Augsburger Volkskundliche Nachrichten - OPUS Augsburg ...
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ZEICHEN DER ZEIT<br />
lassenden Federspannung möglich. Im 16. Jahrhundert stieg die Produktion<br />
kleiner Zeitmesser sprunghaft an, so dass man für das 17. Jahrhundert von einem<br />
breiten privaten Uhrenbesitz im Bürgertum und seit dem 18. Jahrhundert auch<br />
bei den Mittel- und Unterschichten ausgehen kann.<br />
Die Uhren in privatem Besitz lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen: Da<br />
waren zum einen die Zimmeruhren, zum anderen die in irgendeiner Weise am<br />
Körper tragbaren Uhren.<br />
In der Renaissance erlebte speziell die Tischuhr eine Blütezeit: Die jetzt übliche<br />
aufwendige, üppige, ja prunkvolle Gestaltung der Gehäuse bot ein breites<br />
Betätigungsfeld für allerlei Kunsthandwerker, die die Uhren mit reichem<br />
ornamentalen und figürlichen Dekor versahen. An markanten und als<br />
Grundtypus über Zeitgeschmack und Stile von Jahrhunderten hinweg bestehenden<br />
Untergattungen von Zimmeruhren sind vorrangig Türmchenuhren,<br />
Figurenuhren und Wanduhren zu nennen. 14<br />
Nach vielerlei Anläufen, vor allem in Italien, gelang es 1656 dem Naturwissenschaftler<br />
Christiaan Huygens in Den Haag, die erste funktionsfähige<br />
Pendeluhr zu konstruieren. In der Folge nahmen Holland und England eine<br />
Vorreiterrolle beim Bau von Stockuhren und von Bodenstanduhren mit<br />
integriertem langen Pendel ein; in Frankreich bildete sich eine etwas abweichende<br />
Form, die sogenannte Penduk\ heraus, die sich durch ein kürzeres Pendel und<br />
vielfach durch außergewöhnlich prächtige Gestaltung auszeichnet. Eine Sonderform<br />
der Wanduhr mit Gesichtsantrieb, der RegJator, wurde von Anfang des 19.<br />
bis in das frühe 20. Jahrhundert schwerpunktmäßig in Wien gefertigt; er ist<br />
gekennzeichnet durch ein schlichtes Mahagonigehäuse und sichtbare Messinggewichte.<br />
Die Vorläufer der späteren Taschen- oder Armbanduhren waren die um 1500<br />
aufgekommenen sogenannten Hals- oder Sackuhren, die unter Verwendung<br />
einer Kette oder eines Beutels getragen wurden. Sie waren mit einem<br />
horizontalen Zifferblatt, in der Regel mit einem Schutzdeckel und bisweilen mit<br />
astronomischen Zusatzfunktionen ausgestattet sowie vielfach und reich<br />
dekoriert Ihre Form war anfangs meist ähnlich der einer Dose oder achteckig,<br />
später auch rechteckig, quadratisch oder oval. Ab der Mitte des 16. Jahrhunderts<br />
wurde die Halsuhr allmählich von der Taschenuhr verdrängt, deren<br />
Ganggenauigkeit dank der Erfindung der Unruh durch den erwähnten Huygens<br />
eine deutliche Verbesserung erfuhr. Obwohl bereits vor 1800 gelegentlich kleine<br />
Uhren in Armreife integriert wurden, setzte sich die heute gängige Armbanduhr<br />
endgültig erst ab ca. 1920 durch<br />
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