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Verfall von Arbeitszeit in indirekten Tätigkeitsbereichen - IMU Institut

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<strong>IMU</strong><br />

die tatsächliche <strong>Arbeitszeit</strong> (Fuchs 2008: 37). Die kürzeste <strong>Arbeitszeit</strong> (vertraglich<br />

und tatsächlich) geben <strong>in</strong> der Beschäftigtenbefragung des DGB-Index Gute<br />

Arbeit Vollzeitbeschäftigte der Metall<strong>in</strong>dustrie sowie des Masch<strong>in</strong>en- und Fahrzeugbaus<br />

an (Fuchs 2008: 38).<br />

Mehrarbeit entsteht, wenn Beschäftigte länger als tarif- oder arbeitsvertraglich<br />

vere<strong>in</strong>bart arbeiten. Diese Mehrarbeit kann – <strong>in</strong> der Regel mit Zuschlägen –<br />

vergütet, mit Freizeit ausgeglichen oder <strong>Arbeitszeit</strong>konten zugeführt werden –<br />

oder verfallen. <strong>Arbeitszeit</strong>berechnungen weisen seit Jahren e<strong>in</strong>en Rückgang<br />

<strong>in</strong>sbesondere der bezahlten Mehrarbeit 7 <strong>in</strong> Deutschland aus – bei gleichzeitiger<br />

<strong>Arbeitszeit</strong>verlängerung (Anger 2006: 198)! Dieser Rückgang wird auf e<strong>in</strong>e negative<br />

Wirtschaftsentwicklung sowie auf die Zunahme flexibler <strong>Arbeitszeit</strong>modelle<br />

und flexibler Beschäftigung (erleichterte Befristung, erleichterter Arbeitnehmerverleih)<br />

zurückgeführt (Schoof 2007: 1424; Anger 2006: 190). Anzeichen für<br />

mögliche <strong>Arbeitszeit</strong>verkürzungen zeigen sich auch <strong>in</strong> der jetzigen Wirtschaftskrise<br />

– erste Unternehmen fordern e<strong>in</strong>e kürzere <strong>Arbeitszeit</strong> ohne Lohnausgleich.<br />

Zum Umfang des gesamtwirtschaftlichen <strong>Arbeitszeit</strong>verfalls gibt es ke<strong>in</strong>e Erhebungen<br />

8 , sondern nur Schätzungen: Der Anteil der Überstunden am gesamten<br />

Arbeitsvolumen liegt seit Anfang der 1980er Jahre recht stabil bei etwa 3 bis<br />

4 % des gesamten Arbeitsvolumens (Schmidt 2007: 45; Anger 2006: 190), da<strong>von</strong><br />

entfallen je etwa die Hälfte auf vergütete und unbezahlte Mehrarbeit. In den<br />

letzten Jahren, die durch starkes Wirtschaftswachstum geprägt waren, betrug<br />

der Umfang jeweils etwa 1,5 bis 2 Milliarden Stunden 9 , das entspricht grob geschätzt<br />

etwa gut e<strong>in</strong>er Million Vollzeitstellen 10 . Selbst nach Darstellung des Arbeitgeberverbandes<br />

Gesamtmetall sah 2003 e<strong>in</strong> Sechstel der Beschäftigten<br />

ke<strong>in</strong>e Möglichkeit, ihre Überstunden abzubauen (Arbeitgeberverband Gesamtmetall<br />

2003: 41).<br />

7 Der Anteil bezahlter Mehrarbeit an der Mehrarbeit <strong>in</strong>sgesamt s<strong>in</strong>kt deutlich, ist <strong>von</strong> 50 % Anfang<br />

der 1990er Jahre auf etwa 15 % im Jahr 2005 gesunken (Schoof 2007: 1424, ähnlich<br />

Anger 2006: 192 ff.). E<strong>in</strong>e unbezahlte Verlängerung der <strong>Arbeitszeit</strong> führt – im S<strong>in</strong>ne der Arbeitgeber<br />

– zu e<strong>in</strong>er Senkung der Personalkosten (vgl. Gröz<strong>in</strong>ger; Matiaske; Tobsch 2008:<br />

92 und Schwarz-Kocher; Stieler 2008).<br />

8 Anger 2006: 191, zur Darstellung der <strong>Arbeitszeit</strong> und des Arbeitsvolumens <strong>in</strong> der Volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtrechnung siehe Bach; Koch 2002: 57-70.<br />

9 Der Umfang bezahlter Mehrarbeit schwankte mit konjunkturellem Wachstums bzw. mit konjunkturellem<br />

Schrumpfen - zwischen 1,44 Mrd. Stunden im Jahr 2005 und 1,94 Mrd. Stunden<br />

im Jahr 2000 (Schoof 2007: 1424).<br />

10 Bei Berücksichtigung kürzerer Wunscharbeitszeiten der Beschäftigten könnten rechnerisch<br />

weitere bis zu 2,4 Millionen neuer Arbeitsplätze geschaffen werden (Gröz<strong>in</strong>ger; Matiaske;<br />

Tobsch 2008: 92, ähnlich Stopp 2004). Beschäftigungspolitische Aspekte standen jedoch <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren bei Diskussionen um die Dauer der <strong>Arbeitszeit</strong> bzw. bei Forderungen<br />

nach deren Verkürzung im H<strong>in</strong>tergrund.<br />

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