Dissertationsschrift - Ralf Liedke 1999
Dissertationsschrift - Ralf Liedke 1999
Dissertationsschrift - Ralf Liedke 1999
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2 Analytische und präparative Arbeitsweisen 36<br />
In eigenen Vorversuchen konnten Radikale beim Abbau von Amadori-Verbindungen in wäßrigen<br />
Systemen nicht direkt mittels der ESR-Spektroskopie nachgewiesen werden. Selbst<br />
nach direkter Bestrahlung von Amadori-Verbindungen mit Röntgenstrahlung konnten in den<br />
wäßrigen Lösungen keine Radikale detektiert werden, obwohl eine solche Bestrahlung die<br />
unterschiedlichsten radikalischen Strukturen induzieren sollte. Offensichtlich reicht die<br />
Lebensdauer der Radikale beim Abbau der Amadori-Verbindung nicht für den direkten<br />
Nachweis mittels ESR-Spektroskopie aus.<br />
Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Verwendung wäßriger Lösungen als Untersuchungsmaterial.<br />
Die Wassermoleküle neigen selbst dazu, die eingestrahlten Mikrowellen zu<br />
absorbieren - ein Umstand, der im alltäglichen Haushalt zur Anwendung kommt. Dadurch<br />
verringert sich bei der Messung die Intensität der angelegten Strahlung, was zu einer Verringerung<br />
der Nachweisgrenze führt.<br />
Für den Nachweis von Radikalen in vitro und selbst in vivo benutzt man deshalb in letzter<br />
Zeit vermehrt das Spin Labeling bzw. das Spin Trapping [64].<br />
Beim Spin Trapping wird das Radikal mit geeigneten Reagenzien (sogenannte Spin Traps)<br />
abgefangen. Dadurch wird das ungepaarte Elektron auf das Spin Trap übertragen und es<br />
entsteht ein Radikal mit erheblich längerer Lebensdauer.<br />
Zum Einsatz kommen hierbei die verschiedensten Spin Traps bzw. Spin Labels. Allen<br />
gemein ist jedoch das Vorhandensein einer Stickoxid-Gruppe, dessen Stickstoffatom in<br />
einem Heterocyclus stabilisiert ist. Die einzelnen Spin Traps unterscheiden sich in ihrer<br />
Affinität zu den verschiedenen Radikalen. So wird zum Abfangen von Alkylradikalen (R•)<br />
häufig das 2,2,6,6-Tetramethylpiperidin-N-oxyl (TEMPO) bzw. die entsprechende 4-Hydroxy-<br />
Verbindung (TEMPOL) eingesetzt [65][66].<br />
Ein weiteres, häufig eingesetztes Spin Trap ist das 5,5-Dimethyl-1-pyrrolin-N-oxid (DMPO).<br />
Es besitzt eine besondere Affinität zu radikalischen Strukturen, die an Sauerstoffatomen<br />
lokalisiert sind [67]. So lassen sich mit dem DMPO sowohl Hydroxylradikale (HO•) als auch<br />
Superoxyl- und Hydroperoxylradikale (O2 - • / HOO•) abfangen. Auch Alkoxy- und Peroxy-<br />
Radikale (RO• / ROO•) konnten bereits mit DMPO nachgewiesen werden [68].<br />
H3C<br />
H3C<br />
N<br />
O<br />
OH<br />
H3C<br />
H3C<br />
Abbildung 27: Bildung des Addukts aus DMPO und Hydroxylradikalen<br />
+<br />
Der Mechanismus der Abfangreaktion soll anhand der Adduktbildung des DMPOs mit einem<br />
Hydroxylradikal erläutert werden (Abbildung 27). Das Hydroxylradikal wird an die Doppelbindung<br />
addiert, wodurch das ungepaarte Elektron an das DMPO-Molekül übergeben wird. Es<br />
N<br />
O<br />
α<br />
H<br />
β<br />
OH