Verfall von Arbeitszeit in indirekten Tätigkeitsbereichen - IMU Institut
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<strong>IMU</strong><br />
zwei Aspekte aufgreifen: die Leistungsregulierung und die Vere<strong>in</strong>barkeit der<br />
Erwerbstätigkeit mit dem Privatleben der Beschäftigten (auch „work-life-balance“<br />
genannt).<br />
3.5.1 <strong>Arbeitszeit</strong> und Leistungsregulierung<br />
Seit Jahren werden <strong>in</strong> Unternehmen neue Steuerungsformen e<strong>in</strong>gesetzt, wird<br />
Konkurrenz- und Marktdruck zunehmend auf Beschäftigte verlagert (Lehndorf<br />
2007: 26, IG Metall 2000: 19). Diese neuen Formen der Leistungsregulierung<br />
wie z. B. Zielvere<strong>in</strong>barungen haben durchaus zu mehr Souveränität bei Beschäftigten<br />
geführt - wenigstens bei Teilen <strong>von</strong> ihnen. Aber dieses Mehr an<br />
Selbstbestimmung geht auch mit massiv erweiterten Anforderungen e<strong>in</strong>her<br />
(Moldaschl; Voß 2003: 14). Vor allem im Angestelltenbereich wird diese „<strong>in</strong>direkte<br />
Steuerung“ als Ursache für den zunehmenden Leistungsdruck und als<br />
Ursache für zunehmenden <strong>Arbeitszeit</strong>verfall ausgemacht. Durch die Koppelung<br />
e<strong>in</strong>es Entgeltteils an die Erreichung vorab verabredeter Ziele wird die im Angestelltenbereich<br />
bisher vorherrschende Koppelung des Entgelts an die <strong>Arbeitszeit</strong><br />
aufgehoben, sie werden geradezu zu gegensätzlichen Polen (Glas; Rehberg<br />
2003: 32). <strong>Arbeitszeit</strong> verliert ihre Funktion als Maßstab <strong>von</strong> Leistung und Arbeit:<br />
Anstelle der klassischen Leistungspolitik mit ihrem Bezug auf den Aufwand<br />
(E<strong>in</strong>satz <strong>von</strong> Körperkraft, Qualifikation und Zeit) wird zunehmend die Orientierung<br />
am wirtschaftlichen Ergebnis zum Maßstab (Wagner 2007: 9) 12 . Dabei machen<br />
„ambitionierte“ Ziele und knappe Personalkapazitäten Mehrarbeit systematisch<br />
erforderlich. Das Arbeitsverhältnis verändert zunehmend se<strong>in</strong>en Charakter<br />
<strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>es Werkvertrags (Wagner 2007: 7 und 2000: 267 ff.).<br />
Zudem gehört die betriebliche Leistungspolitik aktuell zu den Arenen betrieblicher<br />
Rationalisierung (Schumann 2008: 379 und Jürgens 2007: 167). Arbeitgeber<br />
können Verschlechterungen bisheriger Beschäftigungs-, Leistungs- und<br />
Entgeltstandards durchsetzen und begründen sie mit e<strong>in</strong>er schwierigen oder<br />
gar Existenz bedrohenden Wettbewerbssituation oder der Verfehlung <strong>von</strong> F<strong>in</strong>anzvorgaben.<br />
Schenk (2007: 41 f.) spricht gar vom Verlust e<strong>in</strong>er Tradition.<br />
Da zwischen der <strong>Arbeitszeit</strong> und der betrieblichen Leistungspolitik e<strong>in</strong> enger<br />
Zusammenhang besteht, steigt mit steigenden Leistungsanforderungen auch<br />
die <strong>Arbeitszeit</strong> (Ohl; Rohnert; Wagner 2008: 511). „E<strong>in</strong>e Verlängerung der <strong>Arbeitszeit</strong><br />
wird zum Ventil, um die Bewältigung des vorliegenden Arbeitsvolumens<br />
sicherzustellen.“ (IG Metall 2000: 22). Damit wird der steigende Leistungsdruck<br />
<strong>in</strong> den Betrieben zum Anlass für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den letzten Jahren wieder<br />
stärkere Diskussion zur <strong>Arbeitszeit</strong>politik. Während jedoch bei den Trägern der<br />
Mitbestimmung Arbeitspolitik mit der Zielrichtung „Guter Arbeit“ stärker <strong>in</strong> den<br />
Mittelpunkt rückte, beabsichtigten Arbeitgeberverbände die Ausweitung der Ar-<br />
12<br />
E<strong>in</strong>e knappe und klare Darstellung der wesentlichen Charakteristika der „neuen Steuerungsformen“<br />
gibt Wagner 2007: 10 - 12.<br />
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