Augsburger Volkskundliche Nachrichten - OPUS Augsburg ...
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ZEICHEN DER ZEIT<br />
Uhrentechniker jetzt verstärkt darauf, aufbauend auf grundlegenden Erfindungen<br />
wie Pendelgang und Unruhfedern, die Ganggenauigkeit der Uhren möglichst<br />
zu optimieren. Zudem richtete man die öffentlichen Uhren nach und nach<br />
allesamt nicht mehr nach der örtlichen Sonnenzeit, sondern nach der mittleren<br />
Sonnenzeit aus, was eine überregionale Übereinstimmung der Uhrzeit und somit<br />
eine landesweit gültige „Eisenbahnzeit" gewährleistete. Zu bedenken sind<br />
weiterhin die umwälzenden Veränderungen, die das Eisenbahnzeitalter für die<br />
subjektive Zeitwahrnehmung mit sich brachte: Die Menschen erfuhren gänzlich<br />
neue Dimensionen von Geschwindigkeit und gewöhnten sich zwangsläufig an<br />
den alltäglichen Umgang mit Minuten. 19<br />
Am Ende des 19. Jahrhunderts tauchen erstmals Überlegungen auf, eine immer<br />
und überall gültige und verbindliche Urdversalzeit oder Wetzet zu schaffen. In<br />
diesem Zeichen stand etwa die internationale Meridiankonferenz von 1884.<br />
Entgegen diesen Bestrebungen setzte sich jedoch die Festlegung von 24<br />
Normalmeridianen im Abstand von 15 Grad mit jeweils einer Stunde Zeitdifferenz<br />
durch, als deren Ausgangspunkt man schließlich Greenwich bestimmte.<br />
Von den 1890er Jahren an ging man daran, die nationalen Zeiten einer der so<br />
entstandenen Zeitzonen zuzuordnen.<br />
Facetten unserer heutigen Zeitwahrnehmung<br />
Verglichen mit den bereits beschriebenen umwälzenden Neuerungen nimmt es<br />
sich - zumindest was den Einfluss auf das Zeitempfinden der Menschen anbetrifft<br />
- verhältnismäßig bescheiden aus, was das 20. Jahrhundert an Innovationen<br />
zu bieten hatte, deren technische Bedeutsamkeit hier freilich nicht bestritten<br />
werden soll: Da ist zunächst die Quarzuhr zu nennen, die ab 1927 entwickelt<br />
wurde. Sie funktioniert auf der Grundlage eines Quarzkristalls, der durch ein<br />
elektrisches Feld zu Schwingungen angeregt wird, und zeichnet sich bereits durch<br />
extreme Ganggenauigkeit, ferner durch Unabhängigkeit von der Schwerkraft und<br />
geringe Empfindlichkeit gegenüber Erschütterungen aus. Seit 1948 schließlich<br />
existieren sogenannte Atomuhren, bei denen mit Hilfe der Eigenschwingung von<br />
Molekülen und Atomen ein absolut konstantes Zeitnormal geschaffen wird Im<br />
Jahr 1967 wurde auf dem Weg internationaler Vereinbarungen die Sekunde auf<br />
der Grundlage einer atomaren Schwingung des Atoms Cäsium 133 verbindlich<br />
definiert Seither sind nach diesen Richtlinien weltweit etwa zehn Cäsium-Uhren<br />
in Betrieb, von denen sich zwei in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in<br />
Braunschweig befinden, deren Signale über einen Sender Bahnhofsuhren, Funk-<br />
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