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Augsburger Volkskundliche Nachrichten - OPUS Augsburg ...

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ALEVITEN<br />

am meisten Einfluss gewinnen konnte.<br />

Die Bektashiye in Albanien 42<br />

Das Gebiet des heutigen Albanien wurde im 15. Jahrhundert von den<br />

osmanischen Türken erobert und in ihr Reich einverleibt, der Widerstand unter<br />

dem zum Nationalhelden erhobenen Heerführer Gjergji Kastrioti Skanderbeg<br />

militärisch gebrochen. Ab dem 17. Jahrhundert konvertierte die Mehrheit der<br />

Albaner, welche sich zuvor zum Christentum katholischer oder orthodoxer<br />

Prägung bekannt hatte, zum Islam - wie viele Reisende des 19. Jahrhunderts<br />

nachzuweisen versuchten, aus reinem Opportunismus. 43 Neben dem Islam<br />

sunnitischer Prägung verbreitete sich im Land auch eine mystische Richtung des<br />

Islams, welche individuelle Gotteserkenntnis zum Ziel hatte und sich in Gestalt<br />

des Derwischordens der Bektashiye organisierte. 44 Der Legende nach verbreitete<br />

sich der Bektashi-Orden bereits ab dem 15. Jahrhundert unter den „Großmeistern"<br />

Balim Sultan und Sari Saltik (albanisch Sari Salltik oder Salltuk) auch<br />

auf der Balkanhalbinsel. Historische Belege für die Existenz von Bektashi-<br />

Konventen (türkisch tekke, albanisch teqe) in Albanien existieren allerdings erst<br />

für das 17. Jahrhundert Periphere Regionen des osmanischen Reiches, darunter<br />

gerade auch die albanischen Siedlungsgebiete auf der Balkan-Halbinsel, hatten in<br />

Zeiten der politischen Verfolgung (s.o.) die Funktion eines Exils, was die<br />

historisch starke Präsenz der Bektashiye gerade im Süden des heutigen Albaniens<br />

erklärt 45<br />

Die SJAlbanisierung ct des Bektaschitums<br />

Im Zuge des Transfers aus seinem anatolisch-vorderasiatischen Ursprungsgebiet<br />

in die albanischen Siedlungsgebiete machte das Bektashitum spezifische<br />

Wandlungen durch und war einer Sonderentwicklung ausgesetzt: Zum einen<br />

fanden die Bektaschis aufgrund eines Klimas allgemeiner religiöser Toleranz, des<br />

Fortbestehens zahlreicher „heidnischer Bräuche" (sowohl vorchristlicher als<br />

auch vorislamischer Überzeugungen und Kulthandlungen) und eines allgemein<br />

verbreiteten Synkretismus - in den albanischen Siedlungsgebieten einen fruchtbaren<br />

Nährboden. Dieser Synkretismus bestand z.B. in Gestalt des sogenannten<br />

Kryptochristentums oder der Erscheinung der larame. Larame bedeutet wörtlich<br />

„die Bunten" oder „die Gescheckten" und ist eine Bezeichnung für Personen,<br />

welche sich situativ verschieden als Moslems oder Christen deklarierten, an den<br />

38

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