrhunderts ausübten.<br />

Das Bektaschitum im zeitgenössischen postkommunistischen Albanien - eine Rdiktreligion<br />

Als Folge der antireligiösen Repressionsmaßnahmen des Hoxha-Regimes konnte<br />

sich das Bektashitum im heutigen Albanien allerdings nur in Resten halten (vgL<br />

sowohl eigene Erhebungen in Albanien 1996/2000 als auch Feldforschungen<br />

anderer Autoren, z.B. Lakshman-Lepain 1996, 2002), und das rezente<br />

Bektashitum in Albanien muss trotz seiner ehemals großen historischen<br />

Bedeutung als Reliktreligion betrachtet werden. Nach dem Zusammenbruch des<br />

Kommunismus im Jahre 1991 wurden teqet 56 der Bektashi wieder aufgebaut, und<br />

der Orden konstituierte sich neu. 57 Allerdings ist die mfrastruktur des Ordens in<br />

Gestalt der früher sehr zahlreichen teqet weitgehend vernichtet, nur wenige<br />

Bektashi-Kleriker überlebten die antiklerikale Politik des kommunistischen<br />

Regimes. Dementsprechend herrscht auch in den früher traditionell mit dem<br />

Bektashitum verbundenen Familien eine vage und schwammige Identität als<br />

Bektashi-Anhänger vor, z.T. entwickeln sich - wie in Albanien relativ häufig -<br />

multiple religiöse Identitäten, z.B. als „protestantischer Moslem" oder<br />

„(christlich)-orthodoxer Bektashi". Fast das gesamte esoterische Wissen der<br />

Bektashi und anderer Ordensgemeinschaften scheint verloren gegangen zu sein,<br />

so dass entweder die „Wiedererfindung" oder die Übernahme von Traditionen<br />

verwandter Sufi-Strömungen die einzige Möglichkeit zur Wahrung einer eigenen<br />

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